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Die Gefängnisinsel Alcatraz in der Bucht von San Francisco.

© REUTERS/Stephen Lam

Berühmte Gefangene und spektakuläre Fluchtversuche: Was das Alcatraz-Gefängnis so berüchtigt machte

US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, die Haftanstalt auf einer Insel vor San Francisco wieder in Betrieb zu nehmen. Schon damals war das Gefängnis vor allem ein politisches Symbol für Härte.

Stand:

Alcatraz war das am meisten gefürchtete Gefängnis der USA. Es galt als Verbannungsort für die „Schlimmsten der Schlimmsten“. Schon bei der Eröffnung 1934 waren die unmenschlichen Haftbedingungen kritisiert worden. Obwohl es für die Schließung 1963 gute Gründe gab, hat US-Präsident Donald Trump nun angekündigt, die Gefängnisinsel in der Bucht von San Francisco wieder in Betrieb nehmen zu wollen. Um „Amerikas rücksichtsloseste und gewalttätigste Straftäter unterzubringen“, wie er auf Truth Social schreibt.

Was machte das Gefängnis so berüchtigt und wer musste dort einsitzen? Um die Felseninsel ranken sich viele Geschichten, auch von Ausbrüchen, obwohl Alcatraz offiziell als ausbruchssicher galt.

Vom Militär- zum Bundesgefängnis

Die etwa 1,5 Kilometer vom Festland entfernte Insel wurde ab 1850 als Militärstandort und später als Militärgefängnis genutzt. In den späten 1850er Jahren wurden die ersten Militärgefangenen auf der Insel untergebracht. Die Verteidigungsanlagen verloren mit der Zeit an Bedeutung, die Haftanlagen blieben. Von 1909 bis 1911 bauten die Militärgefangenen auf Alcatraz das neue Gefängnisgebäude, das später als „The Rock“ berühmt wurde.

In Zeiten hoher Kriminalität wurde das Gefängnis schließlich 1933 an das Justizministerium übertragen, heißt es auf der Seite des Federal Bureau of Prisons, der Gefängnisverwaltung der USA. Schon damals habe Alcatraz Symbolcharakter gehabt, um so „der gesetzestreuen Öffentlichkeit zu zeigen, dass es der Regierung ernst damit war, die grassierende Kriminalität der 1920er und 1930er Jahre zu stoppen“.

Wer waren die Gefangenen?

In Alcatraz mussten Gangster-Legenden wie Al Capone ihre Strafen absitzen, aber auch unbekannte Häftlinge, die als besonders gefährlich oder gewalttätig eingestuft wurden oder denen ein großes Ausbruchsrisiko nachgesagt wurde. Insassen, die in anderen Gefängnissen als besonders „unverbesserlich“ galten, sollten hierhin verlegt werden. Unter den Gefangenen befanden sich bekannte Verbrecher wie Robert Franklin Stroud (1942–1959), Machine Gun Kelly (1934–1951), Alvin „Creepy“ Karpis (1936–1962) oder der deutsche Spion Erich Gimpel (1945–1955).

Al Capone war als berüchtigter Gangster-Boss der Chicagoer Unterwelt bekannt und hatte seine Geschäfte vor allem mit illegalem Glücksspiel, Prostitution und Schutzgelderpressung gemacht. Als den „wohl berühmtesten Gefangenen der Insel“ nennt das Federal Bureau of Prisons auf seiner Webseite zur Geschichte der Gefängnisinsel aber einen anderen: Den „Vogelmann von Alcatraz“, Robert Stroud, der 54 Jahre seines Lebens hinter Gittern verbrachte. 

Ein Fahndungsbild an einer Zelle in Alcatraz, wo sich heute ein Musem befindet.

© REUTERS/Noah Berger

Der wegen Mordes verurteilte Stroud hatte in anderen Haftanstalten einen Insassen brutal niedergestochen und einen Gefängniswärter getötet, wofür er zur Todesstrafe verurteilt worden war. Stroud war aber nicht nur für seine Gewalttätigkeit bekannt, sondern auch für seine Vogelstudien. Während seiner Haft hatte er mehrere in der Fachwelt anerkannte Bücher verfasst. Allerdings benutzte er die Vogelkäfige auch für Schmuggelware.

