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Medikamente können die Erkältungssymptome lindern – die Genesung können sie allerdings nicht beschleunigen.

© dpa/Bernd Weißbrod

Update

Mit Husten und Schnupfen ins Büro: Wie lange ist man eigentlich ansteckend?

Eine Erkältung bleibt für etwa neun Tage. Eine Krankschreibung kann aber ruhig kürzer ausfallen.

Von Jana Ehrhardt-Joswig

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Wenn die Tage kürzer werden, eisiger Wind um die Häuser pfeift und klamme Kälte in die Knochen kriecht, ist die Erkältungssaison angebrochen. Krankschreibungen haben jetzt Hochkonjunktur: Die meisten Fehltage gehen auf das Konto von Atemwegserkrankungen – Tendenz steigend, zeigt eine Untersuchung der DAK-Gesundheit.

Zum Teil liegt das auch daran, dass die Menschen in den Corona-Jahren sehr feine Antennen für Ansteckungsgefahren entwickelt haben. Um nicht als Virenschleuder abgestempelt zu werden, bleiben viele Leute zu Hause, die früher mit Schnupfnase und Husten zur Arbeit gegangen sind. „Auch ohne Fieber kann jemand, der viel hustet und Schleim produziert, sehr ansteckend sein“, sagt Siegbert Rieg, Leiter der Abteilung für Infektiologie der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Freiburg. Die- oder derjenige sei dann zu Hause besser aufgehoben – auch aus Rücksicht auf die Kollegen.

Nach Angaben des Lungeninformationsdienstes des Helmholtz Zentrums München dauert eine Erkältung, auch grippaler Infekt genannt, typischerweise neun Tage: Den Auftakt machen meist Schnupfen und Halsschmerzen, wobei die Halsschmerzen am dritten Tag am stärksten sind.

Auch ohne Fieber kann jemand, der viel hustet und Schleim produziert, sehr ansteckend sein.

Siegbert Rieg, Infektiologe

Die Nase produziert am vierten Tag den meisten Rotz, danach immer weniger. Kopf- und Gliederschmerzen sind am fünften Tag am schlimmsten und klingen danach ebenfalls ab. An ihre Stelle tritt ein trockener Reizhusten, der an den darauffolgenden zwei Tagen in einen festsitzenden Husten übergeht. Danach ist die Sache häufig ausgestanden.

Robert Koch-Institut empfiehlt drei bis fünf Krankentage

Doch wie lange sollte eine erkältungsbedingte Auszeit dauern? Das Robert Koch-Institut empfiehlt, drei bis fünf Tage zu Hause zu bleiben. „Wenn Husten und Schnupfen am quälendsten sind, ist die Virusausscheidung am größten“, sagt Siegbert Rieg. „Danach sinkt die Ansteckungsgefahr – auch wenn die Nase noch verstopft und der Husten noch nicht vorbei ist.“

Das liege daran, dass sich noch Restviren und Virusbestandteile in den Atemwegen befinden und der Körper versucht, das geschädigte Gewebe zu reparieren. „Diese Prozesse dauern oft länger als drei bis fünf Tage und lassen sich nicht innerhalb weniger Stunden abschalten.“ Die Viren, die dabei noch ausgeschieden werden, können sich jedoch nicht mehr vermehren und reichen für eine Ansteckung nicht aus. Ein schwacher Reizhusten nach mehr als sieben bis zehn Tagen ist also kein Hinderungsgrund, wieder zur Arbeit zu gehen.

Bis er ganz abgeklungen ist, sollte man dennoch eine Maske tragen – „auch weil sich niemand gern anhusten lässt“, sagt der Mediziner. Außerdem sollte man zu anderen Menschen etwas Abstand halten und sich vor allem so oft wie möglich die Hände waschen.

Wenn sich der Schleim im Laufe der Erkältung von weiß zu grün-gelb verfärbt, ist das ein Zeichen dafür, dass Bakterien auf die virale Infektion aufgesattelt haben. Aus dem Schnupfen kann dann eine hartnäckige Nasennebenhöhlenentzündung werden. Wer sich sehr krank fühlt und Fieber bekommt, sollte besser noch mal zum Arzt gehen, um zu prüfen, ob eine Antibiotika-Therapie erforderlich ist.

Insbesondere im Anfangsstadium oder bei leichten Verläufen sind die Erreger anhand ihrer Symptome kaum auseinanderzuhalten.

Siegbert Rieg, Infektiologe

„Man kann auch zwei bis drei Tage abwarten, wo die Reise hingeht“, sagt Rieg. „Der Arzt kann ein Rezept mitgeben, das der oder die Kranke einlöst, wenn die Beschwerden nicht von allein besser werden.“ Entscheidend sei, dass Antibiotika nur bei bakteriellen Infektionen eingesetzt werden. „Gegen Viren können sie nichts ausrichten, stattdessen fördern sie Resistenzen, wenn sie grundlos gegeben werden.

Medikamente können Genesung nicht beschleunigen

Die meisten Erkältungen werden von Rhinoviren verursacht. Daneben gibt es unzählige andere Viren – etwa Corona-, Adeno- und Respiratorische-Synzytial-Viren (RSV) –, die ähnliche Beschwerden verursachen. „Insbesondere im Anfangsstadium oder bei leichten Verläufen sind sie anhand ihrer Symptome kaum auseinanderzuhalten“, sagt Siegbert Rieg. Anders bei der „echten Grippe“, bei der Influenza-Viren im Spiel sind: Während ein grippaler Infekt sich meist schleppend ankündigt und nach ein paar Tagen vorbei ist, beginnt die Grippe schlagartig. Die Betroffenen fühlen sich sehr krank und schlapp, haben starke Kopf- und Gliederschmerzen und bekommen sehr schnell hohes Fieber. Die Krankheit kann sich lange hinziehen.

Medikamente gegen einfache Erkältungskrankheiten gibt es – sie lindern aber lediglich die Beschwerden. Die Krankheitsdauer verkürzen können sie nicht. „Ausruhen und dem Körper eine Pause gönnen ist das Beste, was man tun kann“, empfiehlt Siegbert Rieg. Lutschtabletten könnten Halsschmerzen lindern, warme Tees die Schleimhäute feucht halten und das Abhusten erleichtern. Wer stark verschleimt ist, dem helfe Inhalieren, beispielsweise den Dampf von erhitztem Salzwasser. Zwei oder drei Tage lang könne man sich mit Nasenspray etwas Erleichterung verschaffen.

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