Handelskammer: Deutlich vereinfachte Visaverfahren für Fachkräfte gefordert
Der Handelskammerpräsident fordert einfachere Visaverfahren für ausländische Fachkräfte. „Konsulate dürfen nicht zum Nadelöhr der Fachkräftezuwanderung werden“, sagt Peter Adrian.
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Der Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Peter Adrian, hat eine deutliche Vereinfachung der Visaverfahren für Fachkräfte gefordert. Die deutschen Konsulate im Ausland dürften nicht „zum Nadelöhr der Fachkräfteeinwanderung werden“, sagte er der „Bild am Sonntag“. „Selbst das beste Fachkräfteeinwanderungsgesetz bringt uns nichts, wenn potenzielle Arbeitskräfte sechs Monate auf einen Termin warten müssen“, betonte Adrian mit Blick auf das Arbeitstempo der Konsulate.
Die komplizierte Visavergabe in den deutschen Konsulaten im Ausland sei in der Praxis ein großes Hindernis für die Anwerbung von ausländischen Fachkräften. „Die Bundesregierung muss die Visaverfahren drastisch vereinfachen“, forderte der DIHK-Präsident.
Zur Bekämpfung des Fachkräftemangels müsse die Bundesregierung darüber hinaus aber auch Potenziale im Inland ausschöpfen. „Bis heute sind Frauen in der Arbeitswelt unterrepräsentiert“, sagte Adrian. „Wenn alle Frauen, die aktuell in Teilzeit beschäftigt sind, durchschnittlich zwei Stunden am Tag länger arbeiten würden, würde das so viel bringen wie 500.000 Arbeitskräfte.“
Als Grund für das Geschlechtermissverhältnis am Arbeitsmarkt sieht Adrian einen Mangel an Kinderbetreuungsangeboten. „Es braucht in den Kitas ein bedarfsgerechtes Betreuungsangebot von morgens halb sieben bis abends neun Uhr“, sagte er. „Das schaffen wir nur, wenn wir in den Kitas auch auf Arbeitskräfte zurückgreifen, die vielleicht nicht allen Ausbildungskriterien genügen.“ Es gebe unter den geflüchteten Ukrainerinnen viele, die problemlos aushelfen könnten, sagte der DIHK-Präsident. „Auch viele Rentnerinnen und Rentner wären bereit, in Randzeiten stundenweise mitzuarbeiten.“
Peter Adrian plädiert auch für mehr Zurückhaltung beim Thema Naturschutz und für ein höheres Tempo bei der Genehmigung von Bauprojekten. „Wir haben uns in Deutschland einen Verfahrensluxus zugelegt. Die Genehmigungsprozesse sind häufig überladen“, sagte der DIHK-Präsident. „Allein die Verfahren zum Schutz der Flora und Fauna ziehen sich teilweise über Jahre.“
In Deutschland würden bereits jährlich viele Millionen Euro für die Umsiedelung seltener Vögel und für Eidechsen-Schutzzäune an Autobahnen ausgegeben. „Projekte werden gestrichen oder aufwendig umgeplant, weil das betroffene Bauland eventuell ein Nistraum für das Haselhuhn sein könnte,“, sagte er. Er wolle den Naturschutz keinesfalls infrage stellen, denn er sei wichtig. „Aber wir sollten bei allem maßvoll bleiben“, sagte der DIHK-Chef. Dabei gehe es auch um den Erhalt von Arbeitsplätzen. (dpa/AFP)
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