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Kuss ist Kuss, egal mit wem.

© dpa

Queer weiß das (33): Gibt es bei euch Party-Heterosexualität?

Eine neue Folge unserer Kolumne Heteros fragen, Homos antworten. Heute geht es um Party-Heteros und um Party-Schwule.

Es gibt ja den Ausdruck Party-Schwule für Männer, die in gehobener Stimmung gleichgeschlechtlich zärtlich werden. Von Frauen, die auf Partys miteinander rummachen, mal ganz zu schweigen. Gibt’s das auch bei euch? Party-Heterosexualität? - Stephan, Kreuzberg

Wieder was dazugelernt! Den Begriff „Party-Raucher“ kannte ich, den des „Party-Schwulen“ dagegen noch nicht. Wir nennen es ja „Heten knacken“, wenn eine oder einer von uns es schafft, mit einer sich ansonsten gegengeschlechtlich definierenden Person etwas intimer zu werden. Es soll Schwule und Lesben geben, für die das einen ganz besonderen Kick darstellt und die sich damit brüsten, wahre Meister*innen in dieser Disziplin zu sein.

Inwieweit das nun wirklich so häufig passiert, sei dahingestellt. Um zur Frage der Party-Heterosexualität zurückzukommen: Wie immer, wenn es um Zärtlichkeiten geht, sind die Vorlieben verschieden. Manch schwuler Mann wird es für undenkbar halten, mit Frauen zu knutschen. Andere haben damit kein Problem und genießen es – genauso wie halt manche Hetero-Männer und -Frauen flexibler sind als andere.

Wie intim ist ein Kuss?

Vielleicht hängt es auch damit zusammen, was ein Kuss oder Sex überhaupt für jemanden bedeutet. Für manche ist es ein sehr intimer, exklusiver Akt, für andere, nun ja, eher nicht. Richtig und falsch gibt es da nicht. Jede/r wird für sich am besten wissen, wie man es damit hält.

Was mir bei Ihrer Frage auffällt: Sie scheinen davon auszugehen, dass „Hetero“ und „Homo“ sehr feste Kategorien sind, aus denen man höchstens kurz ausbricht, um auf einer Party in nicht ganz nüchternem Zustand „rumzumachen“. Was darüber hinausgeht, könnte also gefährlich werden?

Leidtragende sind Bisexuelle

Dass Kategorien und Identitäten hier prinzipiell eindeutig sein sollten – darauf können sich wahrscheinlich viele Homos und Heteros sogar einigen. Leidtragende dieses Wunsches nach Eindeutigkeit sind Bisexuelle. Ihnen wird nicht selten unterstellt, sie seien verwirrt und sich ihrer sexuellen Identität nicht sicher. Dass solche Unterstellungen diskriminierend sind, wollen auch viele Homosexuelle nicht wahrhaben. Sie grenzen Bisexuelle oft genug ebenfalls aus. So gibt es Lesben und Schwule, die denken, dass Bisexuelle in Wahrheit in ihrem Team spielen, aber nicht mutig genug für ein Coming-out sind. Oder dass sie ungern auf ihre heterosexuellen Privilegien verzichten.

Für das „B“ in „LGBT“ fehlt es mitunter also an Solidarität. Homos sollten sich hier an die eigene Nase fassen und die Akzeptanz, die sie zu Recht für sich selber einfordern, auch gegenüber Bisexuellen zeigen.

Folge 32: Wann habt ihr eure Homosexualität bemerkt?

Folge 31: Hat Berlin etwa keine Lesbenbar?

Folge 30: Wie ist es, als schwuler Flüchtling hierher zu kommen?

Folge 29: Coming Out als Erwachsener - verschenkte Jugend?

Folge 28: Habt ihr in der Szene gerade Streit?

Folge 27: Ist es für Schwule schwierig, einen festen Partner zu finden?

Folge 26: Gibt es eine Homo-Lobby?

Dieser Text erschien zunächst in der gedruckten Sonnabendsbeilage Mehr Berlin.

Haben Sie auch eine Frage an die Tagesspiegel-Homos? Dann schreiben Sie an: queer@tagesspiegel.de!

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