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Lula und Merz haben ihre Differenzen offenbar ausgeräumt.

© Michael Kappeler/dpa

Update

Brasiliens Präsident will Sauerkraut essen: Merz und Lula versöhnen sich nach Zoff wegen abschätziger Belém-Äußerungen

Die Auslassungen des Kanzlers waren ein diplomatischer Affront. Staatsräsident Lula konterte süffisant. Nun trafen beide aufeinander – und gehen als „Partner und Freunde“ auseinander.

Stand:

Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva möchte nach der umstrittenen Äußerung von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) über die Amazonas-Metropole Belém und der anschließenden Versöhnung der beiden Politiker die deutsche Küche probieren. „Wenn ich in Deutschland ankomme, esse ich Sauerkraut, esse Schweinshaxe, esse Würstchen bei den Verkaufsständen. Weil ich nicht in ein anderes Land reise, um Feijoada zu essen“, sagte Lula bei einer Pressekonferenz am Rande des G20-Gipfels im südafrikanischen Johannesburg. Feijoada ist ein Bohneneintopf und gilt als brasilianisches Nationalgericht. 

Dem Kanzler warf Lula vor, gedanklich nicht in Belém anwesend gewesen zu sein. „Ich sagte zu ihm, dass unser Kopf denkt, wo unsere Füße treten“, sagte Lula und fügte hinzu: „Er kam nach Brasilien, aber sein Kopf blieb in Berlin.“

Merz erlebt Sturm der Empörung

Merz hatte vor gut zwei Wochen an einem Gipfel zum Auftakt der Weltklimakonferenz in Belém teilgenommen und auch dort schon Lula getroffen. Nach seiner Rückkehr äußerte er sich auf eine Weise über die sehr arme Stadt, die viele Brasilianer als beleidigend und abschätzig empfanden. Er hatte gesagt, die deutsche Delegation sei froh gewesen, „von diesem Ort, an dem wir da waren, in der Nacht von Freitag auf Samstag wieder nach Deutschland zurückgekehrt“ zu sein. 

Friede und Freude in Johannesburg: Brasiliens Finanzminister Fernando Haddad und Präsident Lula da Silva mit Bundeskanzler Friedrich Merz und Finanzminister Lars Klingbeil.

© Imago/dts Nachrichtenagentur/Michael Kappeler

Merz wollte damit vor allem sagen, dass er Deutschland für eines der schönsten Länder der Welt halte. In Brasilien brach aber mit etwas Verzögerung ein Sturm der Empörung los. Auch Lula schaltete sich ein. Merz hätte in eine Bar gehen, dort tanzen und die lokale Küche probieren sollen, meinte der Präsident, „denn dann hätte er gemerkt, dass Berlin ihm nicht einmal zehn Prozent der Qualität bietet, die der Bundesstaat Pará und die Stadt Belém bieten.“

In Johannesburg versöhnten sich Merz und Lula nun wieder. Nach dem Gespräch mit Lula am Samstag am Rande des Gipfels der Gruppe der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) in Johannesburg hieß es aus dem Umfeld des Kanzlers: „Sie haben sich verbal 40 Minuten lang umarmt.“

Lula habe dem Kanzler Tipps für Restaurantbesuche für seinen nächsten Besuch in Belém gegeben und ihm auch Tänze genannt, die er ausprobieren könne. Der Kanzler habe daraufhin gesagt: „Super, nächstes Mal gehen wir zusammen tanzen.“

Später schrieb Merz im Onlinedienst X: „Das nächste Mal in Belém werde ich mehr erkunden – von Tanzschritten über lokale Spezialitäten bis hin zum Regenwald.“

Er freue sich auf eine Stärkung der deutsch-brasilianischen Beziehungen als „Partner und Freunde“, schrieb Merz nach dem zweiten Treffen mit Lula binnen weniger Tage weiter auf Englisch.

Merz hatte vor gut zwei Wochen an einem Gipfel zum Auftakt der Weltklimakonferenz in Belém teilgenommen und auch dort schon Lula getroffen.(dpa, AFP)

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