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Getrübtes Konsumklima: Deutsche sparen viel und kaufen weniger
Die Verbraucherstimmung in Deutschland ist weiterhin schwach. Vor allem, weil die Menschen ihr Geld zusammenhalten und keine wirtschaftliche Erholung erwarten.
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Bei der Kauflaune in Deutschland stehen die Zeichen auch im Sommermonat Juli nicht auf Erholung. Wie aus der aktuellen Erhebung des Konsumklimas von GfK und dem Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) hervorgeht, verschlechtern sich die Aussichten erneut.
Hauptursache für den erneuten Rückgang ist vor allem die anhaltend hohe Sparneigung der Verbraucher. Der entsprechende Indikator steigt im Juli um 2,5 Zähler auf 16,4 Punkte – der höchste Wert seit Februar 2024.
„Die Erholung der Konsumstimmung lässt weiter auf sich warten, auch deshalb, weil die Sparneigung wiederholt angestiegen ist“, sagte Rolf Bürkl, Konsumexperte beim NIM.
Viele Verbraucherinnen und Verbraucher hielten es angesichts allgemeiner Unsicherheit, hoher Preise – insbesondere für Nahrungsmittel – sowie des Wunschs nach finanzieller Vorsorge für ratsam, größere Anschaffungen zu verschieben. Die Anschaffungsneigung selbst fiel auf den niedrigsten Stand seit Februar.
Ökonomen sehen schlechtes Zeichen für Konjunktur
Auch die Konjunkturerwartungen – zuletzt durch das Investitionspaket der Bundesregierung mit Wind unter den Flügeln – erleiden einen deutlichen Rückschlag: Der Indikator brach geradezu ein. Die bislang spürbare Hoffnung auf eine wirtschaftliche Erholung noch in diesem Jahr habe damit einen kräftigen Dämpfer erhalten.
Ökonomen zufolge ist das kein gutes Zeichen für die Konjunktur in Europas größter Volkswirtschaft. „Die deutliche Eintrübung ist eine Riesenenttäuschung“, sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. „Eine durchgreifende Besserung der wirtschaftlichen Lage wird sich ohne Konsumenten kaum einstellen.“
Nach den Worten von Chefvolkswirt Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank reichten die Vorhaben der Bundesregierung allein nicht aus. „Erst wenn die Ankündigungen umgesetzt und sich in sichtbar höhere wirtschaftliche Aktivität übersetzen, die Beschäftigung wieder steigt und auch das geopolitische Umfeld etwas mehr zur Ruhe kommt, dürfte sich auch die Stimmung bei den privaten Haushalten nachhaltig aufhellen“, erwartet de la Rubia.
Einkommenserwartungen entwickeln sich positiv
Ein Lichtblick bleibt die Entwicklung der Einkommenserwartungen. Der entsprechende Indikator steigt auf den höchsten Stand seit einem Jahr.
Die Verbraucher rechnen offenbar mit einer verbesserten Kaufkraft. Dazu tragen unter anderem solide Tarifabschlüsse, Rentenerhöhungen sowie eine zuletzt auf zwei Prozent gesunkene Inflationsrate bei.
Die Nürnberger Forscher haben die Befragung im Zeitraum vom 3. bis zum 14. Juli 2025 durchgeführt. Die Ergebnisse basieren auf monatlich rund 2000 Verbraucherinterviews im Auftrag der EU-Kommission. (dpa/Reuters)
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