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Das Einkaufszentrum in Allen, Texas

© AFP/Stewart F. House

Update

Acht Tote in texanischem Einkaufszentrum: Ermittler untersuchen wohl rechtsextremes Motiv – auch Kinder unter den Opfern

Der mutmaßliche Schütze soll im Internet rechtsextreme und frauenfeindliche Beiträge geteilt haben. Bei dem Amoklauf wurden acht Menschen getötet.

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Nach dem Schusswaffenangriff in einem Einkaufszentrum im US-Bundesstaat Texas mit acht Toten werden mehr Details über den mutmaßlichen Schützen bekannt. Der 33-Jährige solle in einem russischen sozialen Netzwerk rechtsextreme und frauenfeindliche Beiträge geteilt haben, berichteten mehrere US-Medien am Montag.

Dabei habe er auch Fotos vom Oberkörper eines Mannes ohne Hemd mit einer großen Hakenkreuz-Tätowierung über dem Herzen veröffentlicht. Der US-Sender CNN berichtete, dass die Ermittler davon ausgingen, dass das Profil authentisch sei. Zum Motiv für die Tat machten sie keine offiziellen Angaben.

Die Ermittler untersuchten eine rechtsextreme Motivation für das Verbrechen, schrieben US-Medien. Der Mann soll 2008 nach drei Monaten wegen psychischer Probleme aus dem Militär entlassen worden sein, schrieb unter anderem die „Washington Post“. Im Netz soll er außerdem Fotos seiner Waffen und des Einkaufszentrums geteilt haben.

Der Mann sei vor einigen Wochen aus dem Haus seiner Familie ausgezogen. Den Berichten nach hat er vor der Tat in einem Hotel in der Umgebung gewohnt. Nach Angaben von US-Präsident Joe Biden benutzte der Angreifer bei dem Angriff ein Sturmgewehr vom Typ AR-15. Diese Waffe kommt bei derartigen Taten in den USA besonders häufig zum Einsatz.

Die häufigste Todesursache für amerikanische Kinder ist Waffengewalt.

Joe Biden.

In einer schriftlichen Stellungnahme schrieb Biden am Sonntag, der Angreifer habe „in taktischer Ausrüstung und mit einem Sturmgewehr vom Typ AR-15“ unschuldige Menschen niedergeschossen. So etwas sei nicht zum ersten Mal passiert. Allein in diesem Jahr habe es bereits viele Dutzend Amokläufe und tödliche Schießereien in den USA gegeben. „Die häufigste Todesursache für amerikanische Kinder ist Waffengewalt“, beklagte er.

In dem Hotel des mutmaßlichen Schützen sei weitere Munition gefunden worden, berichteten die „Washington Post“ und das „Wall Street Journal“. Zudem habe er neben dem Sturmgewehr weitere Waffen bei sich gehabt.

Bei der Bluttat in einem belebten Einkaufszentrum in der Stadt Allen nahe Dallas hatte der mutmaßliche Schütze am Samstag acht Menschen getötet, bevor er von einem Polizisten erschossen wurde. Mehrere Menschen wurden verletzt. Unter den Opfern sind mehrere Kinder.

Polizei geht von Einzeltäter aus

Nach Polizeiangaben hörte ein Polizist, der zu dem Zeitpunkt in anderer Sache im Einsatz war, am Samstagnachmittag Schüsse in dem Einkaufskomplex. Der Beamte sei sofort eingeschritten, habe den Schützen gestellt und „ausgeschaltet“. Man gehe davon aus, dass dieser alleine gehandelt habe, sagte der Polizeichef von Allen, Brian Harvey.

Der örtliche Feuerwehrchef, Jonathan Boyd, sagte, Rettungskräfte hätten beim Eintreffen am Tatort zunächst sieben Tote vorgefunden, darunter den Schützen. Neun Menschen seien ins Krankenhaus gebracht worden, zwei davon seien an ihren Verletzungen gestorben. Die übrigen sieben würden noch behandelt.

