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Gesundheit: Auf die Studienplätze - fertig, los?

Die Bewerbungsfrist für Berliner Unis beginnt. Bei Bachelor-Fächern wird es kompliziert

Ab morgen grübeln Abiturienten über den Antragsformularen für die Fächer der Berliner Universitäten: Die Bewerbungsfrist für das Wintersemester beginnt am 1. Juni – und endet am 15. Juli. Die Bewerber müssen sich auf neue Regeln einstellen, die sich von Uni zu Uni unterscheiden (siehe Kasten). Nach dem neuen Berliner Hochschulzulassungsgesetz haben die Unis mehr Freiheiten bei der Auswahl ihrer Studenten. Ähnlich wie bei den sechs Fächern, die die Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätze bundesweit verteilt, können die Unis auch bei den anderen Studiengängen mehr als die Abiturnote für die Auswahl heranziehen. Kompliziert wird es bei den Bachelor-Studiengängen, sagen Experten. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu den neuen Regeln.

Wie wichtig ist meine Abiturnote noch für die Berliner Unis?

Die Abiturnote wird dieses Wintersemester so wichtig wie noch nie zuvor – trotz des neuen Zulassungsgesetzes. Das sieht vor, dass die Unis die besten 20 Prozent allein nach der Note auswählen. 20 Prozent der Plätze gehen an die Bewerber, die bereits lange auf ihr Studium warten. Bei den restlichen 60 Prozent haben die Unis die Wahl, andere Kriterien hinzuzuziehen. Für das Wintersemester haben die Unis aber Übergangsregeln erlassen. Die HU und die FU nehmen in den meisten Fächern auch in der 60-Prozent-Quote allein den Abiturschnitt als Maßstab – also insgesamt für 80 Prozent der Studienplätze. An der TU kommen 60 Prozent über die Note und 40 Prozent über die Wartezeit an einen Platz. Außerdem gibt es an allen Unis eine Härtefallquote. Diese Regeln gelten in den zulassungsbeschränkten Fächern – und das sind an den Berliner Unis alle.

Mit welchem Notenschnitt kann ich in Berlin einen Studienplatz bekommen?

Das ist von Fach zu Fach unterschiedlich. Grundsätzlich gilt: Der landesweite Numerus clausus (NC) bedeutet nicht, dass die Unis in allen Fächern scharenweise Studieninteressierte abweisen. Die Unis sagen, dass sie den Zugang aus Spargründen begrenzen. Sie wollen sicherstellen, dass sich nur ernsthafte Kandidaten einschreiben. Der NC schrecke Scheinstudenten ab. Fehlte der NC, könnten sie sich ohne Bewerbung immatrikulieren.

Welche Risiken gibt es bei der Bachelor-Bewerbung?

Die Bewerber für kombinierte Bachelor-Studiengänge haben nur beschränkt Einfluss darauf, was sie studieren. „Kombinationsbachelor“ bedeutet, dass Studenten ein Kernfach und ein oder zwei Beifächer belegen (die FU nennt die Beifächer „Modulangebote“, die HU „Zweitfach“). Gezielt bewerben sich Studieninteressenten nur für ihr Kernfach. Für das Beifach geben sie eine Liste von mehreren Fächern mit der Rangfolge ihrer Wünsche ab. Ist ein Bewerber in seinem Kernfach zugelassen, entscheidet die Uni, welches der angegebenen Beifächer er studieren kann. Wer sein Beifach ablehnt, verliert auch die Zulassungsberechtigung für sein Kernfach.

Wie hoch sind die Chancen, mein favorisiertes Bachelor-Beifach zu bekommen?

An der FU und TU könnte es für Bewerber mit einer schwachen Abinote schwieriger werden, das gewünschte Beifach zu ergattern als das Kernfach. Die beiden Unis verteilen – wie im letzten Wintersemester – das Beifach ausschließlich nach der Abiturnote, Wartesemester spielen keine Rolle. Ein Beispiel: Wer Grundschullehrer werden will, bewirbt sich für ein Kernfach wie Mathematik. Das Beifach Grundschulpädagogik weisen ihm die Unis zu. Manche Bewerber könnten dann ihr Kernfach über die Wartezeitquote erhalten – aber nicht das Beifach Grundschulpädagogik, weil Wartesemster da nicht weiterhelfen. Das Hochschulgesetz deckt diese Vorgehensweise: Die Hochschulen sollen in Eigenregie regeln, wie sie die Beifächer verteilen. Die Grünen protestieren dagegen. Sie wollen für die Beifächer die gleichen Regeln festschreiben wie für das Kernfach. Studenten könnten in ungeliebte Beifächer gedrängt werden. „Das erhöht die Gefahr, dass sie ihr Studium abbrechen“, sagt Lisa Paus, die bildungspolitische Sprecherin. Diese Erfahrung habe man bisher nicht gemacht, entgegnet Werner Väth, Vizepräsident für Studium und Lehre an der FU. Der Wissenschaftssenat hält sich bedeckt. Ein einheitliches Verfahren für Kern- und Beifächer sei aber „sinnvoll“, sagt Referentin Brigitte Reich.

Kann ich Kernfach und Beifach an unterschiedlichen Unis studieren?

Nur dann, wenn eine Uni das gewünschte Beifach nicht anbietet. HU, FU und TU haben für Studenten der anderen Unis bestimmte Beifach-Quoten festgelegt. Bewerben muss man sich immer an der Uni, an der man das Kernfach studieren will.

Was passiert, wenn ich keinen Studienplatz bekomme?

Egal, ob Abiturienten sich für einen Diplom-, Bachelor- oder einen der wenigen verbleibenden Magisterstudiengänge bewerben: Die letzten Plätze vergeben die Unis per Los. Viele Abiturienten bekommen erfahrungsgemäß auch bei Unis in anderen Bundesländern Zusagen und geben ihre überzähligen Plätze ab. Wegen der rigiden Vergabe beim Bachelor-Beifach könnten in Berlin besonders viele die Zusage für ihr Kernfach zurückgeben, warnt die Grüne Lisa Paus. Die Unis könnten statt der besten Abiturienten so die mit dem meisten Losglück bekommen.

Werden die Unis wie letztes Wintersemester Studienplätze unbesetzt lassen?

Werner Väth von der FU rechnet nicht damit, dass wieder so viele Plätze frei bleiben. Letztes Jahr hätten vor allem die strengen Fremdsprachen-Anforderungen „gute Bewerber abgeschreckt“ – auch solche, die über den Abiturschnitt ihren Platz bereits sicher hatten. Deshalb hat die FU die Anforderungen wieder gelockert. Zukünftig könnten an den Unis aber weniger Plätze zur Verfügung stehen. Die Unis wollen neue, niedrigere Belegungsquoten festlegen lassen – denn in den Bachelorstudiengängen müssten die Studenten intensiver betreut werden.

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