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„Queergestreift“ in Regenbogenoptik: Dieses Buch klärt perfekt über LGBTIQ-Themen auf
In dem Buch „Queergestreift“ erzählen queere Personen von ihren Coming outs. Es richtet sich an Jugendliche - aber auch Eltern finden wertvolle Tipps.
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Wie queer kann ein Buch sein? „Jaaaa“ scheint „Queergestreift“ zu schreien. Das Buch von Kathrin Köller (Hanser Literaturverlag, 22 Euro) fällt mit seinen Regenbogenfarben sofort im Bücherregal auf. Schwarze, braune, rote, orange, gelbe, grüne, blaue und lila Streifen ziehen sich über den Buchumschlag, bilden zusammen die Pride-Flagge. Darauf abgebildet ist ein kleines Segelschiff, das den oder die Leser*in durch 300 Seiten trägt, in denen anschaulich beschrieben wird, was sich hinter den Buchstaben LGBTIQA+ eigentlich verbirgt.
300 Seiten klingt erst einmal nach ganz schön viel Text, tatsächlich finden sich aber auch viele kunstvolle Zeichnungen von Irmela Schautz, die das Buch illustriert hat. Mal schlängelt sich ein regenbogenfarbenes Armband über die Seite, mal zeigt sich die kunterbunte Vielfalt der Chromosomen und ein anderes Mal findet sich der oder die Leser*in in einer gelb- und lilafarbenen Intergalaxis wieder.
An den Seitenrändern werden kompliziert klingende Begriffe wie „Geschlechtsdysphorie“, „Endokrinologe“ oder „Intersektionalität“, die auch in den Texten auftauchen, in sensibler Sprache erklärt.
Community-Treffpunkte und Safe Spaces
Das Buch richtet sich an junge queere Personen, die darin Community-Treffpunkte und Safe Spaces finden, aber auch an Eltern und Familienangehörige, die Tipps bekommen, wie sie ihr Kind am besten unterstützen können, wenn es sich zum Beispiel als trans outet.
Gleich zu Beginn wird klargestellt: „Es ist längst überfällig, dass sich auch Nichtbetroffene in einer Gesellschaft mit den Lebensrealitäten marginalisierter Gruppen auseinandersetzen.“ Genau dazu will dieses Buch einen Beitrag leisten und dabei Vorurteile abschaffen und Platz für Menschen jenseits heteronormativer Vorstellungen machen.

© Hanser Literaturverlag
Das Besondere: Immer wieder kommen queere Personen selbst zu Wort, die von ihren Coming-outs, gesellschaftlichen Hürden und persönlichen Erfahrungen erzählen. Im Kapitel zu „Trans“ erzählt Franka zum Beispiel von den Blicken, den Kommentaren und dem ständigen Druck der Gesellschaft. Sie schreibt: „Ich wünschte mir, cis Menschen könnten dieses Gefühl nachvollziehen.“
Es ist längst überfällig, dass sich auch Nichtbetroffene in einer Gesellschaft mit den Lebensrealitäten marginalisierter Gruppen auseinandersetzen.
Kathrin Köller
Außerdem werden bekannte queere Persönlichkeiten aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen wie die intergeschlechtliche Läuferin Caster Semenya in kleinen Porträts vorgestellt. Die einzelnen Kapitel zu den Buchstaben greifen individuelle Erfahrungen, aber auch gesellschaftliche Aspekte wie Lücken im Gesundheitssystem und rechtliche Hürden auf.
A für asexuell
Dabei werden auch Buchstaben, die sonst wenig Aufmerksamkeit erhalten, wie A für asexuell oder I für intergeschlechtlich näher beleuchtet. Einen geschichtlichen Abriss, zum Beispiel über die Schwulenbewegung, gibt es auch. Diese Themen kommen gerade im Geschichtsunterricht in der Schule nämlich immer noch ziemlich kurz.
Auch das Problem der deutschen Pronomen, die so binär sind, dass es schwierig ist, nicht-binäre Personen zu inkludieren, wird thematisiert. Dort werden genderneutrale Pronomen vorgestellt und natürlich ist ein Kapitel – passend zum Buchcover – auch den verschiedenen Pride-Flaggen gewidmet, die über viele Jahre weiterentwickelt wurden und immer mehr Personengruppen abbilden.
„Queergestreift“ ist ein Buch, das in jede Bibliothek, jedes Klassenzimmer und jeden Jugendtreff gehört – nicht nur wegen seiner ansprechenden Optik, sondern vor allem wegen seiner wichtigen Aufklärungsarbeit. Sehr treffend heißt es auf einer Seite: „Trans Jugendliche sind kein wandelndes Wikipedia.“ Brauchen sie ja auch nicht, denn dafür gibt es jetzt dieses Buch, in dem jede*r selbst nachschlagen kann.
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