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Donald Trump mit Erika Kirk, der Witwe des ermordeten Charlie Kirk, auf dessen Trauerfeier am Sonntag.

© Getty Images via AFP/JOE RAEDLE

Trauerfeier für ermordeten Aktivisten: Trump nennt Kirk einen „Märtyrer“ – Witwe Erika ruft zur Vergebung für den Mörder auf

Bei der Trauerfeier für Charlie Kirk sagt dessen Witwe, die Antwort auf Hass sei nicht Hass. US-Präsident Donald Trump ist da explizit anderer Meinung - und sagt das auch.

Stand:

Die Trauerfeier für Charlie Kirk ist mehr als ein Abschied von einem prominenten rechten Aktivisten. Inszeniert wie eine Mischung aus Gottesdienst, christlichem Popkonzert und politischer Kundgebung war die Veranstaltung mit Zehntausenden Teilnehmern auch eine Machtdemonstration der Bewegung hinter Donald Trump.

Der US-Präsident nahm persönlich an der von Kirks Organisation Turning Point USA organisierten Veranstaltung im voll besetzten State-Farm-Stadion in Glendale teil. In seiner Rede würdigte Trump den 31-jährigen Kirk als „Märtyrer für die amerikanische Freiheit“.

Erneut machte der Republikaner die „radikale Linke“ für den Mord verantwortlich. „Die Gewalt kommt größtenteils von links“, sagte er, ohne dafür Beweise anzuführen. 

Kirk sei ein „Missionar mit einem edlen Geist und einem großen, großen Ziel“ gewesen, sagte Trump. Er habe seine Gegner nicht gehasst, sondern das Beste für sie gewollt. „Da war ich anderer Meinung als Charlie“, fügte der US-Präsident dann hinzu. „Ich hasse meine Gegner und wünsche ihnen nicht das Beste.“

US-Präsident Donald Trump mit Erika Kirk, der Witwe des ermordeten Aktivisten Charlie Kirk.

© Getty Images via AFP/WIN MCNAMEE

An die Witwe Erika Kirk gewandt, sagte Trump: „Es tut mir leid, Erika. Aber vielleicht kannst Du und die ganze Gruppe mich noch davon überzeugen, dass das nicht richtig ist. Aber ich kann meine Gegner nicht ausstehen.“

Bei einer Campus-Veranstaltung in Utah war Kirk am 10. September mit einer einzigen Kugel getötet worden, während er eine Frage aus dem Publikum beantwortete. Er hinterlässt einen einjährigen Sohn und eine dreijährige Tochter.

Präsident Donald Trump spricht während der Gedenkfeier für Charlie Kirk.

© imago/UPI Photo/Eduardo Barraza

Trump platzierte bei der Trauerfeuer erneut seine Pläne, in Chicago gegen angeblich ausufernde Kriminalität eingreifen zu wollen. Der Republikaner sagte, dass eines der letzten Dinge, die Kirk zu ihm gesagt habe, die Bitte gewesen sei: „Retten Sie Chicago“. Der Präsident schob nach: „Das werden wir tun. Wir werden Chicago vor schrecklichen Verbrechen retten.“ 

Am Ende seiner Rede erzeugte der US-Präsident einen Moment mit hoher Symbolkraft für seine Anhänger. Er rief Erika Kirk zu sich und schloss sie in die Arme. Sie lehnte mehrmals ihren Kopf an seine Brust. Beide hielten sich an den Händen. Unterlegt wurde die Szene mit Musik: Aus Lautsprechern sang ein Chor das patriotische Lied „America the Beautiful“.

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Kirks Ehefrau vergibt Täter und will Arbeit fortsetzen

Kirks Witwe Erika hat inzwischen die Leitung von Turning Point übernommen und ist entschlossen, die Mission ihres Mannes fortzuführen. Auf der Trauerfeier hielt sie eine emotionale Rede. Ihr Mann sei bereit gewesen zu sterben und habe die Welt ohne Reue verlassen.

Sie haben keine Ahnung, welchen Drachen Sie geweckt haben.

Stephen Miller, Vize-Stabschef im Weißen Haus

Unter Berufung auf die Bibel sprach sie dem 22-jährigen mutmaßlichen Mörder ihres Mannes ihre Vergebung aus. „Mein Mann Charlie wollte junge Männer retten, genau wie den, der ihm das Leben genommen hat“, sagte sie unter Tränen. „Ich vergebe ihm.“

Wie eng sich Trauer, Wut, religiöse Botschaften und politische Deutung bei der Feier verbanden, zeigte sich in den Reden auf der Bühne. Manche riefen zu Liebe und Einheit auf, erzählten von persönlichen Erinnerungen an Kirk.

