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Nicht jedes Hausmittel wirkt tatsächlich gegen Erkältungen. Einige können die Symptome jedoch nachweislich lindern.

© Getty Images/Westend61

Hausmittel gegen Erkältung im Check: Was macht wirklich schneller wieder gesund?

Die Erkältungssaison ist auf dem Höhepunkt. Überall hustet und schnieft es. Wie Erkältungstropfen, Gurgeln, Zink und Co. wieder fit machen können.

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Tipps gegen Erkältungen gibt es viele. Doch nicht alle taugen wirklich etwas. „Haben es die Viren geschafft, die Schutzbarriere zu überwinden und eine Erkältung auszulösen, dann ist es ratsam, erst mal auf nicht pharmakologische Hausmittel zu vertrauen, statt gleich apothekenpflichtige Wirkstoffe zu verwenden“, sagt Christoph Heintze, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin an der Charité, Universitätsmedizin Berlin. Erst wenn die Symptome nach einigen Tagen nicht besser werden und sich eher noch verschlechtern, solle man Hausarzt oder Hausärztin aufsuchen.

In der Regel seien die Selbstheilungskräfte des Körpers groß genug, um die Erreger auszuschalten. Wichtig dafür sei, viel zu trinken und sich Ruhe zu gönnen. Verlange der Körper nach Schlaf, solle man ihm diesen auch gewähren. Und sonst? Welche Hausmittel helfen nachweislich dabei, schnell wieder auf die Beine zu kommen?

Erkältungstropfen können Husten reduzieren

Standardisierte Extrakte aus Pelargonium sidoides, einer aus Südafrika stammenden Pflanzenart, werden allgemein als Anti-Erkältungstropfen (zum Beispiel unter dem Namen Umckaloabo) angeboten. Offiziell als Arzneimittel sind sie jedoch nur bei akuter Bronchitis zugelassen. Cochrane-Wissenschaftler führten vor etwa zehn Jahren ein Review zu Pelargonium durch. Fazit: Die Studienlage für Erkältungen ist dünn.

Wenige Studien liefern Hinweise darauf, dass sich bei Erwachsenen Symptome wie Kopfschmerzen und eine verstopfte Nase etwas bessern. Laut der Leitlinie zu akutem und chronischem Husten hat Pelargonium sidoides eine gewisse mittlere Wirksamkeit auf Häufigkeit und Schwere von Hustensymptomen mit einem signifikanten Unterschied gegenüber Placebo. Aber der Wurzelextrakt kann auch negative Effekte haben, etwa Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall. „Es kann in seltenen Fällen leberschädigend sein“, sagt Christoph Heintze.

Die Erkrankungsphase scheint sich nur dann zu verkürzen, wenn Echinacea bereits in einer ganz frühen Erkrankungsphase eingenommen wird

Christoph Heintze, Allgemeinmediziner

Beim Echinacea kommt es auch auf die Wahl der richtigen Pflanze an

Produkte aus Echinacea purpura sind ein beliebtes Anti-Erkältungsmittel – aber auch zu Recht? „Die Daten sind leider widersprüchlich“, sagt Heintze. „Aber die Erkrankungsphase scheint sich nur zu verkürzen, wenn der Stoff bereits in einer ganz frühen Erkrankungsphase eingenommen wird.“ Eine systematisch durchgeführte Übersichtsarbeit zu 24 kontrollierten klinischen Studien hatte Echinacea unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Viele der Studien zeigten, dass die Präparate dazu beitragen können, die Krankheitsdauer zu verkürzen. Was Husten angeht, ergaben die Studien keine signifikante Verringerung der Symptome.

Allerdings: Die getesteten Präparate waren sehr unterschiedlich zusammengesetzt. Zum einen gibt es verschiedene Arten von Echinacea, zum anderen werden die unterschiedlichsten Pflanzenteile sowie verschiedene Dosierungen für die Präparate genutzt. Das erschwert die Einschätzung. Am ehesten, so die Autoren der Übersichtsarbeit, scheinen Extrakte der oberirdischen Pflanzenteile des roten Sonnenhuts (botanischer Name Echinacea purpura) Erkältungssymptome mildern zu können. Bei Kindern kam es bei Echinacea-Einnahme vermehrt zu Hautausschlägen. „Menschen, die an Erkrankungen leiden, die mit der Blutbildung in Zusammenhang stehen, sollten kein Echinacea einnehmen“, warnt Christoph Heintze.

