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Der serbische Präsident Aleksandar Vučić.

© dpa/Darko Vojinovic

Queere Parade in Belgrad: Serbische Regierung will Europride verhindern

Präsident Aleksandar Vučić kündigte an, dass der für September geplante Europride verschoben oder abgesagt werde. Die Organisator*innen wollen dennoch demonstrieren.

Stand:

Serbien will den für kommenden Monat in Belgrad geplanten Europride nicht ausrichten. In Übereinstimmung mit der Mehrheit des Kabinetts sowie Regierungschefin Ana Brnabić werde "die Pride-Parade, oder wie auch immer man sie nennen mag, verschoben oder abgesagt", sagte Präsident Aleksandar Vučić  am Samstag. Zur Begründung verwies er auf die vielen Probleme, mit denen sein Land derzeit konfrontiert sei.

Der Europride ist eine paneuropäische Großveranstaltung der LGTBQ-Bewegung, die seit 1992 jeden Sommer in einem anderen europäischen Land organisiert wird. Diesmal sollte sie vom 12. bis 18. September in der serbischen Hauptstadt stattfinden; für den vorletzten Tag war der Pride March vorgesehen, der mit der Parade zum Christopher Street Day vergleichbar ist.

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Die Organisatoren erklärten umgehend, dass sie an dem Termin festhalten wollten. "Der Staat kann Europride nicht absagen - er kann nur versuchen, sie zu verbieten, was ein klarer Verstoß gegen die Verfassung wäre", erklärte Koordinator Marko Mihailović. In einem Tweet bekräftigten die Organisatoren, dass man am 17. September wie geplant ab 17 Uhr demonstrieren werde.

Mihailović hatte vor Monaten in einem Interview mit dem Tagesspiegel betont, wie wichtig der Europride für die queeren Menschen im Land sei und sich gewünscht, dass auch viele ausländische Gäste daran teilnehmen: "Es wäre schön, wenn queere Leute aus ganz Europa kommen und die Stadt ein bisschen bunter machen. Wir rufen die queer Communities in ganz Europa zur Solidarität auf", sagte er.

Serbien ist zwar eines der wenigen Länder, das in Brnabić eine offen lesbische Regierungschefin hat, die zudem mit ihrer Partnerin ein Kind groß zieht. Ehen oder eingetragene Partnerschaften schließen könnten gleichgeschlechtliche Paar in Serbien jedoch nicht.

Die LGBTI-Community des Landes sieht sich zudem mit vielen Tabus, Vorurteilen und auch Gewalt konfrontiert. In einer im Jahr 2020 veröffentlichten Erhebung der Menschenrechtsorganisationen Ideas und Glic berichteten fast 60 Prozent der befragten Angehörigen sexueller Minderheiten von Erfahrungen mit körperlichen oder emotionalen Misshandlungen.

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Vor 14 Tagen hatten mehrere Tausend Menschen in Belgrad gegen den Europride demonstriert. "Wir wollen keine Schwulenparade und keine Besetzung durch den Westen" und "Haltet euch von Kindern fern" war auf Plakaten zu lesen. Es wurden serbisch-orthodoxe Lieder abgespielt. Bischof Nikanor Bogunović hatte die Teilnehmenden gesegnet und die Menschen, die zum Europride kommen wollen, verflucht.

„Wenn ich eine Waffe hätte, würde ich sie benutzen“, so der Bischof. Aber er habe keine. Die Worte lösten eine Welle der Empörung aus. Eine LGBTIQ-Organisation erstattete Strafanzeige. Präsident Aleksandar Vučić distanzierte sich in einer Stellungnahme. Gleichwohl hat er mit seiner Ankündigung, dass der Europride nicht in Belgrad stattfinde, nun ganz im Sinne der orthodoxen und rechtsnationalen Kreis gehandelt. (AFP/KNA/Qsp)

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