
© Foto: Hyundai
Hyundai Inster : Außen klein, innen groß
Der vollelektrische Kleinwagen präsentiert sich überraschend geräumig, praktisch und gut ausgestattet – zum höchst attraktiven Preis ab 23.900 Euro
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Einbruch bei den Verkaufszahlen, Verunsicherung der Kunden durch die Politik und hohe Preise – die Elektromobiltät kommt nicht recht voran. Vor allem auch wegen fehlender attraktiver Angebote tun sich die Nutzer schwer. 2024 ist der durchschnittliche Anschaffungspreis für ein Elektroauto in Deutschland um 4000 Euro auf 56.669 Euro gestiegen, meldete das Center of Automotive Management (CAM) zum Jahresbeginn. Wer soll sich das leisten können, fragt nicht nur Stefan Bratzel, Direktor des CAM.
Nur erschwinglichere Modelle könnten der Verbreitung der Elektromobilität in Europa massiv helfen. „Solche Autos fehlen im Angebot“, so Bratzel. Zulketzt haben Unternehmen zugunsten größerer SUV sogar kleinere und preiswertere elektrische Modelle vom Markt genommen. Immerhin hat Volkswagen jetzt angekündigt, mit dem geplanten ID.1 ein vollelektrisches Modell für rund 20.000 Euro bauen zu wollen – freilich erst ab 2027.
Der weltweit drittgrößte Autobauer Hyundai ist da freilich schon weiter. Mit dem Inster präsentiert das südkoreanische Unternehmen jetzt ein kompaktes, großstadt- und alltags-taugliches sowie bezahlbares Elektroauto – gut ausgestattet und mit viel Platzangebot ab 23.900 Euro. Günstiger geht es derzeit kaum.
Keine Schönheit, aber extrem praktisch
Eine Schönheit ist der Inster nicht. Äußerlich wirkt der Wagen, den es in Korea schon seit zwei Jahren unter dem Namen Casper gibt, mit seinen runden Glubschaugen an der Front ein wenig Retro, ein wenig aus den aktuellen Design-Trends gefallen. Zudem spiegelt das Heck mit der Pixelleiste und den runden Rückleuchten die Frontoptik. Außen rundlich-knuffig und mit einer Portion SUV-Anmutung, verstärkt durch die Kunststoffverkleidung an den kräftigen Kotflügeln, spielt der kompakte Kleinwagen seine Stärken im Innenraum aus.

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Trotz nur 3,83 Meter Länge und einem für das Kleinwagensegment langen Radstand von 2,58 Meter bietet der Inster genügend Platz für eine vierköpfige Familie. Selbst groß gewachsene Menschen haben auf den Rücksitzen ausreichend Raum – auch dank der jeweils einzeln bis zu 16 Zentimetern verschiebbarer Rücksitze. Da nimmt man dann auch hin, dass sich die Passagiere in dem nur 1,61 Meter breiten Wagen ziemlich nah kommen.
Mit dem äußerst konkurrenzfähigen Einstiegspreis und der umfangreichen Serienausstattung richten wir uns an ganz neue Kundengruppen, deren Mobilitätserwartung bisher noch selten von Elektroautos abgedeckt wurde
Ulrich Mechau, CEO Hyundai Motor Deutschland
Ein Auto für die ganze Familie – oder für die große Wohngemeinschaft. Den optionalen digitalen Fahrzeugschlüssel können sich bis zu 15 Personen teilen, um den Inster per Smartphone zu entriegeln und zu starten - mit individuellen Profileinstellungen.
Innen beeindruckt der Inster durchaus mit pfiffigen Ideen. Wenn die Parklücke an der Fahrerseite mal wieder zu eng ist zum Türöffnen – kein Problem. Dann einfach nach rechts rutschen, um auszusteigen. Denn der Inster hat keine Mittelkonsole, vielmehr ist der längliche Getränkehalter fest mit dem Fahrersitz verbunden. Sympathische Idee. Der Fahrstufenwahlhebel sitzt dafür hinterm Lenkrad.
Alle Sitze komplett umlegbar
Außerdem ist die Lehne des Beifahrersitzes komplett umklappbar – und somit als Ablagefläche für die Fahrer*in nutzbar. Zudem können so bis zu 2,20 lange Gegenstände transportiert werden. Werden die Lehnen der Rücksitze umgelegt, vergrößert sich das Ladevolumen von bescheidenen 238 Liter auf dann beachtliche 1059 Liter. Noch eine Besonderheit: Alle vier Sitze lassen sich komplett umklappen zu einer durchgehenden Ebene – etwa für einen kurzen power-nap an der Ladesäule oder auch mit Luftmatratze für einen Wochenendausflug geeignet. Zumal der Inster, dessen Ladebuchse im Kühlergrill sitzt, eine praktische Vehicle-to-Load-Funktion bietet. Damit können externe Geräte wie Elektro-Bikes, Elektrowerkzeuge oder Campingausrüstung mit bis zu 16 A bei 230 Volt aufgeladen oder betrieben werden.

