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In der Pathologie des Regionalkrankenhauses Salechard soll sich der Leichnam Nawalnys befinden.

© imago/ITAR-TASS/IMAGO/Peter Kovalev

Update

Berichte über blaue Flecken auf dem Körper: Leiche von Nawalny soll im Krankenhaus von Salechard liegen

Seit Bekanntwerden seines Todes wird spekuliert, wo sich die Leiche von Kremlkritiker Nawalny befindet. Einem Bericht zufolge soll sie 50 Kilometer vom Straflager entfernt aufbewahrt werden.

| Update:

Die Leiche des in Haft ums Leben gekommenen Kremlkritikers Alexej Nawalny wird einem Medienbericht zufolge im Bezirkskrankenhaus der Stadt Salechard im hohen Norden Sibiriens aufbewahrt.

Eine Obduktion habe zumindest bis Samstag noch nicht stattgefunden, berichtete die kremlkritische „Nowaja Gaseta Europa“ am Sonntag unter Berufung auf eigene Informanten. Zudem soll der Körper des Toten blaue Flecken aufweisen.

Eine offizielle Bestätigung für diese Angaben gab es zunächst nicht. Die Angehörigen Nawalnys haben bisher keinen Zugang zum Leichnam des 47-Jährigen erhalten.

Die russischen Behörden müssen umgehend Alexander Nawalnys Leiche freigeben.

Marco Buschmann, Bundesjustizminister

Salechard ist die Hauptstadt des Autonomen Kreises der Jamal-Nenzen. Das Straflager „Polarwolf“, in dem Nawalny starb, liegt etwa 50 Kilometer Luftlinie nordwestlich davon - bereits jenseits des Polarkreises.

Ljudmila Nawalnaja, die Mutter von Alexej Nawalny, und Rechtsanwalt Wassili Dubkow kommen am 17. Februar 2024 in der Stadt Salechard in der Region Jamal-Nenzen an. 
Ljudmila Nawalnaja, die Mutter von Alexej Nawalny, und Rechtsanwalt Wassili Dubkow kommen am 17. Februar 2024 in der Stadt Salechard in der Region Jamal-Nenzen an. 

© REUTERS/MAXIM SHEMETOV

Der nach vielen Tagen in immer wieder angesetzter Einzelhaft körperlich geschwächte Nawalny war nach russischen Behördenangaben am Freitag bei einem Hofgang im Straflager bei eisigen Temperaturen zusammengebrochen. Wiederbelebungsversuche waren nach Angaben des Strafvollzugs erfolglos.

Berichte über blaue Flecken auf Nawalnys Körper

Die „Nowaja Gaseta“ zitiert einen anonymen Mitarbeiter des Notfalldienstes.

Die blauen Flecken zeugen dessen Angaben nach davon, dass Nawalny vor dem Tod Krämpfe gehabt habe und von Mitarbeitern des Straflagers festgehalten wurde. Ein Bluterguss auf der Brust sei zudem Indiz für tatsächlich vorgenommene Wiederbelebungsversuche.

Allerdings geht aus dem Zeitungsbericht hervor, dass der Informant selbst Nawalny nach dessen Tod ebenfalls nicht gesehen, sondern über seinen Zustand nur von Kollegen informiert worden sei.

Wenigstens nach seinem Tod sollte Alexej Nawalny bei seinen Angehörigen sein.

Aufruf von OWD-Info

Nawalnys Mutter versucht vergeblich, den Leichnam abzuholen

Menschenrechtler werfen dem russischen Machtapparat Mord vor. Auch die Mitarbeiter des prominenten Anti-Korruptionskämpfers gingen davon aus, dass Nawalny gezielt getötet wurde.

Vor der russischen Botschaft in London legen Menschen Blumen und Gedenkplakate für den verstorbenen Kremlgegner Alexej Nawalny ab.
Vor der russischen Botschaft in London legen Menschen Blumen und Gedenkplakate für den verstorbenen Kremlgegner Alexej Nawalny ab.

© dpa/Alberto Pezzali

Die Mutter Nawalnys hat bislang vergebens versucht, ihren toten Sohn abzuholen. Weder in der Strafkolonie noch in Salechard wurde ihr der Leichnam übergeben.

Buschmann fordert Herausgabe von Nawalnys Leiche

Bundesjustizminister Marco Buschmann fordert nach dem Tod des Kremlkritikers eine Freigabe und unabhängige Untersuchung des Leichnams. „Die russischen Behörden müssen umgehend Alexander Nawalnys Leiche freigeben“, sagte der FDP-Politiker am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur.

„Dieses letzte Mindestmaß an Respekt sollten die russischen Herrscher dem toten Nawalny und seiner Familie entgegenbringen - nachdem sie dem lebenden Nawalny dies bereits versagt hatten“, so der Politiker. 

12.000 Menschen unterstützen Aufruf zur Freigabe des Leichnams

Unterdessen wächst der Druck auf die russischen Behörden zur Herausgabe von Nawalnys Leiche an seine Hinterbliebenen: Mehr als 12.000 Menschen hätten einen entsprechenden Aufruf an das russische Ermittlungskomitee unterstützt, teilte die Bürgerrechtsplattform OWD-Info am Sonntag auf Telegram mit.

OWD-Info hatte den Aufruf selbst erst am späten Samstagnachmittag gestartet. „Die Herausgabe der Leiche muss so schnell wie möglich erfolgen. Wenigstens nach seinem Tod sollte Alexej Nawalny bei seinen Angehörigen sein“, heißt es in der Erklärung.

Weltweit gibt es Gedenkveranstaltungen für den mit 47 Jahren in Haft ums Leben gekommenen russischen Oppositionspolitiker. In Russland wurden bei verschiedenen Aktionen mehr als 400 Menschen festgenommen. (dpa)

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