Inhalieren scheint keine nachweisbaren Effekte zu haben

Auch dem Inhalieren heißer und feuchter Luft werden lindernde Effekte auf Erkältungssymptome nachgesagt. Laut einem Cochrane-Review, das im August 2017 aktualisiert wurde und die Ergebnisse sechs randomisierter, doppelblinder Studien zusammenfasste, allerdings zu Unrecht: Keine der Studien zeigte eine echte Symptomverbesserung. Auch die Ausscheidung von Viren aus der Nasenschleimhaut konnte auf diese Weise nicht verringert werden.

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bis 12 leichte Infekte pro Jahr sind für Kinder laut Deutscher Gesellschaft für Kinder und Jugendmedizin normal.

Mit hochdosiertem Zink lässt sich die Erkältungsdauer verringern

Vielversprechender sind die Cochrane-Forschungsdaten für Zink: Das Spurenelement kann gegen Husten, Schnupfen und Heiserkeit helfen und Erkrankungsschwere und -dauer verringern. So lautet das Ergebnis einer 17 placebokontrollierte Studien umfassenden Metaanalyse. Wichtig: Die Einnahme hochdosierter Zinkpräparate (ca. 25 Milligramm Zink) sollte bereits beginnen, wenn man das erste Kratzen im Hals bemerkt, spätestens aber 24 Stunden nach Erkältungsbeginn. Dann verringern sich die Beschwerden im Vergleich zu einem Placebo bereits ab dem dritten Tag.

Zink ist an der Bildung und Aktivierung von Abwehrzellen beteiligt. Allerdings ist es nur eine kurzzeitige Lösung bei Erkältungsbeginn und keine Dauerlösung, weil dann eine Überdosierung droht. Mögliche Folgen von zu viel Zink sind Magen-Darm-Probleme und Müdigkeit.

Wer sich zinkreich ernährt, braucht aber möglicherweise gar keine zusätzliche Supplementierung. Viel Zink ist in Leber enthalten, ebenso in Walnüssen, Eiern, Milchprodukten wie Käse und Magerquark sowie Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten.

Die warme Hühnersuppe hilft auf mehrerlei Wegen

Die warme Hühnersuppe hilft gleich auf mehrerlei Wegen: Die Wärme der Flüssigkeit verbessert einerseits die Durchblutung der Schleimhäute. Obendrein liefert das Hühnerfleisch Zink. Die im Fleisch enthaltene Aminosäure Cystein hat außerdem eine entzündungshemmende und auch abschwellende Wirkung. Möglicherweise ist es ihr zu verdanken, dass Hühnersuppe die Wanderung bestimmter Immunzellen, der Neutrophilen hemmt. Sie werden bei Erkältungen freigesetzt und sorgen unter anderem dafür, dass die Schleimhäute der oberen Atemwege anschwellen.

Eine weitere Aminosäure namens Histidin sorgt dafür, dass der Organismus das Zink aus der Hühnersuppe gut aufnehmen kann. Allerdings muss man bei der Zubereitung beachten: Das Huhn muss im kalten Sud aufgesetzt und langsam erhitzt werden, nur kurz kochen und ohne Deckel ein bis zwei Stunden ziehen.

Salzlösungen in der Nase wirken vor allem bei Kindern

Salzwasser-Nasensprays und Nasenduschen, bei denen eine größere Menge Salzlösung in die Nase eingebracht wird, werden häufig bei Infektionen der oberen Atemwege eingesetzt. Auch sie hat Cochrane deshalb in einem fünf Studien umfassenden Review untersucht. Nur aus der größten Studie, in der 401 Kinder zwischen sechs und zehn Jahren untersucht wurden, ergab sich eine Verbesserung einiger Symptome wie Nasensekretion, Halsschmerzen und verstopfte Nase. Außerdem wurden deutliche Verbesserungen des Gesundheitsstatus gemessen. Bei Erwachsenen waren die Effekte nur sehr klein.

Bei Fieber kann man beispielsweise Wadenwickel machen, statt fiebersenkende Medikamente einzunehmen.

