
© Getty Images via AFP/Christian Petersen
„Etwas in Worte zu fassen macht es real“: Coming-Out von US-Sportler Trey Cunningham
Hürdensprinter Trey Cunningham hat sich öffentlich geoutet. Damit gehört er zu den wenigen offen schwulen Leichtathleten.
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Sein persönliches Umfeld weiß schon seit fünf Jahren Bescheid – und jetzt hatte der Leichtathlet Trey Cunningham auch sein öffentliches Coming-Out. Im Gespräch mit der „New York Times“ sagt er: „Etwas in Worte zu fassen macht es real“. Dies sei eine Technik, die der US-amerikanische Profi-Sportler schon lange im Training nutzte. „Wir sprechen unsere Ziele laut aus“, so Cunningham, „Wenn es etwas gibt, was wir erreichen wollen, sagen wir es.“
Cunningham ist nicht der erste, aber doch einer der wenigen aktiven männlichen Leichtathleten, die sich geoutet haben.
So hatte etwa der irische Dreispringer Denis Finnegan 2020 sein öffentliches Coming-Out als homosexuell. Er erlebt die Atmosphäre in der Leichtathletik als tolerant und spricht von einer hohen Akzeptanz in dem Sport. Allerdings glaubt er, dass dies bei anderen Sportarten, wie zum Beispiel beim Fußball, nicht so ist.
Der britische Geher Tom Bosworth, der sich bereits 2015 als schwul outete, wurde von seinen Teamkollegen ebenfalls unterstützt. Kurz nach seinem Coming-Out sagte Bosworth in einem Interview mit der BBC: „Hoffentlich wird es in zwei, drei Jahren keine Nachricht mehr sein, wenn sich jemand outet.“
Coming-Out könnte mit Konsequenzen verbunden sein
Diesen Wunsch teilt Trey Cunningham, der 2022 Vize-Weltmeister in seiner Disziplin war, sich aber nicht für die diesjährigen Olympischen Spiele in Paris qualifizieren konnte. Laut „New York Times“ wünscht er sich, dass das Stadion ein Ort wird, an dem niemand sich „outen“ muss, sondern alle einfach sie selbst sein können.
Cunningham sagt allerdings, dass mit einem Outing auch praktische und eventuell sogar finanzielle Bedenken verbunden sind. Als Leichtathlet könne er beispielsweise schnell in eine Situation kommen, in der ihn seine öffentlich bekannte Homosexualität in Gefahr bringen könnte. Wenn er beispielsweise in ein Land wie Katar reisen würde, in dem Homosexualität als Verbrechen gilt, müsste er vorher sein Management konsultieren, so Cunningham.
Cunningham wuchs in Winfield, Alabama, auf, was er als „ländlich, ziemlich konservativ und ziemlich religiös“ beschreibt. Dadurch habe er bestimmte Vorstellungen von seinem späteren Leben gehabt. Auf der High School sei er mit anderen Dingen beschäftigt gewesen, doch auf dem College sei er sich schließlich seiner sexuellen Orientierung bewusst geworden.
Reaktionen auf Cunninghams privates Outing
Als er im Alter von 20 Jahren beschloss, sich seinen Eltern und Freunden gegenüber per Telefonat zu outen, war dies für Cunningham „das Furchterregendste, was ich je getan habe“. Tatsächlich hätten seine Eltern nach dem Coming-Out etwas Zeit gebraucht, die er ihnen gerne gegeben habe.
Ansonsten war Cunninghams Sorge jedoch unbegründet, denn die Reaktion seiner Eltern blieb eine Ausnahme. Die meisten seiner Freund*innen hätten verständnisvoll regaiert. Der Leichtathlet erzählt, er habe das Gefühl gehabt, einige hätten sogar mit einem Coming-Out gerechnet. Es habe nichts an der Beziehung zu ihnen geändert, worüber er sehr glücklich sei, so Cunningham.
Genau deshalb wirkt Cunningham laut „New York Times“ nicht als wäre durch das öffentliche Coming-Out eine große Last von ihm abgefallen. Bisher seien die Reaktionen darauf positiv ausgefallen. Er habe im Übrigen aber auch nicht das Gefühl gehabt, dass seine sportliche Leistung beeinträchtigt gewesen sei, weil er seine Homosexualität zuvor nur im privaten Rahmen thematisiert hatte.
Trotzdem ist Cunningham davon überzeugt, dass es wichtig ist, das eigene Schwulsein nicht zu verheimlichen. Obwohl der Sprinter nicht bei Olympia dabei ist, hat er mit seinem Coming-Out einen kleinen persönlichen Sieg errungen. Vielleicht inspiriert er damit sogar andere queere Leichtathlet*innen.
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