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Die Fahnen der Europride in Belgrad.

© AFP / AFP/OLIVER BUNIC

Nach Europride-Verbot: Bar in Belgrad berichtet von Polizeidrohungen für queere Partys

Die Polizei in Belgrad versucht nach dem Verbot der Europride auch Bars mit queeren Events gezielt einzuschüchtern - das berichten deren Betreiber.

Von Bao-My Nguyen

Die EuroPride läuft diese Woche noch bis Sonntag in Serbiens Hauptstadt, allerdings unter widrigen Umständen: Der Demozug am Samstag wurde von der Polizei verboten.

Laut Tagesspiegel-Informationen sollen aktuell Polizist*innen in Belgrad gezielt Bars aufsuchen und sich bei den Betreiber*innen nach „queeren Veranstaltungen“ erkundigen – verbunden mit der Ankündigung, zur Kontrolle Polizist*innen in Zivil vorbeizuschicken.

Im konkreten Fall geht es um eine Bar im Ausgehviertel Cetinjska. Das weitläufige Gebiet beheimatete einst eine der ältesten und traditionsreichsten Brauereien des Landes. Heute gilt sie mit ihren dutzenden Bars als alternativer und beliebter Treffpunkt für junge Menschen.

Wie ein Barkeeper dem Tagesspiegel berichtete, sollen bereits am Dienstagmittag zwei Polizistinnen in Zivil die Bar betreten haben. Die Frauen wollten von dem Manager wissen, ob die Bar im Rahmen der EuroPride LGBTQ-spezifische Events veranstalte. Er wies darauf hin, dass es keine dezidiert queeren Events gäbe, die am Samstag stattfindende Party aber in Solidarität mit der EuroPride stattfinden würde.

Daraufhin kündigten die beiden Frauen an, am Samstag Kolleg*innen in Zivil zu schicken, um diese Aussage zu überprüfen, und nahmen die Daten des Barmanagers auf.

Es fühlte sich an wie ein Einschüchterungsversuch.

Barkeeper einer Bar in Belgrad

Ob diese Kontrolle tatsächlich geschehen wird und was bei der Kontrolle für Strafen drohen könnten, ist ungewiss. Aus Sicherheitsgründen geben wir weder die Identität des Barkeepers noch seinen genauen Arbeitsort preis. „Es fühlte sich an wie ein Einschüchterungsversuch“, beschreibt er den Vorfall.

Auch ob die Patrouille behördlich angeordnet oder von den Polizistinnen auf eigener Faust durchgeführt wurde, hat er nicht feststellen können. Er zuckt mit den Schultern: „Serbien halt.“

Trotz des Verbots der Demo haben die Veranstalter angekündigt, den Zug am Samstag stattfinden zu lassen und in der Zwischenzeit mit allen juristischen Mitteln das Verbot kippen zu lassen. Die EuroPride findet als pan-europäische Veranstaltung jährlich in einer anderen Stadt statt – zum 30. Jubiläum nun erstmalig in einem südosteuropäischen Land außerhalb der Europäischen Union statt.

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Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung Sven Lehmann (Grüne) bekräftigte bereits am Dienstag seine Teilnahme an der Veranstaltung in Belgrad. Am Donnerstag traf er in Belgrad ein, begleitet unter anderem von dem grünen Bundestagsabgeordneten Max Lucks.

Lehmann will unter anderem mit Vertreter*innen der serbischen Zivilgesellschaft zusammentreffen. Das Verbot hatte er scharf kritisiert: „Statt die LSBTIQ* gegen Attacken und Angriffe zu verteidigen, wird das Recht auf Versammlungs- und Meinungsfreiheit eingeschränkt.“ 

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