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Der gewählte US-Repräsentant George Santos spricht auf dem jährlichen Führungstreffen der Republican Jewish Coalition in Las Vegas, Nevada.

© Foto: Wade Vandervort/AFP

Update

Bei Lebenslauf und Herkunft gelogen: Republikaner aus George Santos’ Wahlkreis fordern ihn zum Rücktritt auf

Der Katholik hatte angegeben, jüdisch zu sein und für Goldman Sachs gearbeitet zu haben. Santos war bei den Midterm-Wahlen in den Kongress gewählt worden.

| Update:

Die republikanische Führung seines Wahlkreises hat den US-Kongressabgeordneten George Santos wegen falscher Angaben im Lebenslauf zum Rücktritt aufgefordert. Er sollte nicht im Dienste der Allgemeinheit tätig sein, sagte Joseph Cairo, Vorsitzender der Republikaner in Nassau County im US-Bundesstaat New York, am Mittwoch (Ortszeit). „Er hat Schande über das Repräsentantenhaus gebracht und wir betrachten ihn nicht als einen unserer Kongressabgeordneten.“ Deshalb fordere die republikanische Führung von Nassau County seinen „sofortigen Rücktritt“ als Abgeordneter. 

Gegen den neu gewählten republikanischen US-Kongressabgeordneten George Santos, der seinen Lebenslauf gefälscht hat, sind strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet worden. Die „Lügen und Ungereimtheiten“, die mit Santos in Verbindung gebracht werden, seien „schlichtweg atemberaubend“, hieß es in einer Erklärung der zuständigen Staatsanwältin Anne Donnelly, die von mehreren großen US-Medien veröffentlicht wurde.

Die Einwohner von Nassau County müssten „einen ehrlichen und rechenschaftspflichtigen Vertreter im Kongress haben“, fügte sie hinzu. „Niemand steht über dem Gesetz, und wenn in diesem Landkreis eine Straftat begangen worden ist, werden wir sie strafrechtlich verfolgen.“

Santos, der im November bei den Zwischenwahlen im US-Bundesstaat New York einen Sitz im Repräsentantenhaus gewonnen hatte, gestand in einem Interview, seinen Lebenslauf erheblich gefälscht zu haben. So habe er, anders als behauptet, nie bei den Banken Goldman Sachs und Citigroup gearbeitet - und nie einen Hochschulabschluss erworben.

Zudem erklärte Santos gegenüber der „New York Post“, anders als im Wahlkampf behauptet nicht Jude zu sein, sondern Katholik. Wörtlich sagte er der Zeitung: „Ich bin katholisch. Weil ich erfahren habe, dass meine Familie mütterlicherseits jüdische Wurzeln hat, sagte ich, ich sei “jüdisch'.„

Ich bin kein Krimineller.

George Santos

Santos entschuldigte sich dafür, seinen Lebenslauf „ausgeschmückt“ zu haben, wie er selbst sagte. Forderungen aus der Demokratischen Partei, seinen Sitz im Kongress wieder aufzugeben, wies Santos jedoch zurück. „Ich bin kein Krimineller“, erklärte er gegenüber der „New York Post“.

Der Republikaner Santos hatte seiner Partei mit seinem Sieg gegen seinen demokratischen Herausforderer Robert Zimmerman in der Demokraten-Hochburg New York bei den Zwischenwahlen geholfen, sich eine knappe Mehrheit von 222 zu 212 Sitzen im Repräsentantenhaus zu sichern.

Im Senat, der anderen Kongresskammer, behielten die Demokraten ihre Mehrheit. Die neuen Kongressmitglieder treten Anfang Januar ihr Mandat an.

Der gewählte US-Repräsentant George Santos spricht auf dem jährlichen Führungstreffen der Republican Jewish Coalition in Las Vegas, Nevada.
Der gewählte US-Repräsentant George Santos spricht auf dem jährlichen Führungstreffen der Republican Jewish Coalition in Las Vegas, Nevada.

© Foto: Wade Vandervort/AFP

Vor Weihnachten veröffentlichte Recherchen der „New York Times“ hatten Zweifel an Santos' im Wahlkampf gemachten Angaben zu seinem Studium und seiner beruflichen Karriere laut werden lassen. Als Reaktion auf den Artikel hatte Santos zunächst eine Mitteilung seines Anwalts veröffentlicht, in der dieser die „New York Times“ beschuldigte, mit „verleumderischen Anschuldigungen“ Santos' „guten Namen zu beschmutzen“.

Mehrere Mitglieder der Demokratischen Partei forderten Kevin McCarthy, den derzeitigen republikanischen Minderheitsführer im Repräsentantenhaus, auf, über den Ausschluss Santos' abstimmen zu lassen, falls dieser nicht von sich aus zurücktreten sollte.

Die Ethikkommission des Repräsentantenhauses müsse untersuchen, wie Santos „sein Geld verdient hat“, forderte zudem der demokratische Abgeordnete Ritchie Torres, der wie Santos aus New York kommt. (AFP)

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