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Wann macht die Liebe zu sich selbst unglücklich?: „Erfolglose Narzissten erleben oft einen sozialen Abstieg“
Sich selbst zu mögen, gilt als Inbegriff psychischer Gesundheit. Doch der Grat zu krankhaft übersteigertem Selbstbewusstsein ist schmal, erklärt der Psychiater Claas-Hinrich Lammers.
Stand:
Herr Lammers, die griechische Mythologie kennt Narziss, einen Jüngling, der in sein eigenes Spiegelbild verliebt war. Selbstverliebtheit gilt als keine positive Eigenschaft. Selbstbewusstsein aber schon. Haben alle Menschen eine narzisstische Veranlagung?
Man kann es mit dem Blutdruck vergleichen: Jeder Mensch hat ihn, er kann aber in manchen Fällen zu hoch sein. Der Übergang, ab wann es schädlich ist, ist fließend. Genauso ist es bei narzisstischen Eigenschaften, die sich zu einer massiven Persönlichkeitsstörung ausweiten können. In den USA betrifft das bis zu fünf Prozent der Bevölkerung. Zahlen für Deutschland oder Europa gibt es nicht.
Aber auch ein zu niedriger Narzissmuswert ist problematisch. Wir wissen, dass Menschen mit geringem Selbstwertgefühl eher unsicher und sozial gehemmt sind, Ängste und häufig auch psychische Probleme haben.
Diese Menschen müssen andere abwerten, um selbst besser dazustehen.
Claas-Hinrich Lammers, Psychiater und Psychotherapeut
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