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Meersalz auf einem Holzlöffel.

© IMAGO/Shotshop

Verunreinigtes Salz im Verkauf: Stiftung Warentest findet „auffällige Teilchen“ in 9 von 14 Meersalzen

Mikroplastik ist überall. Viel davon schwimmt in Ozeanen. Stiftung Warentest hat nun auffällige Partikel und Fasern in Meersalzen festgestellt, die im Handel erhältlich sind.

Plastik ist ein praktischer, vielseitig einsetzbarer Stoff. Insbesondere als Verpackungsmaterial wird er weltweit sehr häufig verwendet, und das seit vielen Jahren. Leider wird dabei ein beträchtlicher Anteil des Plastikmülls nicht recycelt. Teilweise wird er stattdessen in die Natur geworfen. Drei Viertel des Mülls im Meer besteht aus Plastik, sagt die Umweltschutzorganisationen WWF. wenn Seevögel, Fische oder andere Meerestiere diese Kunststoffteile fressen, können sie daran sterben.

Im Meer schwimmen zum Beispiel Fischernetze aus Kunststoff und Plastiktüten herum. Einige davon werden als sichtbarer Müll an Strände gespült. Doch Plastik ist auch dort vorhanden, wo es vom menschlichen Auge nicht gesehen wird – als winzig kleines Mikroplastik.

Mikroplastik: Vom Meer in den Mund

Mikroplastik entsteht zum Beispiel beim Waschen von synthetischen Textilien und durch Abrieb von Reifen. Es entsteht außerdem, weil größeres, etwa im Ozean schwimmendes Plastik durch Meereswellen oder UV-Strahlung zersetzt wird. Und damit sind wir beim Meersalz im Supermarkt.

In einer Studie von 2018 wurden Salze auf ihren Anteil von Mikroplastik hin untersucht. Meersalze enthielten dabei den höchsten Anteil an Mikroplastik.

Die Stiftung Warentest hat insgesamt 41 Speisesalze für ihre Ausgabe 01/2023 unter die Lupe genommen. „Lupe“ ist durchaus wörtlich zu verstehen. Die Salze kamen unter das Mikroskop. Dabei wurden bei neun von 14 Meersalzen „auffällige Teilchen“ erkannt.

Unter den mikroskopisch kleinen Teilchen waren „kleine blaue Partikel und Fasern, die wie Mikroplastik aussehen.“ Die Redaktion von Stiftung Warentest legt sich hier also nicht fest. Teils „könnte es sich um Pflanzenfasern“ handeln, steht im Artikel.

Diese Meersalze könnten Mikroplastik enthalten:

  • Lidl Kania Fleur de Sel
  • Flor de Sal d’ Es Trenc
  • Just Spices Fleur de Sel
  • Le Saunier de Camargue Fleur de Sel
  • Sal de Ibiza Fleur de Sel
  • Naturata Fleur de Sel
  • Byodo Premium Meersalz feinkörnig
  • La Baleine Feines Meersalz
  • Naturata Atlantik Meersalz Fein

Die auffälligen Partikel wurden außerdem festgestellt in: Sel mit Jod (Meer- und Siedesalzmischung) und Bad Reichenhaller Salzblüten (Siedesalz). Siedesalz wird mit Wasser aus einem Berg gelöst.

Die Funde von auffälligen Partikeln und Fasern wirkten sich im Teilurteil „chemische Qualität“ aus, das zu 25 Prozent ins Qualitätsurteil einfloss. Den größten Anteil hat das „sensorische Urteil“, also Aussehen, Geruch und Geschmack der Salze.

Plastikmüll an einem Strand der Stadt Naples in Florida.

© IMAGO/Independent Photo Agency Int./Salvatore Laporta

Ist Mikroplastik gesundheitsschädigend?

Das Bundesinstitut für Risikobewertung geht nach dem derzeitigen Stand des Wissens nicht davon aus, dass Plastikpartikel in Lebensmitteln gesundheitliche Risiken für den Menschen haben. Allerdings reichten die Daten nicht, um eine abschließende Risikobewertung vorzunehmen. Anders formuliert: Wir wissen derzeit nicht sicher, ob und wie schädlich Mikroplastik ist, das übers Essen aufgenommen wird.

Mikroplastikpartikeln, die kleiner als 1 mm sind, dürften laut Bundesinstitut vollständig über den Darm wieder ausgeschieden werden. Ein mögliches gesundheitliches Risiko hänge wahrscheinlich von der Höhe der Exposition, der Art des Materials sowie weiteren Parametern ab.

Funde in Salzen seien Verunreinigung, keine schädliche Substanz

Aufgrund der Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung geht die Stiftung Warentest derzeit davon aus, dass Mikroplastik in Lebensmitteln kein Risiko für Menschen darstelle. Die Funde in den Salzen würden daher als Verunreinigung, nicht als schädliche Substanz gewertet. Dass es sich nur um eine Momentaufnahme handelt, wird im Artikel deutlich: „Weitere Forschung ist notwendig, da sind sich die Fachleute einig – auch, was die Folgen für Fische und das Ökosystem Meer angeht“.

Mikroplastik in der Luft

Für mehr Forschung plädiert auch Joel Rindelaub, der Hauptautor einer Studie über Mikroplastik in der Luft der neuseeländischen Küstenstadt Auckland. Dort wurde eine auffällig hohe Konzentration von Mikroplastik festgestellt, die pro Jahr mehr als drei Millionen Plastikflaschen entspreche, schreibt das Wissenschaftsmagazin Spektrum. Das könne mit dem Brechen von Meereswellen zusammenhängen, die Plastik aus dem Wasser in die Luft übergeben würden. „Künftige Arbeiten müssen genau quantifizieren, wie viel Plastik wir einatmen“, wird Rindelaub zitiert.

Die besten Salze laut Stiftung Warentest

Die Stiftung Warentest hat 41 Salze für den Test eingekauft. Sie kosteten – auf 100 Gramm gerechnet – zwischen sechs Cent und 11,10 Euro. 27 Salze schneiden mit dem Qualitätsurteil „gut“ ab, 13 mit „befriedigend“. Das Salt Range Himalayasalz von Natur Hurtig bekam nur ein „ausreichend“.

Das sind die drei besten Salze aus allen Kategorien („Salz mit Jod oder weniger Natrium“, „natriumreduziertes Salz“, „Salz ohne zugesetztes Jod“):

  • Bad Reichenhaller AlpenJodSalz + Fluorid + Folsäure (Qualitätsurteil „gut“ 1,6)
  • Netto Marken-Discount Carat Jodsalz mit Fluorid Feinkörnig (Qualitätsurteil „gut“ 1,6)
  • Flor de Sal d’ Es Trenc (Qualitätsurteil „gut“ 1,7)

Flor de Sal d’ Es Trenc gehört zu den Salzen, bei denen womöglich Mikroplastik festgestellt wurde.

3,8 Gramm Salz sollte der Mensch täglich verzehren, um Flüssigkeitshaushalt und Blutdruck zu regulieren, schreibt Stiftung Warentest. Maximal sind sechs Gramm empfohlen. Bei manchen Menschen erhöht Salz das Risiko von Bluthochdruck.

Die Stiftung Warentest handelt im staatlichen Auftrag und wird mit Steuermitteln gefördert. Der komplette, ausführliche Test zu den Salzen der Heft-Ausgabe 01/2023 kann für 4,90 Euro im Internet freigeschaltet werden. Dort geht es u. a. ausführlich um die Inhaltsstoffe der Salze und ihre Wirkung.

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