Christoph Heintze, Allgemeinmediziner

Die Anwendung von Salzlösung in der Nase ist an sich sicher. Allerdings können schwache Nebenwirkungen wie Reizungen oder Brennen auftreten. Dieses Risiko besteht insbesondere bei hochkonzentrierten Lösungen.

Wadenwickel können die Temperatur spürbar senken

„Bei Fieber kann man beispielsweise Wadenwickel machen, statt fiebersenkende Medikamente einzunehmen“, sagt Christoph Heintze. Das Wasser in den Wickeln muss für diesen Zweck kälter sein als die Körpertemperatur. Nur so können die Wickel die Wärme aus dem Körper ziehen. Allerdings sollten sie nur kurzzeitig an den Waden verbleiben und abgenommen werden, sobald sie nicht mehr kühlend wirken. Werden die fiebersenkenden Wickel mehrmals hintereinander angelegt, dann können sie die Körpertemperatur um bis zu ein Grad senken. 

Salbeitee enthält ein gutes Wirkstoffteam

Ein warmer Tee verbessert die Durchblutung der Rachenschleimhaut.

© Imago

Die Heilkraft des echten Salbeis im Bereich von Erkältungskrankheiten ist durch unterschiedliche Studien belegt und auch von der Europäischen Arzneimittelagentur bestätigt. Im Salbei enthaltene Gerb- und Bitterstoffe bilden ein gutes Wirkstoffteam. Enthaltene ätherischen Öle wirken entzündungshemmend. Wer Salbeitee warm trinkt, macht sich zugleich auch noch den positiven Wärmeeffekt auf die Rachenschleimhaut zunutze.

Knoblauch verringert Krankheitsschwere und -dauer

Knoblauch hat antivirale Effekte, die in Laboruntersuchungen nachgewiesen wurden. In einer Studie wurden 146 Teilnehmenden über drei Monate beobachtet. Die Hälfte nahm während dieses Zeitraums ein Placebo ein, die andere Hälfte eine Knoblauchtablette. Sobald Erkältungssymptome auftauchten, führten die Studienteilnehmer und -teilnehmerinnen ein Tagebuch.

Tatsächlich bekamen all jene, die über drei Monate hinweg täglich eine Knoblauchtablette einnahmen, seltener Erkältungen. Das heißt, in den drei Monaten traten in der Interventionsgruppe 24 Erkältungen auf, in der Kontrollgruppe dagegen 65. Wenn die Teilnehmenden eine Erkältung hatten, war die Krankheitsdauer in der Knobi-Gruppe kürzer (4,63 beziehungsweise 5,63 Tage).

Wer gurgelt, spült die Krankheitserreger davon

Um eine Erkältung schneller loszuwerden, kann man den Mund-Rachen-Raum mit einer salzhaltigen Lösung spülen. Dafür löst man einen gestrichenen Teelöffel Kochsalz in 100 ml lauwarmem Wasser und nimmt zum Gurgeln etwa die Menge eines Schnapsglases in den Mund. Den Vorgang sollte man rund drei Minuten lang wiederholen

Die Spülung reißt wohl einen Teil der auf der Schleimhaut befindlichen Viren einfach mit, weshalb man sie auch nicht schlucken sollte. Wer zumindest dreimal täglich mit der Lösung gurgelt, kann laut der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene damit erreichen, dass sich die Infektionsdauer verkürzt. Da dann auch weniger Viren ausgeschieden werden, sei auch das Ansteckungsrisiko für andere Personen im Haushalt um etwa 35 Prozent verringert. Statt mit Salzlösung können Sie auch mit Grüntee gurgeln.

Ätherische Öle sind umstritten

„Es gibt für mich keine überzeugenden und unabhängigen Studien, die klare Aussagen zur Wirksamkeit ätherischer Öle im Vergleich zu Placebo zulassen“, sagt der Berliner Allgemeinmediziner Heintze. „Bestehende Untersuchungen zeigen aber, dass definierte Mischungen aus ätherischen Ölen wie jene in Efeu und Thymian Hustensymptome etwas bessern können.“ Sie können dazu beitragen, dass man festsitzenden Schleim leichter abhusten und besser durchatmen kann.

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