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In Deutschland noch nicht weit verbreitet: Toiletten für das dritte Geschlecht.

© Getty Images/iStockphoto

Intersexuellen-Witz von AKK: Warum wir Toiletten für mehr als zwei Geschlechter brauchen

Der Karnevalswitz der CDU-Chefin hat Katharina Hören empört. Sie selbst ist transident. Hier erzählt sie, welche Konflikte sie durchstehen musste.

Eine eigene Toilette zu haben ist nicht nur für Menschen, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnen können, angenehm. Denn es profitieren auch die, die nicht möchten, dass Intersexuelle ihre Toilette benutzen. Keiner der beiden Gruppen kann sich also belästigt fühlen.

Auch ich bin schon in Konflikte geraten, weil ich nach Ansicht meines Gegenübers die falsche Toilette benutzt habe. Ich kenne sogar Fälle, bei denen es zu Gewalt und Polizeieinsätzen kam. Das ist dann kein gesundes Miteinander mehr, das ist einfach nur krank. Mit einer weiteren Toilette geht man solchen Diskussionen aus dem Weg – oder man richtet geschlechtsneutrale Toiletten für alle ein, wie es etwa schon mehrere Universitäten und Schulen getan haben.

Dass das Bundesverfassungsgericht im vergangenen Jahr entschieden hat, ein drittes Geschlecht für den Eintrag im Geburtenregister zuzulassen, muss von der Gesellschaft akzeptiert werden. Toleranz zu leben, braucht aber Zeit. Ein solcher Beschluss kann nicht vom einen auf den anderen Tag von allen gelebt werden. Leider wird es immer ein paar Ewiggestrige geben, die sich nicht anpassen – zu denen auch Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) gehört.

Ihre Karnevalsrede war einfach nur geschmacklos, respektlos und ein Schritt zurück. Die Frau stammt aus dem letzten Jahrhundert. Sie arbeitet nur mit Klischees, was auch die Aussage zeigt, dass Männer im Stehen pinkeln müssen. Menschen wie sie tun immer so, als wäre es ansteckend, was wir haben. Da kann es eigentlich doch nur in ihrem Sinn sein, dass wir eine eigene Toilette haben wollen.

Die Aufregung unter denen, die sich von ihr angesprochen fühlen, ist groß. Für einige hat sie Grenzen überschritten, manche fühlen sich arg diskriminiert. Wenn Komiker Witze über uns reißen, dann können wir damit umgehen. Aber Kramp-Karrenbauer ist kein unpolitischer Comedian, sie könnte Kanzlerkandidatin werden und verfolgt mit der Rede ihre politische Agenda, Was sie sagt, hat Gewicht; ihre Worte sind ein Spiegelbild der Gesellschaft, was auch das Gelächter des Publikums gezeigt hat – das ist es, was mich beunruhigt.

Katharina Hören ist Buchautorin. Die 51-Jährige bezeichnet sich als transident.

© Privat

Julia Klöckner (CDU) schrieb auf Twitter, dass es anders herum diskriminierend sei, wenn keine Witze über das dritte Geschlecht gemacht werden. Das stimmt zwar, aber warum müssen sich immer die für uns äußern, die gar nicht zu uns gehören? Klöckner ging es einfach nur darum, sich gegenüber Kramp-Karrenbauer zu profilieren.

Auch ich habe nichts gegen Witze über inter- und transsexuelle Menschen. Wir sind ja auch nicht spaßbefreit und lachen gerne, gerade an Karneval sind wir solche Sprüche gewohnt. Doch wenn jemand Witze macht, müssen die gut sein. Der von Kramp-Karrenbauer war aber ganz und gar nicht gut.

Aufgezeichnet von: Helge Hommers.

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