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Das chilenische Militär rückt in der Hauptstadt Santiago de Chile nach einem massiven Stromausfall aus.

© AFP/JAVIER TORRES

Regierung schickt Soldaten auf die Straßen: Chile ist nach landesweitem Stromausfall im „Katastrophen-Ausnahmezustand“

Fast die gesamte chilenische Bevölkerung ist von dem Blackout betroffen. Die Regierung verhängt eine Ausgangssperre und aktiviert das Militär. Bis das Problem behoben ist, könnte es länger dauern.

Stand:

Wegen eines praktisch landesweiten Stromausfalls in Chile hat die Regierung des südamerikanischen Landes eine Ausgangssperre verhängt. Sie gelte in den betroffenen Regionen von Arica y Parinacota im Norden bis Los Lagos im Süden zwischen 22 und 6 Uhr, teilte das Innenministerium mit.

Die Maßnahme sei Teil des „Katastrophen-Ausnahmezustands“, den Präsident Gabriel Boric verhängt habe. Chile verfügt über eines der besten Stromnetze Südamerikas, es handelt sich um den schlimmsten Stromausfall seit 15 Jahren.

Das betroffene Gebiet erstreckt sich über gut 3000 Kilometer. In der Region leben mehr als 90 Prozent der 20 Millionen Einwohner Chiles. Einem Bericht der Zeitung „La Tercera“ zufolge sollen rund 98 Prozent der Haushalte ohne Strom sein.

„Unsere größte Sorge gilt der Sicherheit der Menschen“, sagte Innenministerin Carolina Tohá. „Wir wollen, dass niemand den Stromausfall ausnutzt, um Verbrechen zu begehen.“

Zur Verstärkung der Polizei würden 3000 Soldaten auf die Straßen geschickt, um für Sicherheit zu sorgen, teilte das Verteidigungsministerium mit.

Grund des Blackouts: In der Region Chico Norte sei eine Hochspannungsleitung unplanmäßig vom Netz gegangen, teilte die Aufsichtsbehörde für die Stromnetze mit. Daraufhin seien weitere Leitungen abgeschaltet worden, was zu dem massiven Stromausfall geführt habe.

Nach den genauen Ursachen werde noch gesucht. „Es gibt keinen Grund zu glauben oder anzunehmen, dass ein Anschlag dahintersteckt“, sagte Innenministerin Tohá.

Der Leiter des Nationalen Elektrizitätskoordinators Chiles (CEN), Ernesto Huber, sagte, es gebe noch keinen Zeitplan für die Wiederherstellung der Stromversorgung im ganzen Land. Allerdings sei in Gebieten im Norden und Süden die Stromversorgung allmählich wieder in Gang gekommen.

Große Kupferminen müssen Betrieb einstellen

„Das ist ein außergewöhnliches Ereignis, ein atypischer Systemausfall“, sagte der Elektroingenieur Humberto Verdejo von der Universität von Santiago dem Radiosender Cooperativa. „Aufgrund des Umfangs und der Komplexität dürfte es lange dauern, bis die Stromversorgung wieder hergestellt ist.“ 

Der Stromausfall betraf Gebiete im Norden mit seiner Bergbau-Industrie bis hin zu den zentralen und südlichen Regionen, in denen der Großteil der Bevölkerung des Andenstaates lebt.

In großen Kupferminen im Norden des Landes wurde die Produktion unterbrochen. Chile ist der weltweit größte Kupferproduzent. Der staatliche Kupferkonzern Codelco teilte mit, alle seine Minen seien betroffen. Auch in der weltgrößten Kupfermine Escondida fiel der Strom aus.

Wichtigstes Musikfestival Lateinamerikas unterbrochen

Die U-Bahn in der Hauptstadt Santiago de Chile stellte den Betrieb ein. Das Verkehrsministerium warnte die Autofahrer im Großraum Santiago zur Vorsicht, da zahlreiche Ampeln ausfielen.

Besucher eines Festivals in Vina del Mar verlassen nach dem Blackout in Massen den Veranstaltungsort.

© REUTERS/RODRIGO GARRIDO

„Es ist ein riesiges Problem, und wir versuchen, es so gut wie möglich zu lösen, aber wir können nicht zaubern“, sagte Verkehrsminister Juan Carlos Muñoz im Radiosender Cooperativa.

Wegen des Stromausfalls wurde auch das wichtigste Musikfestival Lateinamerikas - das Festival Internacional de la Canción - in der Küstenstadt Viña del Mar unterbrochen.

Die geplanten Auftritte von Morat und Sebastián Yatra sollen nun am kommenden Samstag stattfinden. Das populäre Festival ist eine Art lateinamerikanisches Pendant zum Eurovision Song Contest. (dpa, AFP, Reuters)

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