Die Polizei hatte nach der Schussattacke zunächst keine näheren Angaben zu den acht Todesopfern gemacht, etwa zu ihrem Alter. Auch viele andere Fragen ließen die örtlichen Behörden vorerst unbeantwortet, etwa zum mutmaßlichen Täter und dessen Ausrüstung.

Dem Sender CNN zufolge waren einige der Opfer erst fünf Jahre alt. Augenzeugen berichteten dem Sender CNN, sie hätten Dutzende Schüsse gehört und einen schwarz gekleideten Mann gesehen, der um sich gefeuert habe.

Die Behörden waren zunächst von einem möglichen zweiten Schützen ausgegangen, wie CNN berichtete. Polizisten durchkämmten Geschäfte in der weitläufigen Mall. Fotos und mit Drohnen gemachte Videoaufnahmen zeigten, wie Besucher des Einkaufszentrums und Angestellte voller Angst zu den Parkplätzen eilten. Später sagte Harvey, die Polizei gehe von einem Einzeltäter aus.

Gouverneur spricht von „unsäglicher Tragödie“

„Acht Amerikaner – darunter auch Kinder – wurden gestern bei dem jüngsten Akt von Waffengewalt getötet, der unser Land erschüttert hat“, erklärte Biden am Sonntagmorgen. Die Abgeordneten des Kongresses rief er auf, gegen die „Waffenepidemie“ im Land vorzugehen. „Ich fordere den Kongress erneut auf, mir einen Gesetzentwurf zum Verbot von Angriffswaffen und Magazinen mit großer Kapazität vorzulegen“, erklärte der Präsident. „Ich werde es sofort unterschreiben.“

Der republikanische Gouverneur von Texas, Greg Abbott, bezeichnete die Tat in einer schriftlichen Stellungnahme als „unsägliche Tragödie“. Aus dem Weißen Haus hieß es, US-Präsident Joe Biden sei über den Vorfall informiert worden. Die Regierungszentrale stehe mit den Strafverfolgungsbehörden und den örtlichen Stellen in Kontakt, um Unterstützung anzubieten.

Die USA sind seit Langem mit einem gewaltigen Ausmaß an Waffengewalt konfrontiert. Amokläufe und tödliche Schießereien gehören zum Alltag. Größere Attacken dieser Art – etwa an Schulen, in Supermärkten, Kirchen, Nachtclubs oder bei großen öffentlichen Veranstaltungen – führen regelmäßig zu Diskussionen über eine Verschärfung des Waffenrechts. Bislang ohne jeden Erfolg. Schusswaffen sind in den USA leicht erhältlich und im großen Stil im Umlauf.

Bereits mehr als 6000 Schusswaffenopfer in den USA

Biden fordert immer wieder strengere Waffengesetze und hat in seiner Amtszeit bestimmte Regelungen leicht verschärft. Ohne substanzielle Gesetzesänderungen sehen Experten allerdings keine Chance auf echte Veränderungen. Um die durchzusetzen, wären Biden und seine Demokraten jedoch auf die Kooperationsbereitschaft der Republikaner im Kongress angewiesen – und die ist bei diesem Thema nicht in Sicht.

Erst vor wenigen Tagen hatte es ebenfalls in Texas einen aufsehenerregenden Fall von brutaler Waffengewalt gegeben: Ein 38-Jähriger hatte in einer Kleinstadt nahe Houston fünf Nachbarn erschossen, darunter ein Kind. Die Nachbarn hatten ihn zuvor gebeten, nicht mehr in seinem Vorgarten herumzuschießen, damit ihr Baby schlafen könne. Statt Ruhe zu geben, ging der angetrunkene Mann wenig später mit einem Gewehr hinüber und verübte das Blutbad.

Suizide ausgerechnet sind der Nichtregierungsorganisation Gun Violence Archive in den USA allein seit Beginn dieses Jahres knapp 6400 Menschen durch Schusswaffengewalt ums Leben gekommen. (dpa/AFP)

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