zum Hauptinhalt
Hundekot kann gefährliche Krankheitserreger enthalten. Rinder und andere Nutztiere nehmen sie über das Futter auf und erkranken.

© IMAGO/Depositphotos

Hundekot auf Brandenburger Futterwiesen: Eine Gefahr für Rinder und Landwirte

Hundehaufen auf der Weide? Für Bauern ein teures Problem. Denn im Kot lauert ein gefährlicher Erreger, der Rinder krank macht und Existenzen bedroht.

Stand:

Zartes Grün reckt sich den ersten Sonnenstrahlen entgegen. Unterbrochen wird die Grünfläche von Schneisen – schnurgerade ziehen sie sich durch die Wiese, etwa einen halben Meter breit. „Auf diesen Trampelpfaden führen Leute ihre Hunde spazieren. Es sind immer die gleichen Schneisen, die sie dabei ziehen“, sagt Jens Thaute aus Ladeburg, einem Ortsteil von Bernau bei Berlin.

Ladeburg ist aufgeteilt in verschiedene Siedlungen. Dazwischen liegen Wiesen, die von Landwirten angelegt, gepflegt und beerntet werden. Das Heu dient als Futter für Rinder, Schafe oder Pferde. Jens Thaute ist einer dieser Landwirte. Zusammen mit seinem Nachbarn Wolfgang Bohn hält er Galloway-Rinder. Die Betriebe der beiden liegen nebeneinander.

Hauptberuflich betreibt Thaute einen Reifenhandel, Bohn führt daneben eine Autowerkstatt, und auf den Wiesen hinter den Betrieben stehen die Galloway-Rinder in Gesellschaft von Schafen und Ziegen. Die Tiere leben ganzjährig draußen, doch im Winter reicht das Futter auf der Weide nicht, und sie bekommen zusätzlich Heu.

Die Bauern Jens Thaute und Wolfgang Bohn bei ihren Galloway-Rindern auf der Weide.

© Silvia Passow

Dass die Futterwiesen im Ort jemandem gehören und landwirtschaftlich genutzt werden, scheint nicht jedermann zu wissen. Um für Verständnis zu werben und aufzuklären, haben Thaute und Bohn Schilder an ihren Wiesen aufgestellt.

Darauf erklären sie, dass die Futterwiese nicht betreten werden sollte und kein Hundeklo ist. Die Resonanz: Gleich in der ersten Woche wurden zwei der 15 Schilder zerstört. Direkt neben den Schildern sind frische Fußspuren zu sehen.

Hundekot ist kein Dünger

Das ist nicht nur ärgerlich für die beiden Landwirte, es kostet sie auch bares Geld. Denn dort, wo die Wiese niedergetrampelt wird, wächst kein Futter mehr. Am schlimmsten ist jedoch der Hundekot. Der ist, anders als Pferdedung, kein Dünger.

Mit Schildern weist Jens Thaute auf die Gefahr hin, die von Hundekot auf Weideflächen ausgeht. Der Bauer möchte das Problem erklären.

© Silvia Passow

Im Gegenteil: Mit dem Kot kann der Erreger Neospora caninum ausgeschieden werden, der die Infektionskrankheit Neosporose verursacht. Laut dem Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit ist die Neosporose besonders für tragende Rinder gefährlich und zählt zu den häufigsten Ursachen für Fehlgeburten bei Rindern.

Studien aus Belgien und Großbritannien ergaben, dass der Erreger für rund zwölf Prozent der Aborte bei Rindern verantwortlich sein soll. Einmal infiziert, tragen die Rinder den Erreger ein Leben lang mit sich.

In Ladeburg können Hundehalter kleine Plastiktüten aus Behältern ziehen, in denen sie den Hundekot im Müll entsorgen können. Tatsächlich sammeln viele Hundehalter den Kot damit ein. Doch statt im Müll landet der Kot nun oft im Plastikbeutel in der Wiese. „Wenn wir dann mähen, zerreißen dabei die Beutel, und der Kot spritzt durch die Gegend“, beschreibt Thaute das Problem ungeschönt.

Natürlich erleichtern sich auch Wildtiere in den Wiesen. Bei einer Studie in Baden-Württemberg wurden jedoch von 2000 untersuchten Fuchskotproben alle negativ auf den Erreger getestet. Auch andere Wildtiere konnten als Überträger ausgeschlossen werden. Allein der Hund scheint diesen Erreger, wenn er ihn trägt, auszuscheiden.

Viele Stadtmenschen kennen die Regeln nicht

Es sei die Dichte an Hunden, die zum Problem wird, erklärt Thaute. „Die Leute laufen über die Schneisen, die Hunde in ihrer Nähe, und somit hinterlassen sie ihre Haufen rechts und links dieser Schneisen.“

Das habe auch damit zu tun, dass mehr Menschen von der Stadt aufs Land ziehen, glaubt Thaute. „Wer auf dem Land groß wird, lernt die Regeln und weiß, dass man nicht über Futterwiesen läuft.“ Er selbst kennt Ladeburg noch als Dorf mit rund 800 Einwohnern. Inzwischen leben mehr als 3000 Menschen im Ort, viele kommen aus der Stadt.

Ich würde mir ganz allgemein mehr Respekt für unsere genutzten Flächen wünschen.

Jens Thaute, Landwirt

„Die wissen es einfach nicht besser“, sagt Wolfgang Bohn. Es helfe auch nicht, die Leute anzusprechen. „Damit verdirbt man sich nur einen eigentlich schönen Tag. Denn fast immer bekommt man eine dumme Antwort.“ Vielen sei einfach nicht klar, dass die Wiesen kein Allgemeingut sind, sondern Privatbesitz. „Ich würde mir ganz allgemein mehr Respekt für unsere genutzten Flächen wünschen.“

Einige der Schilder, die Jens Thaute aufgehängt hat, wurden bereits zerstört.

© Silvia Passow

Dass Hunde einen Bewegungsdrang haben und Frauchen und Herrchen ihrem Vierbeiner etwas Gutes tun wollen, verstehen Thaute und Bohn sehr gut. Doch in Ladeburg selbst gilt Leinenpflicht, fürs Toben gibt es einen Hundeplatz, sagt Thaute. Und er weist darauf hin, dass die Probleme nichts mit dem benachbarten Tierheim zu tun haben. Dort respektiere man die landwirtschaftlich genutzten Flächen.

Die Futterwiese als Hundeklo – damit stehen die beiden Landwirte nicht allein. „Ein riesiges Ärgernis, dem wir nur mit Aufklärung entgegentreten können“, so beschreibt Meike Mieke, die Sprecherin des Landesbauernverbands, das Problem. Da die Neosporose keine meldepflichtige Erkrankung ist, liegen dem Verband keine Zahlen vor. Doch sie wisse aus der Praxis von vielen Fällen.

Thaute und Bohn wollen ihre Kühe auch in diesem Jahr wieder decken lassen. Der Bulle dazu steht bereit. Die Halter hoffen, dass sich keines der Tiere mit Neosporose infiziert. Die Schilder, sagt Thaute, sind ein Versuch der Aufklärung. Genützt haben sie bisher leider nichts.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })