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Ein Spaziergang tut Körper und Geist gut, sagen Mediziner.

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Schon elf Minuten pro Tag reichen: Warum Spaziergänge gerade im Frühling so gut tun

Ärzte empfehlen jetzt regelmäßige Spaziergänge, um Rücken und weitere Muskeln nach der grauen Winterzeit zu stärken. Auch psychisch sorgt die regelmäßige Bewegung für positive Wirkungen.

Von Christoph Arens

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Frühlingszeit ist Bewegungszeit. Das braucht der Rücken dringend nach der langen Winterpause. Orthopäden und Unfallchirurgen raten deshalb anlässlich des „Tags der Rückengesundheit“ am Mittwoch zu regelmäßigen Spaziergängen. Denn sie stärken die Rückenmuskeln und sorgen für eine gute Ernährung der Bandscheiben.

Spazierengehen ist ein Gesundheitsklassiker

Maximilian Rudert, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie

„Spazierengehen ist ein Gesundheitsklassiker: Es geht einfach, jeder kann es tun und es lässt sich wunderbar in den Alltag einbauen“, sagt Maximilian Rudert, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie.

Auch psychisch ist so ein Spaziergang nach der grauen Winterzeit ein Genuss: „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche / durch des Frühlings holden, belebenden Blick. / Im Tale grünet Hoffnungsglück. / Der alte Winter in seiner Schwäche / zog sich in rauhe Berge zurück.“ Mit diesen Worten preist Faust in Goethes Tragödie „Faust“ das Wiedererwachen der Natur. Dieser „Osterspaziergang“ des Gelehrten ist wohl eines der bekanntesten Kapitel deutscher Dichtung.

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt mindestens 150 Minuten moderate Bewegung pro Woche.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt mindestens 150 Minuten moderate Bewegung pro Woche. Das wären etwas über 21 Minuten pro Tag. Jedoch ergab eine kürzlich veröffentlichte Studie der Cambridge Universität, dass bereits elf Minuten pro Tag reichen, um das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle und Krebs deutlich zu senken.

Einer von sechs vorzeitigen Todesfällen hätte verhindert werden können, wenn sich alle Studienteilnehmer an die allgemein empfohlenen 150 Minuten Bewegung pro Woche gehalten hätten, so die Wissenschaftler. Die 11 Minuten pro Tag hätten einen von zehn Todesfällen verhindert.

Zum Gehen braucht man keine spezielle Ausrüstung und muss sich keine komplizierten Bewegungsabläufe merken. Eine gestärkte Muskulatur stützt und entlastet die Wirbelsäule und hilft somit, Rückenbeschwerden zu vermeiden, so die medizinische Fachgesellschaft. Die aktive und gleichzeitig schonende Bewegung beim Gehen stärkt neben den Rückenmuskeln besonders auch die großen Muskelgruppen an Bauch, Beinen und Po. Gleichzeitig ist die moderate Bewegung gut für die Gelenke, die damit beweglich gehalten, aber nicht zu stark beansprucht werden.

Wir Menschen haben einen natürlichen Drang zur Bewegung. Grundsätzlich ist jede Art von Bewegung gesund.

Bernd Kladny, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie

Doch reicht ein kleiner Spaziergang oder muss man schon eine Wanderung oder gar Nordic Walking machen, um einen nennenswerten Gesundheitseffekt zu erzielen? „Wir Menschen haben einen natürlichen Drang zur Bewegung. Grundsätzlich ist jede Art von Bewegung gesund“, sagt Bernd Kladny, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie. Für den einen sei es der kleine Spaziergang in der Mittagspause, ein anderer liebe lange Wanderungen. „Ein Richtig und Falsch gibt es da nicht, wichtig ist vor allem, dass man es regelmäßig und entsprechend seiner körperlichen Fitness tut.“

Besonders effektiv ist jedoch aus Sicht der Orthopäden zügiges Spazierengehen. Es strengt mehr an und hat deshalb einen stärkeren Trainingseffekt. Es fördert die Durchblutung und die Sauerstoffzufuhr zu den Rückenmuskeln und verbessert somit deren Funktion. Im Alter kann dadurch auch dem Muskelabbau entgegengewirkt werden. „Zügiges Spazierengehen kann eine gute Alternative zum Joggen sein, bei dem die Gelenke stark beansprucht werden. Nordic Walking wiederum ist gesund für die Rückenmuskulatur, weil es eine Bewegungsform ist, die nicht nur die Beine, sondern auch den Rumpf, die Schultern und die Arme beansprucht.“

Ein guter Trainingseffekt ergibt sich beim Gehen auf unebenen Untergründen, beispielsweise Waldböden, Wiesen oder auf Geröll in Berggegenden. Das Gehen zwingt dabei den Körper zu Ausgleichsbewegungen, das fördert auch die Balance. Auch das ist wieder von Vorteil für ältere Menschen, um Stürzen vorzubeugen.

Wer bereits Rückenbeschwerden hat, sollte sich nach den Empfehlungen der Fachärzte eher moderat belasten und sich nur auf den schmerzfreien Bewegungsraum beschränken. Ansonsten kann sich die Symptomatik schnell verschlimmern.

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