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Gesundheit: Kulturschock: Orang Utans lernten’s früher

Nicht nur Schimpansen, sondern auch Orang Utans haben die Fähigkeit, voneinander zu lernen. Zu diesem Ergebnis kommt eine internationale Gruppe von Primatologen unter der Leitung von Carel van Schaik von der DukeUniversität in Durham, North Carolina.

Nicht nur Schimpansen, sondern auch Orang Utans haben die Fähigkeit, voneinander zu lernen. Zu diesem Ergebnis kommt eine internationale Gruppe von Primatologen unter der Leitung von Carel van Schaik von der DukeUniversität in Durham, North Carolina. Somit lässt sich der Begriff der Kultur – denn darum handelt es sich bei der Weitergabe von Wissen und Erfahrungen – um weitere sieben Millionen auf 14 Millionen Jahre rückdatieren. Bislang waren die Wissenschaftler der Auffassung, die Kultur beginne erst bei den Schimpansen. Die Arbeit wird jetzt im neuesten Heft des Wissenschaftsmagazins „Science“ veröffentlicht.

Bei der Untersuchung der Menschenaffen in Borneo und Sumatra entdeckten die Forscher 24 unterschiedliche Verhaltens- und Vorgehensweisen, die jeweils in der Gruppe weitergegeben werden. Da werden Blätter als Handschuhe und Servietten benutzt, oder dazu, Flüssigkeiten zu löffeln. Stöcke dienen als Werkzeug zum Herausholen von Insekten aus Löchern in Baumstämmen, Hände werden beim Rufen vor den Mund gehalten, um die Laute in eine gewünschte Richtung zu konzentrieren. Und die Tiere errichten sich je nach Witterung einen Sonnen- oder Regenschutz über ihrem Lager.

Die Wissenschaftler stellten fest, dass solcher Werkzeuggebrauch nur in bestimmten Gruppen üblich ist, und zwar in solchen, in denen der soziale Zusammenhalt besonders groß ist. Zudem reicht oft nur ein trennender Fluss zwischen zwei Gruppen auch als Wissensbarriere aus. Dass das vorgefundene Verhalten nur eine Anpassung an die herrschende Lebensumwelt sein könnte, schlossen die Forscher aus. Manche Gruppen hatten diese Fähigkeit entwickelt, andere nicht – bei gleicher Umwelt.

Die menschliche Kultur ist also nicht aus dem Nichts entstanden, schlussfolgern die Wissenschaftler. Unsere Urzeit-Vorfahren hatten ein solides kulturelles Fundament, auf dem sie aufbauen konnten, sagt van Schaik.

Die Ironie des Schicksals liegt freilich darin, dass es der Mensch mit dem Werkzeuggebrauch und der Zerstörung der Umwelt so weit gebracht hat, dass die Lebensräume der Menschenaffen schwinden – und damit bald eben auch die Möglichkeit, die Ursprünge zu untersuchen. gih

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