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Dr. Magnus Heier

© Stefan Braun

Monstertabletten und Riesenkapseln: Mit diesen Tricks wird das Schlucken zum Kinderspiel

Fast jeder zweite Patient hat Schwierigkeiten bei der Einnahme besonders großer Tabletten. Nicht wenige brechen die Therapie deswegen auf eigene Faust ab. Doch das muss nicht sein!

Eine Kolumne von Dr. Magnus Heier

Die größte Tablette, die ich jemals einnehmen musste, war Amoxicillin, ein Breitbandantibiotikum. Im Netz findet man tatsächlich dessen genaue Größe: 1,82 mal 0,7 Zentimeter: Die Tablette ist ein Monster! Und äußerst schwer zu schlucken. Kein Einzelfall: Kapseln und Tabletten sind für viele Patienten einfach zu groß, fast 40 Prozent haben damit ein Problem. Intuitiv würde man etwas dieser Größe vor dem Schlucken ja auch erst kauen. Und natürlich ist bei einer solchen Tablette der Würgereflex zu überwinden. Viele Patienten scheitern und setzen die Medikation heimlich ab. Keine gute Idee.

Tatsächlich findet sich in den „Annalen für Familienmedizin“ ein älterer Artikel mit zwei Tipps, wie sich das Pillenproblem zumindest erleichtern lässt: die Plastikflaschen-Technik für Tabletten und die Vorbeugen-Technik für Kapseln. In einer Studie mussten 151 Erwachsene 16 unterschiedlich geformte Placebo-Präparate schlucken. Und die Forscher kamen zu zwei überraschenden Empfehlungen:

Tabletten solle man mit einer wassergefüllten Plastikflasche einnehmen (einer dünnen Flasche, die sich zusammendrücken lässt!): Legen Sie die Tablette auf die Zunge, schließen sie die Lippen luftdicht um die Flasche, saugen sie Wasser aus der Flasche und schlucken sie es zusammen mit der Tablette herunter. Die Tablette lässt sich tatsächlich viel leichter schlucken! Wohl auch, weil keine Luft im Mund ist.

Kapseln solle man ebenfalls auf die Zunge legen. Dann einen Schluck Wasser in den Mund nehmen, noch nicht schlucken. Anschließend den Kopf nach vorne (!) beugen, bis das Kinn fast die Brust erreicht. Und nun Kapsel und Wasser herunterschlucken. Es widerspricht der Intuition, den Kopf nach vorn zu beugen – aber es funktioniert tatsächlich.

Wenn diese Tipps nicht helfen, helfen Arzt oder Apotheker: Denn oft (aber nicht immer!) lässt sich eine Tablette auch zermörsern, eine Kapsel öffnen, eine Tablette zerkleinern, eine Kapsel durch eine andere ersetzen – oder das Präparat ganz absetzen. Bitte verändern oder beenden Sie Ihre Medikation aber nicht heimlich, sondern nur nach Rücksprache mit Ärztin oder Arzt.

Alle bisher erschienenen Kolumnen lesen Sie auf der Übersichtsseite der Kolumne.

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