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Zen verzweifelt gesucht: Kyoto ist heute ein fernöstliches Neuschwanstein auf Speed
Kirschblüten, Geishas, Instagram und der Sturm auf die Pagoden: Eine Reise in die alte Kaiserstadt Japans kann sich inzwischen als zweischneidiges Samurai-Schwert erweisen.
Stand:
Ich habe ein Foto aus Kyoto. Von Kinkaku-Ji, dem „Goldenen Pavillon-Tempel“, umgeben von gepflegten Ahornbäumen und Kiefern, davor der Kyokochi-Teich. Kein Mensch ist zu sehen.
Das Bild ist echt, braucht keine Retusche. Und ist doch Betrug. Oder eben Meisterleistung, nicht des Fotografen, sondern der japanischen Zen-Gartenarchitektur, die schon immer gut darin war, Störendes zu verdecken.
Wer schulpflichtige Kinder hat und einen Drittelglobus entfernt wohnt, muss eben im Hochsommer kommen.
Richard Friebe, Autor
Denn Kinkaku-Ji ist an diesem 35 Grad heißen Julitag vollgepackt mit Touristen. Und es ist nicht einmal echte Hauptsaison in Japans alter Kaiserstadt. Wer kann, kommt bei erträglicheren Temperaturen zur Kirschblüte im Frühling oder im Herbst, wenn der Ahorn sein feuriges Gewand trägt. Aber wer schulpflichtige Kinder hat und einen Drittelglobus entfernt wohnt, muss eben im Hochsommer kommen.
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