
© AP/dpa/Libkos
Anspielung auf umstrittene Militärtaktik?: Russlands Regierungspartei verschenkt Fleischwölfe an Mütter gefallener Soldaten
Das Geschenk an Soldatenmütter zum Weltfrauentag sorgt auch in Russland für Empörung. Es sei keinerlei Zusammenhang mit den extrem verlustreichen Sturmangriffen beabsichtigt, versicherten Vertreter von Putins Partei.
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Zum Weltfrauentag, der in Russland traditionell groß gefeiert wird, überreichten Funktionäre von Putins Regierungspartei „Einiges Russland“ Müttern von gefallenen Soldaten Geschenke, darunter auch einen Fleischwolf. Bilder der Übergabe wurden in den sozialen Netzwerken vom Bürgermeister der Kleinstadt Poljarnyje Sori verbreitet.
Die Fotos der Übergabe zeigen zwei Lokalpolitiker und die Mütter, die das knapp 150 Euro teure Küchengerät in die Kamera halten. Sie sind Teil der staatlichen Kampagne „Blumen für die Mütter von Helden“. Recherchen russischer Oppositionsmedien zufolge handelt es sich bei mindestens einer der Frauen tatsächlich um die Mutter eines im russischen Angriffskrieg Gefallenen.
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Ungeschickter Fehler oder bewusste Provokation?
Das Wort „Fleischwolf“ hat im Russischen wie im Deutschen eine doppelte Bedeutung: Ein Küchengerät zur Zerkleinerung von Fleisch und eine militärische Taktik, bei der Wellen von schlecht ausgerüsteten Soldaten durch schiere Masse eine feindliche Stellung einnehmen – dabei aber außergewöhnlich hohe Verluste erleiden.
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War das Geschenk ein ungeschickter Fehler oder purer Zynismus? In jedem Fall verlieh auch der ehemalige Söldner-Chef Jewgenij Prigoschin eine eigens kreierte Tapferkeitsmedaille, mit dem Namen „Fleischwolf Bachmut“, für Wagner-Kämpfer, die die Schlacht mit zehntausenden Verlusten überlebten.
Nachdem die Fotos auch auf russischen sozialen Medien für eine Welle der Empörung gesorgt hatten, sah sich der Bürgermeister gezwungen, sich zu rechtfertigen. Die Frauen hätten sich sehr über die Geschenke gefreut und es sei darin keinerlei Zusammenhang zwischen dem Küchenutensil und den Geschehnissen an der Front zu sehen.
Hunderttausende Russen sind gefallen
In einer Reihe von Videos, die daraufhin von der Partei veröffentlicht wurden, äußern sich einige der beschenkten Frauen selbst. Eine Mutter sagt mit ausdrucksloser Miene: „Eigentlich wollte ich mir selbst einen Fleischwolf kaufen, aber Sie haben ihn mir genau rechtzeitig geschenkt. Genau das hatte ich mir gewünscht.“
Den meisten Schätzungen zufolge sind inzwischen mindestens 100.000 Russen in dem Krieg gegen das Nachbarland gefallen. Andere Schätzungen gehen von deutlich über 200.000 Gefallenen aus. Viele der Soldaten stammen aus den wirtschaftlich unterentwickelten Regionen Russlands und sind Angehörige von Minderheiten. Die Hinterbliebenen erhalten in manchen Fällen finanzielle Ausgleichszahlungen für den Tod ihrer Angehörigen. (Trf)
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