Vize-Präsident JD Vance dankte Kirk für seine Unterstützung im US-Wahlkampf: Dank ihm erreichte Trump vor allem junge, männliche Wähler.

© REUTERS/Callaghan O'Hare

Vizepräsident JD Vance lobte Kirks Rolle bei der Mobilisierung junger Wähler für Trumps Wahlsieg im vergangenen Jahr. „Wir wissen, dass wir ohne ihn nicht hier wären“, sagte Vance.

Donald Trumps Vize-Stabschef Stephen Miller rief dazu auf, den Tod Kirks als politischen Ansporn zu nutzen.

© REUTERS/Daniel Cole

Andere schlugen deutlich härtere Töne an und knüpften dabei teils an die „Great Replacement Theory“ an. Dabei handelt es sich um eine in rechtsextremen Kreisen verbreitete Verschwörungserzählung, wonach Migration und gesellschaftlicher Wandel einen gezielten Austausch der weißen Mehrheitsbevölkerung herbeiführen sollen.

Der einflussreiche Berater und stellvertretende Stabschef des Weißen Hauses, Stephen Miller, schwor, Kirks Tod als Ansporn zu nutzen. „Wir werden über die Mächte des Unrechts und des Bösen siegen“, sagte Miller und erklärte, die Tränen über Kirks Tod hätten sich in ein „Feuer“ verwandelt, das die „Feinde“ nicht verstehen könnten. „Sie haben keine Ahnung, welchen Drachen Sie geweckt haben“, sagte Miller.

Zehntausende Maga-Unterstützer reisten zur Trauerfeier nach Arizona.

© Getty Images via AFP/ERIC THAYER

Der rechtsradikale Kommentator Benny Johnson rief die Menge auf, zu heiraten und Kinder zu bekommen, „damit Millionen neuer Charlie Kirks entstehen und wir unser Land retten können“.

Kirks Mitarbeiter und Weggefährte Mikey McCoy mit seiner Begleitung.

© Getty Images via AFP/JOE RAEDLE

Verschwörungstheoretiker Jack Posobiec erklärte, man werde die Linke, die Medien und die Demokraten den Namen Kirk niemals vergessen lassen. In den Geschichtsbüchern werde sein „Opfer“ als Wendepunkt erscheinen – als einer der entscheidenden Momente zur „Rettung der westlichen Zivilisation“.

Sicherheitskontrollen und viel Security

Schon am Morgengrauen hatten sich Tausende vor dem Stadion in Glendale im US-Bundesstaat Arizona versammelt, der Heimat von Kirk und seiner Familie. In der Schlange stimmten sie „USA“-Rufe an, viele waren in Rot, Weiß oder Blau gekleidet – wie vom Veranstalter erbeten. Die Arena fasst bis zu 73.000 Zuschauer; zusätzlich wurde eine weitere Halle angemietet für all jene, die nicht mehr hineinkamen.

Kirks Anhänger erinnerten an den rechten Aktivisten – mit christlicher Musik, Gebeten und politischen Reden.

© Ross D. Franklin/AP/dpa

Um ins Stadion zu gelangen, mussten Besucher ausführliche Sicherheitskontrollen passieren. Angesichts der Umstände von Kirks Tod war die Sorge vor möglicher Gewalt besonders groß. Nach US-Medienberichten stufte das Heimatschutzministerium die Trauerfeier auf eine ähnliche Sicherheitsstufe wie den Superbowl oder den New-York-Marathon ein.

Beobachter glauben, dass Kirk durch seinen gewaltvollen Tod zu einer Symbolfigur der Maga-Bewegung aufsteigen könnte.

© imago/UPI Photo/IMAGO/Eduardo Barraza

Auch Elon Musk nahm teil

Am Mittag (Ortszeit) begann das Programm – mit christlicher Musik, Gebeten und Gesang. „Ihr werdet vom Who’s Who hören“, kündigte ein Pastor zu Beginn an.

Trump traf am Nachmittag ein und wurde – zunächst in einer Loge stehend – von den Anwesenden gefeiert. Mehrmals reckte er dabei seine Faust in die Luft und winkte der jubelnden Menge zu.

