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Mit Haltung. In vielen Ländern Afrikas lastet die Arbeit auf den Frauen. In Kenia ist das nicht anders. Foto: mauritius images

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Reise: Wo Giraffen locken

Safari statt Sextourismus: Wie Kenia sein zweifelhaftes Image verlieren will

Kenia hat Strände, Kenia hat Safari, Kenia hat historische Stätten – vieles, was sich Urlauber wünschen. Doch Anfang 2008 brachen blutige Unruhen aus, mehr als 1000 Menschen starben. Seitdem hat sich die Lage stabilisiert. „Die Vielseitigkeit des Landes ist unglaublich“, schwärmt der Leiter des Wirtschaftsreferats der Deutschen Botschaft in Nairobi, Gerhard Braun.

Die Zukunft des Tourismus in dem ostafrikanischen Land scheint wieder rosig. Im vergangenen Jahr war Schätzungen zufolge mit 1,2 Millionen Touristen ein Rekordjahr, etwa 85 000 davon kamen aus Deutschland.

Auf den Reisemessen in Deutschland werben Veranstalter mit idyllischen Bildern vom ostafrikanischen Hochland, von Wildtieren, hoch gewachsenen Massai und entspannten Strandurlaubern. Messen seien für Kenia „eine Riesenchance“ zur Vermarktung des Landes, sagt ein Sprecher des Kenya Tourist Board.

In dem ostafrikanischen Land ist der Tourismussektor zum großen Teil staatlich organisiert. Es werde geschätzt, dass der Tourismus 2010 die Schnittblumen- Industrie als wichtigste Devisenquelle überrundet hat, sagt Diplomat Braun. Tee und Kaffee folgen dahinter.

Der Heilbronner Touristik-Experte Christian Buer spricht von einer „Kenia-Renaissance“. Lange habe Kenia als Sextourismus-Land unter Urlaubern „einen schalen Beigeschmack“ gehabt, sagt der Vizepräsident des Travel Industry Clubs. Sextourismus sei zwar noch immer ein Problem, aber die Kombination von Safari und Stränden sowie luxuriöse Unterkünfte hätten diesen Aspekt aus der Wahrnehmung vieler Touristen verdrängt.

Die Geschäftsführerin der Kinderschutz-Organisation ECPAT dagegen, Mechtild Maurer, bekommt Sorgenfalten, wenn sie auf Kenia als Reiseland angesprochen wird. Sex von Touristen mit Minderjährigen nehme dort zu. „Die Polizei tut wenig dagegen, korrupte Polizisten stecken mit den Tätern unter einer Decke.“ Viele Urlauber bekommen davon nichts mit, denn die großen Hotelketten haben vor einiger Zeit einen Kinderschutzkodex unterzeichnet: Gäste dürfen dort keine Fremden mehr auf ihr Zimmer mitnehmen. Verbessert hat das wenig: Die Prostitution habe sich seitdem von Hotels in Privatwohnungen verlagert, sagt Maurer.

Der Diplomat Gerhard Braun sieht das Land dennoch auf einem guten Weg. Der Tourismus biete vielen jungen Menschen in Kenia einen Arbeitsplatz. Auch Anstrengungen beim Umweltschutz wertet Braun positiv, etwa die Aufforstung in der Region um den Mount Kenya. Zuvor wurden die Wälder dort massiv abgeholzt, extreme Trockenheit war die Folge.

Wenig touristenfreundlich allerdings sei aber die neue Preispolitik des Staates: Seit Anfang Januar zahle ein Urlauber beim Besuch eines Nationalparks pro Tag 75 US-Dollar. Zuvor waren es 60 Dollar. Drei Nächte in einem Nationalpark kosteten eine vierköpfige Familie inklusive Mietwagen, Übernachtung in einer Lodge und Verpflegung etwa 2500 Euro, sagt Braun und konstatiert: „Billig ist das nicht.“

Im Internet: www.kenya.de,

http://de-betterplace.org

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