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Eine Laser-Operation am Auge eines Patienten in einem Berliner Klinikum.

© Tagesspiegel/Kitty Kleist-Heinrich

Neue Zahlen von Prüfern der Krankenkassen: Ärztefehler kosten jedes Jahr Milliarden Euro

Über 12.000 Gutachten hat der Medizinische Dienst der Krankenkassen für 2024 erstellt und dabei knapp 3000 schwere Behandlungsfehler dokumentiert – das soll nur ein Ausschnitt eines größeren Problems sein.

Stand:

Insgesamt 12.304 Gutachten zu vermuteten Behandlungsfehlern hat der Medizinische Dienst (MD) im Jahr 2024 deutschlandweit erstellt. In gut jedem fünften Gutachten (2825 Fälle) stellten die Prüfer dabei tatsächlich einen Behandlungsfehler fest, der bei dem betroffenen Patienten zu einem Schaden führte. Das teilte der Dienst am Donnerstag mit. Der MD prüft im Auftrag der Krankenkassen Behandlungen auf mögliche Fehler, wenn Patienten sich mit einem entsprechenden Verdacht an ihre Kasse wenden. Mit Abstand am häufigsten vermuteten Patienten Behandlungsfehler in der Orthopädie und Unfallchirurgie.

Fehler bei Eingriffen sind leichter zu erkennen

Eine Häufung von Vorwürfen in einem Fachgebiet sage jedoch nichts über die Fehlerquote oder die Sicherheit in dem jeweiligen Gebiet aus, so Christine Adolph, Stellvertretende Vorstandsvorsitzende und Leitende Ärztin des Medizinischen Dienstes Bayern. Fehler bei chirurgischen Eingriffen seien für Patienten in der Regel leichter zu erkennen als etwa Medikationsfehler, weshalb bei Operationen eher Fehler vermutet würden als bei anderen Behandlungen, erläutert der MD in seiner Mitteilung.

800.000
Menschen sind nach Einschätzung des Medizinischen Dienstes pro Jahr in Deutschland von Behandlungsfehlern betroffen.

Nach Einschätzung des Dienstes handelt es sich bei den dokumentierten Behandlungsfehlern jedoch nur um einen kleinen Ausschnitt des tatsächlichen Geschehens. Übertrage man die Ergebnisse internationaler Studien zur Patientensicherheit auf Deutschland, so würden jedes Jahr fünf Prozent der stationär behandelten Patientinnen und Patienten durch vermeidbare Behandlungsfehler geschädigt. Dies entspreche mehr als 800.000 Betroffenen. Den daraus resultierenden finanziellen Schaden beziffert der Medizinische Dienst auf rund 15 Milliarden Euro jährlich.

Um finanzielle Schäden zu verringern und die Patientensicherheit zu erhöhen, fordert der MD ein besseres Meldesystem für Behandlungsfehler. „Mehr Investitionen in Patientensicherheit sollten als Investition in Qualität, Effizienz und Vertrauen betrachtet werden“, so Reinhard Busse, Professor für Management im Gesundheitswesen an der Fakultät Wirtschaft und Management der Technischen Universität Berlin. „Das Unterlassen von Fehlervermeidung kostet ein Vielfaches – in Geld, aber vor allem in vermeidbarem menschlichem Leid.“

Bei knapp zwei Drittel (63 Prozent) der Fälle waren die Gesundheitsschäden der Patientinnen und Patienten laut MD von vorübergehender Natur. Die Patienten sind demnach wieder gesund. Knapp ein Drittel der Betroffenen (32 Prozent) leidet jedoch unter einem Dauerschaden, beispielsweise chronischen Schmerzen, Bewegungseinschränkungen oder Lähmungen. In insgesamt 75 Fällen führte ein Behandlungsfehler laut MD zum Tod.

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