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Mehr als ein Fiesling-Darsteller: Robert Gallinowski mit 53 Jahren gestorben
„Nackt unter Wölfen“, „Tatort“, Deutsches Theater: Robert Gallinowski war der Typ für harte Kerle und zwielichtige Typen. Und er war sehr viel mehr. Ein Nachruf.
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Robert Gallinowski hatte, und das ist wirklich nicht despektierlich gemeint, eine Visage. Also waren die meisten Rollen, die ihm für Film und Fernsehen angeboten wurden, jene des harten Kerls oder des zwielichtigen Typs. Mal spielte er einen rechtsradikalen Taxifahrer, mal den Betreiber eines Rotlichtclubs. In dem Geschichtsdrama „Nackt unter Wölfen“ nach dem Klassiker von Bruno Apitz verkörperte Gallinowski eindringlich scharf den SS-Hauptsturmführer Robert Kluttig.
Polizeichef in „Kleo“
Wer ihn aktuell erleben will, sollte den Netflix-Hit „Kleo“ sehen. In der Stasi-Komödie bringt er als Polizeichef die Verfolger der Stasi-Rächerin, gespielt von Jella Haase, in die Spur. Insgesamt hatte er seit Mitte der 1990er Jahre mehr als 70 Rollen in Film und Fernsehen.
Der gebürtige Aachener wurde bevorzugt für Krimis engagiert, vorneweg für „Tatort“, aber auch für „Polizeiruf 110“ oder „Der Alte“. Aber Gallinowski wollte in seiner markanten Erscheinung und seiner virilen Männlichkeit nicht bloße Fieslinge darstellen, seine Figuren waren oft von verzweifelter Melancholie und Verletzbarkeit durchzogen. Das Kaputte hatte im Spiel dieses Künstlers seine guten wie auch seine schlechten Gründe.
Aber ein Schauspieler von solchen Graden konnte dank seiner Vielseitigkeit und einer Sprachbegabung (fünf Dialekte!) immer wieder seine komödiantische Seite präsentieren. Das Schauspiel war ihm nicht genug, Gallinowski war auch Hörspielsprecher und Lyriker.
Robert Gallinowski wurde hervorragend ausgebildet, an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin unter anderem als Meisterschüler von Schauspielerin Angela Winkler unterrichtet. Er debütierte 1992 am Deutschen Theater, dort fand er seine künstlerische Heimat und seine Frau Dagmar Manzel, mit der er bis 2016 verheiratet war. Seine Theaterkarriere führte ihn nach Bonn, ans Hamburger Schauspielhaus, zum Bayerischen Staatsschauspiel, zu den Hersfelder Festspielen und immer wieder auch ans Deutsche Theater.
„Einsame Menschen“
Als Michael Thalheimer 2003 dort die Beziehungskonstellation „Einsame Menschen“ von Gerhart Hauptmann inszenierte, spielte Gallinowski die Johannes-Figur als tänzelnden, unruhigen Egomanen mit geistiger Haltlosigkeit. Der Schauspieler hatte seinen großen Anteil daran, dass die Produktion bei Publikum und Kritik auf nachhaltigen Erfolg stieß.
Am Dienstag ist Robert Gallinowski überraschend und viel zu früh mit 53 Jahren gestorben. Die Todesursache ist bislang nicht bekannt.
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