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Um von der Rückbank aus zu arbeiten, gibt es eine passende Arbeitsplatte für die umgeklappte Lehne des Vordersitzes. Oder auch einen anklemmbaren Tisch für die aufgestellte Rückenlehne, damit die Kinder hinten malen können. Ein besonderer Gimmick sind an den Türen die auswechselbaren Zierkonsolen, die als Fotohalter oder für Befestigungsgummis nutzbar sind.
Der Inster, der serienmäßig auf 15 Zoll kleinen Räder rollt, ist kein Powerbolzen, zeigte sich auf der Testfahrt um Frankfurt/Main und dem Taunus. In dieser Preisklasse erwartet dies aber auch niemand. Die Basisversion kommt mit einem 42 kWh starken Batteriepaket und einem 71 kW leistenden Elektromotor, der den Wagen an der Vorderachse antreibt. Das Anzugsmoment ist mit 147 Newtonmeter für ein Elektrofahrzeug unüblich bescheiden, macht sich aber kaum negativ bemerkbar, vor allem nicht im dichten Stadtverkehr.
Ein-pedal-drive möglich
Der tiefe Schwerpunkt und der für einen Kleinwagen große Achsstand unterstützen eine ruhige Straßenlage; auch auf der Autobahn ist der 1.400 Kilogramm leichte Inster bei Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h und Kurvenlage nicht aus der Ruhe zu bringen. Nur die Akkuladung geht bei diesem Tempo sichtbar schnell in den Keller. Hyundai hat dem Inster übrigens eine Unterbodenverkleidung verpasst, die den Windwiderstand und den Lärm reduziert. Die stärkere Variante kommt mit einem 84 kW starken Elektromotor und einem Batteriepaket von 49 kWh. Aber auch bei der stärkeren Version ist bei Tempo 150 Schluss.
Beim Fahrtest auf kurvigen und bergigen Taunus-Straßen zeigte sich die Lenkung leichtgängig und angenehm direkt. Die regenerative Bremskraft ist über Schaltwippen hinterm Lenkrad stufenweise wählbar. Im dichten Stadtverkehr erlaubt die „i-pedal“-Einstellung mit der stärksten Verzögerung zudem einen one-pedal-drive, also das Beschleunigen und Bremsen allein über das Fahrpedal.
Der angegebene Verbrauch ist mit 15,3 kWh auf hundert Kilometer recht moderat. Das Batteriepaket kann am Schnellader in rund einer halben Stunde von 10 bis auf 80 Prozent aufgeladen werden, gibt Hyundai an. Das gelingt freilich nur, weil die Batteriepakete relativ klein sind, denn das Ladetempo liegt bei bescheidenen 85 kW. Ausgestattet ist der Inster serienmäßig für die heimische Wallbox mit einem dreiphasigen AC-Ladegerät mit einer Leistung von 11 kW, die den Wagen in vier Stunden auflädt.
Reichweiten-Bester im Kleinwagen-Segment
Kein Langstrecken-Champion, aber mit 327 Kilometer angegebener Reichweite in der Basisversion ist der Inster Klassenbester im Kleinwagensegment. Für den Alltagsbetrieb im städtischen und ländlichen Raum und auch für Pendler ist das voll ausreichend. Beim größeren Batteriepaket wirkt der Begriff „Long Range“-Version ein wenig übertrieben. Aber immerhin sollen 370 Kilometer Reichweite möglich sein. Gerade für die kältere Jahreszeit empfiehlt sich die für tausend Euro zusätzlich angebotene Batterieheizung plus Wärmepumpe, um die Effizienz der Batteriepakete und damit die Reichweite zu steigern.

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Serienmäßig ist der Inster mit zwei digitalen Displays für die Fahrerinformationen inklusive intelligenter Verkehrszeichenerkennung mit Tempowarnung und dem Touchscreen für Navigation und Infotainmentsystem ausgerüstet. Die Konkurrenz in der Kleinwagen-Klasse, etwa der Citroen e-C3, spart sich dagegen teilweise ganz die Displays. Die Handhabung ist übersichtlich; statt sich mühsam durch Betriebssysteme zu scrollen, werden viele Funktionen durch Direktwahltasten gesteuert. Außerdem gibt es serienmäßig ein automatisches Over-the-Air-Update der Systeme. Beim Fahrinfo-Display mit den Retro-Rundinstrumenten ändert sich je nach Fahrmodus die Darstellung – im Sportmodus ist dynamisches Rot angesagt.
Umfangreiche Basisausstattung
Hyundai, mit jährlich über 100.000 verkauften Fahrzeugen stärkste asiatische Marke mit fast vier Prozent Marktanteil in Deutschland, gibt dem Inster einiges mit. Zur Basisausstattung Select gehören bereits eine Klimaautomatik, Rückfahrkamera und eine hintere Einparkhilfe. Serienmäßig sind zudem ein autonomer Notbremsassistent, ein kamerabasierter Aufmerksamkeitsassistent, eine adaptive Geschwindigkeitsregelanlage mit Stopp-Funktion, die das Fahrzeug bei Bedarf bis zum Stillstand abbremst, sowie ein Spurhalteassistent. Für die Batterie gibt Hyundai eine Garantie von acht Jahren und bis 160.000 Kilometer.
Den Inster gibt es in vier Ausstattungspaketen. Die Basisversion Select mit dem kleineren Batteriepaket kostet 23.900 Euro. Für die Vollausstattungsversion Prime mit 49 kWh-Batterie werden 30.100 Euro fällig. In der gleichen Preisklasse gibt es den - deutlich schlechter ausgerüsteten - Citroen e-C3 für 23.300 Euro. Der Peugeot e-208 ist ab 26.600 Euro zu haben; ebenso viel ist für den Opel Corsa-e fällig. Für den Fiat Grande Panda Elektro werden 24.900 Euro verlangt, den VW ID.3 gibt es ab 29.800 Euro. Hyundai bietet für den Inster ein Leasing mit 199 Euro monatlich ohne Anzahlung an; es finden sich im Netz bereits noch niedrigere Leasingraten.
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