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Reaktion auf Chili und Co.: Warum bekommt man von scharfem Essen Schluckauf?
Es gibt viele Auslöser des lästigen Hicksens. Der Genuss von kräftig gewürzten Speisen gehört dazu. Diese körperlichen Gründe stecken dahinter.
Stand:
Schluckauf … dieses wiederkehrende Hicksen ist lästig und je nach Gesellschaft auch peinlich. Der Sinn? Er ist nicht eindeutig geklärt. Theorien wie, dass Schluckauf Säuglingen das Aufstoßen erleichtern könnte und somit Platz für Muttermilch schafft, versuchen ihn als eine Art „Rülpsreflex“ zu rechtfertigen. Denn irgendeinen Grund wird es wohl geben, dass sich Schluckauf in der Evolution gehalten hat. Aber wie kommt es, dass er häufig unvorhersehbar und meist sehr ungelegen ausgelöst wird – so auch immer mal beim Essen von scharfen Speisen?
„Seine Trigger sind sehr vielfältig, weil praktisch alle Irritationen im Bereich des Brustraums zum Schluckauf führen können“, erklärt Georg Royl, Professor an der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein.
Der Sinneseindruck ‚Dieses Essen ist scharf‘ wird durch die Aktivierung von Wärme- und Schmerzrezeptoren der Schleimhaut vermittelt.
Georg Royl, Neurologe
Diese Diversität der Reize liegt am Verlauf zweier Nerven, die zum Großteil die Auslöser für diesen Reflexbogen vermitteln: Der Nervus vagus und der Nervus phrenicus nehmen sehr verschiedene Informationen vom Zwerchfell bis hoch zum Hals auf und geben sie an das Gehirn weiter. Trigger können auf diesem Weg eine verstärkte Dehnung des Magens, eine gereizte Speiseröhre, Temperaturunterschiede im oberen Verdauungstrakt oder Unregelmäßigkeiten bei der Atmung, zum Beispiel durch Lachen oder Kitzeln, sein.
Auch Schmerzempfindungen können die verantwortlichen Nerven reizen – und das ist auch bei scharfem Essen der Fall. Neurologe Royl: „Der Sinneseindruck ‚Dieses Essen ist scharf‘ wird durch die Aktivierung von Wärme- und Schmerzrezeptoren der Schleimhaut vor allem im Mund-, Nasen- und Rachenraum, aber auch in der Speiseröhre und dem Magen vermittelt.“
Ist dies geschehen, wird der Reiz ins Gehirn weitergeleitet. Das dort aktivierte Reflexzentrum wiederum gibt den Befehl zum ruckartigen Zusammenziehen des Zwerchfells. Dadurch vergrößert sich der Brustraum plötzlich. Ein Unterdruck entsteht – wie beim normalen Einatmen, nur schneller. Nach einer sehr kurzen Zeit stoppt das Schließen der Stimmritzen im Kehlkopf diese Einatmung. Das typische „Hicks“ ist zu hören.
Unendlich viele Ratschläge gibt es, durch deren Anwendung Schluckauf wieder verschwinden soll. Ob es etwas gibt, was diese Vielzahl an Vorschlägen miteinander verbindet? Der Mediziner erklärt: „Diesen Maßnahmen ist vielleicht gemeinsam, dass sie durch andere Reize wie Luftanhalten, Bauchpresse, Druck auf den Gehörgang oder Erschrecken in das System von Reiz und Reflex eingreifen und diesen Bogen damit zu unterbrechen versuchen.“ Einen Versuch zumindest ist es wert.
Alle bisher erschienenen Folgen von „Die gute Frage“ finden Sie auf der Übersichtsseite der Kolumne.
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