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Dänisch. Unmodän.

© Louise Damgaard.

Vibe Lundemark: Voll konzeptionell

Während sich junge Designer in Berlin seit einiger Zeit vornehmlich an der Kunst der gepflegten Reduktion abarbeiten, zeigt die dänische Marke Tabernacle Twins, dass es auch anders gehen kann.

Während sich junge Designer in Berlin seit einiger Zeit vornehmlich an der Kunst der gepflegten Reduktion abarbeiten und auf der Suche nach möglichst vollständiger Abstraktion sind, zeigt die dänische Marke Tabernacle Twins, dass es auch ganz anders gehen kann: dass sich mit Kleidern märchenhafte Geschichten erzählen lassen, dass opulente Drucke und originelle Silhouetten durchaus ihre Berechtigung haben.

„Mein Label ist aber kein Kunstprojekt.“ Das ist Vibe Lundemark wichtig. Die Designerin entwirft alle Elemente selbst – das Konzept, die Drucke und die Schnitte. Schaut man auf die einzelnen Kleidungsstücke, die für sich genommen durch ihre wunderschönen, großflächigen Muster und originellen Schnitte wirken, ist das offensichtlich.

Betrachtet man aber das Label als Ganzes, die Art und Weise, wie Lundemark ihre Modenschauen inszeniert, dann wird deutlich, dass es ihr um mehr als nur um schöne Kleider geht. „Ich habe immer schon sehr konzeptionell gearbeitet“, sagt sie. Und so hat sie Tabernacle Twins auch als eigenwilliges, ganzheitliches „Universum“ entwickelt, in dem die Entwürfe Teile einer großen Erzählung sind.

Daher hat jede Kollektion eine Rahmenhandlung – Lundemark leitet ihre Modenschauen, die sie in Kopenhagen auf der großen Bühne der Königlichen Musikakademie präsentiert, mit einem Film ein, der die Schlüsselmotive der Saison in surrealistische Bilder fasst. Im Mittelpunkt stehen dabei die namensgebenden Zwillinge, die fiktiven Musen der Designerin. Die schickt sie alle halbe Jahre auf eine Reise in eine neue, märchenhaft-skurrile Welt. Was sie dort erleben, erzählen die Kleider – recht konkret in comicartigen Schwarz-Weiß-Tableaus, abstrakter in bunten, typisch skandinavischen Motivdrucken oder sogar in den Details der Silhouetten.

So versponnen, wie das vielleicht klingen mag, ist Vibe Lundemarks Ansatz nicht. Die fiktive Welt, die sie für ihr Label entworfen hat, ermögliche es ihr, „eine professionelle Distanz“ zu wahren, sagt die Designerin. Sie findet es reizvoller, neue, kreative Welten zu erschließen, als etwas über sich selbst in den Entwürfen preiszugeben. „Ich als Person bin da nicht involviert, ich schaffe lediglich einen Raum, in dem sich meine Vorstellungskraft entfalten kann.“

Den konzeptionellen Rahmen füllt sie intuitiv mit Motiven unterschiedlicher Herkunft. Für ihre aktuelle Frühjahrskollektion ließ sie sich beispielsweise von den Abenteuern des Barons Münchhausen inspirieren. Diese Kombination aus rationalem Konzept und frei assoziierten Motiven macht den Reiz ihrer Entwürfe aus. Sie lassen sich nicht in Schubladen einsortieren, sind künstlerisch, ohne prätentiös zu sein, spielerisch, ohne kindisch zu wirken, und konzeptionell, aber nicht verkopft. Und sie sind gestalterisch so stark, dass sie auch funktionieren, wenn die Trägerin die übergreifende Geschichte nicht kennt.

Die Kollektionen sind im Onlineshop www.youheshe.com erhältlich

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