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Kolumne – Die gute Frage

© Lisa Rock für den Tagesspiegel

Die gute Frage: Warum kribbelt es, wenn ein eingeschlafener Fuß aufwacht?

Wenn Nervenfasern mangelhaft durchblutet sind, entsteht ein Taubheitsgefühl. Setzt die Durchblutung wieder ein, kommt es zu einer Art Überreaktion des Nervs.

Eine Kolumne von Henrike Berkefeld

Wird ein länger angewinkeltes Bein bewegt oder ein Arm, auf dem man zu lange lag, aus seiner Position befreit, machen diese Extremitäten mit kribbelnd, stechenden Empfindungen auf sich aufmerksam. Dem vorausgegangen ist dann schon ein weniger intensiv spürbares Taubheitsgefühl an diesen Stellen. Ein Taubheitsgefühl entsteht immer dann an einem Körperteil, wenn die Nervenfasern, die dort enden, weniger oder keine Informationen mehr zum Gehirn senden. Die Nervenleitung in Form von schnellen Spannungsänderungen, den Aktionspotentialen, ist dann unterbrochen. Schneller leitende sensible Fasern, die Informationen über Berührungen weitergeben, sind davon eher betroffen als anspruchslosere, langsam leitende Fasern, die Temperatur- und Schmerzempfinden übermitteln.

„Die Blockade der Nervenfasern entsteht dabei nicht durch erhöhten Druck auf den Nerven selber, sondern durch eine punktuelle Mangeldurchblutung – zum Beispiel dort, wo der Nerv und die ihn versorgenden Gefäße durch umgebendes Gewebe gegen einen Knochen gedrückt werden“, erklärt Peter Reeh, emeritierter Professor am Physiologischen Institut der Universität Erlangen-Nürnberg. In der Folge entsteht im Nerv Sauerstoff- und Energiemangel, der dazu führt, dass keine Aktionspotentiale geleitet werden: Die Region, die von dem Nerv innerviert wird, fühlt sich taub an.

Sorgt man nun durch Bewegung der betroffenen Extremität dafür, dass die Durchblutung wieder einsetzt, kehrt der Nerv in seinen Ausgangszustand zurück. Aber nicht direkt. Reeh: „Zunächst steigt die Erregbarkeit der Nervenfasern drastisch an, was zu Spontanaktivität – also Aktionspotentialen ohne äußeren Reiz – führt und das vorübergehende Bitzeln erklärt.“

Eine Erkrankung, bei der ein Nerv immer wieder lokal unterversorgt sein kann, ist das Karpaltunnelsyndrom. Der Nervus Medianus, der Daumen, Zeige-, Mittel- und Teile des Ringfingers sensibel versorgt, ist dabei der Geschädigte. Er verläuft im Bereich der Handwurzel durch einen Kanal, gebildet aus Knochen und einem Band, dem Karpaltunnel. Dieser kann mit dem Alter verengt sein, sodass der Nerv schon bei leichtem Druck zum Beispiel beim Fahrradfahren oder beim Schlafen unterversorgt wird, und dies erst durch Taubheit und dann bei Entspannung durch Prickeln in den drei Fingern zum Ausdruck bringt.

Alle bisher erschienenen Folgen finden Sie auf der Kolumnenseite.

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