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Krebszellen

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Ist der Brustkrebs hormonsensibel?: Eine Chemotherapie ist oft vermeidbar

Bei jeder fünften Patientin könnten Ärzte die belastende Chemo weglassen, ohne die Heilungschancen zu verringern, fanden Forscherinnen heraus. Dafür erhielten sie jetzt den Deutschen Krebspreis 2023

Vielen Patientinnen mit Brustkrebs könnte eine belastende Chemotherapie erspart bleiben, ohne die Heilungschancen zu reduzieren. Das ist das Ergebnis von Untersuchungen der Westdeutschen Studiengruppe (WSG), für die die beiden Forscherinnen Nadia Harbeck und Ulrike Nitz jetzt mit dem Deutschen Krebspreis 2023 ausgezeichnet wurden. Die sogenannten ADAPT- und PlanB-Studien mit 30.000 Teilnehmerinnen hätten gezeigt, dass der Verzicht auf eine therapieunterstützende Chemotherapie „bei bis zu 80 Prozent der prä- und postmenopausalen Patientinnen mit frühem Brustkrebs möglich ist“, heißt es in der Begründung.

Voraussetzung dafür ist, dass es sich um einen sogenannten hormonsensiblen Tumor handelt, der auf eine Antihormontherapie anspricht. Das sei bei 70 Prozent der Brustkrebs-Patentinnen der Fall, teilte die WSG mit. Bei diesen Frauen stelle sich immer die Frage, ob eine zusätzliche Chemotherapie vonnöten sei. „Dank der Arbeit der beiden deutschen Wissenschaftlerinnen sind Frauen mit hormonsensiblem Brustkrebs sowie ihre Ärzte jetzt in der Lage, die Entscheidung für oder gegen eine Chemotherapie mit deutlich mehr Sicherheit und Präzision zu treffen als bislang möglich.“

Bei etwa 46.000 Frauen in Deutschland wird pro Jahr ein hormonsensibler Brustkrebs mit bis zu drei befallenen Lymphknoten diagnostiziert

Diese Sicherheit und Präzison bei der Therapieentscheidung biete ein Multigentest, mit dem die Vorhersage möglich ist, ob eine unterstützende Chemotherapie nötig ist. Ein weiterer Test kann den Erfolg der Antihormontherapie abschätzen. „Durch dieses Verfahren konnte die Zahl der Chemotherapien unter den Studienteilnehmerinnen insbesondere in der Gruppe der jüngeren Frauen bis 50 Jahre deutlich reduziert werden“, sagt Ulrike Nitz.

Bei etwa 46.000 Frauen in Deutschland wird pro Jahr ein hormonsensibler Brustkrebs mit bis zu drei befallenen Lymphknoten diagnostiziert – aber bisher nur bei gut zehn Prozent ein Multigentest, der von den Krankenkassen bezahlt wird, durchgeführt, kritisieren die Forscherinnen.  

Zusammenfassend ist eine Chemotherapie bei etwa 20 Prozent der Frauen ohne Lymphknotenbefall und etwa 30 Prozent der Frauen (jünger als 50 Jahre) mit ein bis zu drei befallenen Lymphknoten gerechtfertigt und für die Heilung notwendig. „Für die anderen Patientinnen ist eine chemotherapiefreie Behandlung bei exzellentem Therapieerfolg möglich – unter der Voraussetzung, dass eine kurze präoperative Antihormontherapie insbesondere bei den jungen Frauen erfolgreich war. (Tsp)

Transparenzhinweis: In einer früheren Version hieß es, dass „der Verzicht auf eine therapieunterstützende Chemotherapie ‘bei bis zu 20 Prozent der prä- und postmenopausalen Patientinnen mit frühem Brustkrebs möglich’“ sei. Diese Zahl beruhte auf einer fehlerhaften Angabe des Preisverleihers, der die Angabe inzwischen auf „80 Prozent“ korrigiert hat. Auch in diesem Text wurde diese Angabe daraufhin korrigiert.

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