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Ein langer und leerer Krankenhauskorridor voller leerer Betten (Symbolbild).

© IMAGO/Pond5 Images/NORRIE3699

„Zusammenbruch der Pflegestandards“: Britische Pflegekräfte berichten von sterbenden Patienten auf Klinikfluren

Laut einer Umfrage leisten zwei Drittel der Pflegekräfte ihre Arbeit in ungeeigneten Räumen – auch auf Parkplätzen. Ihre Gewerkschaft schlägt Alarm.

Stand:

In den chronisch überlasteten Kliniken Großbritanniens sterben die Patienten einem Bericht zufolge mittlerweile auf den Fluren.

„Die Erfahrungen von über 5000 Pflegekräften im Vereinigten Königreich zeigen einen verheerenden Zusammenbruch der Pflegestandards, durch den Patienten routinemäßig zu Schaden kommen“, heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht, der auf einer Befragung von Krankenschwestern und Pflegern der Gewerkschaft Royal College of Nursing (RCN) beruht.

In der Umfrage von Ende Dezember erklärten neun von zehn Krankenschwestern und -pflegern, dass „die Patientensicherheit gefährdet ist“. Zwei Drittel der Befragten gaben an, dass sie „täglich“ an „überfüllten oder ungeeigneten Orten“ Pflege leisten, darunter in Fluren, umgebauten Schränken, auf Parkplätzen oder in Waschräumen.

Schutzbedürftige Menschen werden ihrer Würde beraubt, und dem Pflegepersonal wird der Zugang zu lebenswichtigen Geräten verwehrt.

Nicola Ranger, Generalsekretärin der britischen Pflege-Gewerkschaft Royal College of Nursing (RCN) 

In dem Bericht wird die „Normalisierung“ der sogenannten Korridorpflege verurteilt, bei der das Pflegepersonal in beengten Räumen keinen Zugang zu lebensrettenden Geräten hat. Eine Krankenschwester aus Ostengland sagte, die Pflege auf dem Flur sei in ihrem Krankenhausverbund „keine Ausnahme, sondern die Regel“.

„Schutzbedürftige Menschen werden ihrer Würde beraubt, und dem Pflegepersonal wird der Zugang zu lebenswichtigen Geräten verwehrt“, erklärte RCN-Generalsekretärin Nicola Ranger. „Wir können jetzt kategorisch sagen, dass die Patienten in dieser Situation sterben“.

Im Juni 2024 hatte der RCN wegen der Überbelegung von Krankenhäusern und der Pflege an ungeeigneten Orten den „nationalen Notstand“ ausgerufen.

Im vergangenen Monat mussten den Angaben zufolge rund 54.000 Patienten in den Notaufnahmen in England mehr als zwölf Stunden warten, bis ein Krankenhausbett zur Verfügung stand – ein Anstieg um 23 Prozent gegenüber Dezember 2023.

Der staatliche Gesundheitsdienst Großbritanniens (NHS) veröffentlichte am Donnerstag Zahlen, wonach die vergangene Woche die hektischste dieses Winters war. Demnach waren rund 96 Prozent aller Krankenhausbetten belegt, vor allem wegen verschiedener „Winterviren“. (AFP)

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