Gewalt in der Notaufnahme: Drei Brüder griffen einen Arzt und einen Pfleger in einer Klinik an, weil sie warten sollten. Zwei der Männer stehen nun vor Gericht
Tatort Sana-Klinikum in Lichtenberg. Einer der Brüder hatte sich mit einem Schnapsglas an der Hand verletzt. Als ein Arzt kam, schlug er zu.
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Die Szenen machen fassungslos: In der Rettungsstelle des Sana Klinikums in Lichtenberg gingen drei Männer auf Klinikpersonal los. Einer der Angreifer schlug mit der Faust in das Gesicht eines Arztes. Ein Pfleger wurde heftig gegen eine Wand geschubst und ging zu Boden.
Die Angreifer sollen gedroht haben: „Wir machen euch platt!“ Ein Jahr später stehen zwei der Brüder vor dem Amtsgericht Tiergarten. Sie sind 21 und 26 Jahre alt. Neben den Angeklagten Ljubomir T. und seinem Bruder Darko T. sollte eigentlich auch ein 17-Jähriger wegen tätlichen Angriffs auf Hilfeleistende einer Notaufnahme sitzen. Doch der jüngste Bruder sei „unbekannten Aufenthalts“, hieß es am Dienstag am Rande. Vermutet wird, dass er sich in nach Serbien abgesetzt haben könnte.
Am 1. Januar 2024 erschienen sie in der Notaufnahme. Ljubomir T. hatte sich bei ihrer Silvesterfeier an einem Schnapsglas verletzt. Der Schnitt sollte schnell verarztet werden. Es erfolgte eine Erstversorgung mit einem Druckverband. Der Arzt würde gleich kommen, wurde signalisiert.
Warten wollten sie nicht
Der Chirurg behandelte gerade einen Taxifahrer. In einem weiteren Zimmer lag eine weitere Notfallpatientin mit einer Wunde, die genäht werden musste. Das Warten aber passte den Brüdern nicht. „In Verletzungsabsicht“ hätten sie den Arzt und einen 33-jährigen Pfleger angegriffen.
Die beiden Angeklagten hätten dem Mediziner Faustschläge gegen den Kopf versetzt, der 17-Jährige habe den Pfleger mit einem Fausthieb zu Boden gestreckt. Der Chirurg erlitt eine blutende Platzwunde am Auge, der Pfleger erlitt eine Gehirnerschütterung. Beide setzten ihren Dienst fort.
Angriff von hinten
„So etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagte der Arzt im Prozess. Er habe die Situation beruhigen wollen und einen der Brüder aus der Rettungsstelle geschoben. Doch in dem Moment habe sich der verletzte Patient mobilisiert und ihn von hinten angegriffen. „Ich bin zur Seite, habe ihn dann in den Flur geschubst.“
Die Brüder hätten auf ihn gezeigt und gedroht: „Du bist tot! Wir bringen dich um!“ Ljubomir T. war erheblich alkoholisiert. Er verlor im Gerangel das Gleichgewicht, prallte gegen eine Glaswand und verletzte sich im Gesicht.
Er schämt sich, hier auf der Anklagebank zu sitzen als ein Musterbeispiel für Gewalt gegen Rettungskräfte
Der Anwalt des 21 Jahre alten Angeklagten Ljubomir T.
Sein Verteidiger sagte nun für ihn: „Er schämt sich, hier auf der Anklagebank zu sitzen als ein Musterbeispiel für Gewalt gegen Rettungskräfte.“ Der 21-Jährige habe sich betrunken gefühlt, es sei ein dynamisches Geschehen gewesen – „möglicherweise dachte er, seine Brüder würden angegriffen“.
Wie der 21-Jährige bat auch Darko T. - ein dreifacher Vater ohne Job, der nach seinen Angaben „ein bisschen privat“ arbeitet – um Entschuldigung. Er habe zuvor Cannabis konsumiert. „Es war sehr emotional“, erklärte seine Anwältin. Es sei bei ihm der Eindruck entstanden, „dass der Bruder nicht richtig behandelt wird“. Er habe „nicht adäquat reagiert“.
Bilder einer Überwachungskamera belegen damalige Gewalt. Ein Urteil ist für den 11. März geplant.
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