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Bombenanschlag in St. Petersburg: „Kyiv Post“ erhielt offenbar Hinweis vor Tatarski-Attentat
Kurz vor der Ermordung des prorussischen Bloggers Tatarski soll ein Journalist über den Anschlag informiert worden sein - von der „Nationalen Republikanischen Armee“.
Stand:
Einen Tag vor der Ermordung des kremlnahen Aktivisten Vladlen Tatarski hat Ilja Ponomarew, ein in Kiew ansässiger, russischer Oppositionspolitiker, offenbar einen Journalisten der „Kyiv Post“ kontaktiert. Wie die „Kyiv Post“ selbst berichtet, habe Ponomarew, der bereits früher im Namen der „Nationalen Republikanischen Armee“ (NRB) gesprochen hat, den Journalisten vor dem bevorstehenden Attentat gewarnt.
Ponomarew habe gleich zu Beginn des Gesprächs erklärt, dass „vor Montagabend“ „weitere 200“ kommen würden, um „einen Putin-Feind zu eliminieren“. „200“ sei ein Code, den das russische Militär für Leichen und allgemein als Slang für „getötet werden“ verwende.
Die „NRA“ hatte sich vergangenen August bereits zu dem Autobomben-Attentat auf die Russin Daria Dugina, die Tochter des extremistischen Ideologen Alexander Dugin, bekannt. Ob sie tatsächlich verwickelt waren, ist aber unklar. Damals hatte die „Kyiv Post“ Dugin interviewt, der der Zeitung Details über den Mord mitteilte, die der Öffentlichkeit nicht bekannt waren. Noch immer herrscht allgemeine Unsicherheit, was die Existenz der Organisation „NRA“ betrifft.
Seit der Ermordung von Dugina habe die „NRA“ nachweislich keine weiteren Bombenanschläge verübt, heißt es in dem Bericht. In der öffentlichen Erklärung der NRA, die von Ponomarew damals vor der Presse verlesen wurde, hieß es, dass die Organisation den Sturz des Putin-Regimes anstrebe - auch mit gewaltsamen Mitteln. Dabei solle jedoch niemals Gewalt gegen Zivilisten angewendet werden.

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Zwei Stunden nach der Explosion am Sonntag, die den prorussischen Blogger Tatarski das Leben kostete und 32 Menschen verletzte, habe Ponomarew eine weitere Nachricht an den Journalisten der „Kyiv Post“ geschickt. Er habe ein Foto von Tatarski enthalten und besagt, dass er „200“ sei.
Ponomarew habe anschließend darauf hingewiesen, dass die „Kyiv Post“ kein Exklusivinterview mit dem Mörder bekommen könne, da ein solches bereits „PosleZavtra“, einem russischen oppositionellen Nachrichtendienst, zugesagt worden sei. „PosleZavtra“ wird geleitet von dem rechtsnationalen Ex-Politiker Roman Popkov, der als Freund von Ponomarew gilt. Ponomarew habe im Austausch mit der „Kyiv Post“ hinzugefügt, dass man den Angreifer bereits aus Russland ausgewiesen habe.
In einem letzten Gespräch mit der „Kyiv Post“ habe er dann betont, dass Daria Trepova, die des Attentats verdächtigt und bereist festgenommen wurde, nicht die Bombenlegerin sei. Die russische Polizei habe die falsche Person festgenommen. (Tsp)
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