Wie waren die Haftbedingungen?

Insgesamt 1576 Häftlinge waren in Alcatraz inhaftiert, davon nie mehr als 302 gleichzeitig. Die Zellen waren 1,52 mal 2,74 Meter groß, mit Waschbecken, Toilette und Bett. Persönliche Gegenstände waren nicht gestattet. Hier hielten sich die Häftlinge zwischen 18 und 23 Stunden am Tag auf. Nur ein Besuch im Monat von Verwandten war erlaubt. Arbeiten oder Zugang zur Gefängnisbibliothek konnten sich die Gefangenen bei gutem Benehmen verdienen.

Wer gegen Regeln verstieß, kam in Isolationshaft. Das hieß, die Gefangenen mussten 18 Tage in einer Einzelzelle, entweder jede Nacht mit konstanter Beleuchtung oder jeden Tag bei Dunkelheit, verbringen. Die Härte der Haftbedingungen bestand nicht in besonders brutaler körperlicher Behandlung, auch galt das Gefängnis als sauberer als viele anderen, sondern in der Abgeschiedenheit der Gefangenen, die wenig Möglichkeit zur Kommunikation untereinander oder zur Außenwelt hatten.

Ein Besucher steht vor den Zellen in Alcatraz.

© REUTERS/Noah Berger

Anders als in anderen US-Gefängnissen gab es warme Duschen. Die Gefangenen mussten sogar heiß duschen, damit sie sich nicht an kaltes Wasser gewöhnen konnten. So sollte die Flucht durch das Meerwasser erschwert werden.

Wie viele Fluchtversuche gab es?

In den 29 Jahren waren 36 Männer an 14 verschiedenen Fluchtversuchen beteiligt. Von ihnen wurden 23 gefasst, sechs während ihrer Flucht erschossen und zwei ertranken. So hatten etwa die Insassen Theodore Cole und Ralph Roe während ihrer Arbeit in der Werkstatt über einen längeren Zeitraum die flachen Eisenstäbe eines Fensters durchgefeilt. Schließlich kletterten sie durch das Fenster, gelangten bis ans Ufer und verschwanden in der Bucht von San Francisco.

Als vermeintlich ausbruchssicher wurde das Gefängnis damals aufgrund des kalten Wassers, der starken Strömung und der Entfernung zum Festland bezeichnet. Offiziell ist es niemandem gelungen, aus Alcatraz zu fliehen, doch bis heute werden fünf Gefangene als „vermisst und vermutlich ertrunken“ geführt. Zu ihnen gehören auch Cole und Roe.

Wie wird die Insel heute genutzt?

Heute ist Alcatraz eine der bekanntesten Touristenattraktionen in der Bucht von San Francisco. Die Insel steht als Museum und als Brutstätte für viele Vögel unter Denkmal- und Naturschutz. Alcatraz diente nach der Schließung auch als Hollywood-Kulisse und wurde berühmt durch Gangstergeschichten und Abenteuerkrimis mit Filmstars. 

Wieso wurde das Gefängnis geschlossen?

Grund für die Schließung war nach Angaben des Federal Bureau of Prisons damals, dass „der Betrieb der Einrichtung zu teuer war“. Der Betrieb von Alcatraz habe fast dreimal so viel gekostet wie der jedes anderen Bundesgefängnisses. „Die Hauptkosten wurden durch die physische Isolation der Insel verursacht (...). Diese Isolation bedeutete, dass alles (Lebensmittel, Vorräte, Wasser, Treibstoff usw.) per Schiff nach Alcatraz gebracht werden musste.“ Die Bundesregierung habe daher damals entschieden, dass es kostengünstiger sei, eine neue Einrichtung zu bauen, als Alcatraz offenzuhalten. (juw, mit dpa)

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