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Unter dem Motto «#liebegewinnt» laden Pfarrer in ganz Deutschland um den 10. Mai herum zu Gottesdiensten ein, in denen homosexuelle Paare gesegnet werden können.

© dpa/ Felix Hörhager

Affront gegen den Vatikan: Katholische Pfarrer segnen homosexuelle Paare trotz Verbots

Viele Kirchen halten das Segnungsverbot des Vatikans für falsch. Unter dem Motto #liebegewinnt werden nun deutschlandweit homosexuelle Paare gesegnet.

Eine Regenbogenflagge auf dem Altar, eine Sängerin, die „Somewhere over the rainbow“ singt - und glückliche, gesegnete Liebespaare. Erst waren es nur Worte, nun folgen Taten: In München sind in einem katholischen Gottesdienst ganz öffentlich gleichgeschlechtliche Paare gesegnet worden. Und das, obwohl der Vatikan kürzlich erst bekanntgeben hat, was er davon hält, homosexuelle Partnerschaften zu segnen: nichts.

Was nun auf diese Absage folgt, ist also durchaus ein offener Affront, eine Demonstration des Ungehorsams, der doch als so ungehörig gilt bei Katholiken.

„Der Himmel war offen“, sagt der sichtlich gerührte Pfarrer Wolfgang Rothe nach dem gewissermaßen historischen Gottesdienst in der katholischen Kirche St. Benedikt. Er wolle „ein Zeichen setzen“. „Mein Anliegen ist, das aus den kirchlichen Hinterhöfen rauszuholen - dahin, wo es hingehört: mitten in das kirchliche Leben“, sagte Rothe.

Auch die 48 Jahre alte Christine Waldner und ihre Partnerin Almut Münster sind von der Zeremonie gerührt: „Es war sehr bewegend.“ Und der 58-jährige Andreas Emil Schaaf, der mit seinem Mann Franz-Josef Herrmann zum Segnungsgottesdienst gekommen ist, sagt: „Je mehr Öffentlichkeit, desto besser“ und „heimlich war gestern“.

Auch in Bayern gibt es Segnungsgottesdienste

Der Würzburger Hochschulpfarrer Burkhard Hose hat schon direkt nach dem kategorischen Nein der vatikanischen Glaubenskongregation als Mitinitiator 2600 Unterschriften von Menschen aller pastoraler Berufsgruppen und aus allen Diözesen Deutschlands zusammengetragen, die damit zeigen wollen, dass sie das Segnungsverbot für falsch halten. Unter den Unterstützern waren Priester, Ordensleute, Theologen, Seelsorger sowie Gemeinde- und Pastoralreferenten. Mit ihrer Unterschrift erklärten sie sich bereit, weiterhin gleichgeschlechtlich liebende Paare segnen zu wollen.

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Und genau das passiert nun: Unter dem Motto #liebegewinnt sind um den Hauptaktionstag am 10. Mai herum - eine Woche vor dem Internationalen Tag gegen Homophobie - Gottesdienste überall in Deutschland eingetragen. Gesegnet wird von Aachen bis Zornheim, von München über Würzburg, Frankfurt, Köln und Berlin bis Quakenbrück. Klare Schwerpunkte liegen im Norden und Westen. Nur vier geplante Segnungsgottesdienste gibt es offiziell in Bayern - drei in Würzburg, und den einen mit Pfarrer Rothe in München. (dpa)

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