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Zahlreiche weitere Regierungsvertreter waren dabei. Auch Tech-Milliardär Elon Musk zählte zu den Trauergästen, plauderte mit Trump in dessen Loge. Wegen der vielen Teilnehmer aus dem Weißen Haus wurden laut Reportern zwei Flugzeuge für die Anreise aus Washington benötigt.

Auch Tech-Milliardär und Ex-Trump-Berater Elon Musk zählte zu den Trauergästen.

© Getty Images via AFP/JOE RAEDLE

Viele Weggefährten Kirks erinnerten sich auf der Bühne an den 31-Jährigen. Solche Beiträge haben bei Trauerfeiern in den USA Tradition. Weniger üblich ist die politische Bedeutung der Veranstaltung: Mit stark religiös aufgeladener Sprache wurde Kirk nicht nur als Verstorbener, sondern auch als Symbolfigur für die „Make America Great Again“-Bewegung dargestellt.

Sein gewaltsamer Tod vor laufenden Kameras hat die amerikanische Rechte tief erschüttert. Der Aktivist machte sich als Verfechter der Meinungsfreiheit einen Namen. Mit seiner Organisation Turning Point USA, die er 2012 mit 18 Jahren gründete, besuchte er Hochschulen und forderte Studierende – auch solche mit anderer politischer Haltung – zur Debatte heraus.

Kritiker warfen ihm rassistische, homophobe und sexistische Ansichten vor. Bei einer solchen Veranstaltung wurde Kirk am 10. September im Bundesstaat Utah erschossen.

Ermittlungen zum Attentat laufen

Im Laufe der Jahre war Kirk zu einem der bekanntesten Gesichter der amerikanischen Rechten aufgestiegen. Über seine Plattformen, darunter auch ein erfolgreicher Podcast, erreichte er ein Millionenpublikum, vor allem junge Menschen. Im Wahlkampf half er Trump, bei ihnen populärer zu werden. Er galt als enger Vertrauter von Vizepräsident Vance; Trumps ältester Sohn Don Jr. erklärte nach dem Attentat, Kirk sei für ihn wie ein Bruder gewesen.

„Well done, good and faithful servant – Charlie Kirk 1993-2025“ und „Turning Point USA“ steht auf den Plakaten Tausender Teilnehmer.

© Getty Images via AFP/ERIC THAYER

Kirks mutmaßlichem Mörder droht die Todesstrafe. Nach ersten Erkenntnissen handelte der 22-Jährige allein. Über sein Motiv herrscht bislang keine abschließende Klarheit. Ermittler erklärten unter Berufung auf Angehörige und sichergestellte Textnachrichten, der junge Mann – der aus einem konservativen Elternhaus stammen soll – habe zuletzt eine linke politische Haltung eingenommen.

Ein Trauergast schleppt ein Holzkreuz in die Arena.

© Getty Images via AFP/JOE RAEDLE

Er war Medienberichten zufolge außerdem wohl in der Gamer-Szene aktiv. Wie genau dies sein Handeln beeinflusste, ist offen. In einer Nachricht an seine Partnerin schrieb er laut Anklage, er habe genug von Kirks „Hass“.

Trump und sein Umfeld machen die Rhetorik der „radikalen Linken“ für das Attentat verantwortlich – und blenden damit nach Ansicht von Kritikern das breitere Problem einer zunehmenden Radikalisierung im Land aus. Stattdessen, so der Vorwurf, gieße Trump mit seinen Äußerungen zusätzlich Öl ins Feuer.

Die Gewalt kommt größtenteils von links.

Donald Trump auf Kirks Trauerfeier

Im Zuge dessen wird auch heftig darüber gestritten, wie über Kirk und seinen Tod gesprochen werden darf. Beobachter warnen, das Attentat könnte zu einem Hebel der Regierung werden, um Opposition, Presse und kritische Stimmen einzuschränken. 

Nach Kirks Ermordung verloren in den USA zahlreiche Menschen wegen Äußerungen zum Verstorbenen ihre Jobs. Teils befürworteten sie die Gewalt, teils äußerten sie Kritik an Kirks Ideologie. Auch die Sendung des Late-Night-Moderators Jimmy Kimmel wurde von Disney in diesem Zusammenhang auf unbestimmte Zeit aus dem Programm genommen. (Reuters, dpa, Tsp)

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