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Für einen großen Ballsaal: Trump lässt den gesamten Ostflügel des Weißen Hauses abreißen
Es ist der größte Umbau im Weißen Haus seit 1948: US-Präsident Donald Trump lässt einen prunkvollen Ballsaal für 1000 Gäste errichten und dafür Abrissbagger anrollen. Nicht nur Experten sind entsetzt.
Stand:
Nichts, absolut gar nichts, am historischen Gebäude würde sich verändern, versprach Donald Trump Ende Juli, als er erstmals von seinem Traum erzählte, auf dem Gelände des Weißen Hauses einen Ballsaal errichten zu wollen.
Wenige Monate später ist klar: Der US-Präsident lässt den gesamten Ostflügel abreißen. Bilder zeigen, wie sich Abbruchmaschinen in die historische Fassade graben und sie zum Einsturz bringen. Viele in Washington sind entsetzt, ist das White House doch eines der wichtigsten Wahrzeichen der Stadt.
Dem ist sich wohl auch die Trump-Regierung bewusst: Mitarbeiter des Finanzministeriums, das sich neben dem Ostflügel befindet, wurden angehalten, keine Fotos vom Abriss zu machen und zu verbreiten, berichtet CNN.
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Noch Anfang dieser Woche hatte Trump bei der Verkündung des Baubeginns den Umfang des Abrisses heruntergespielt. Sein neuer Prachtsaal mit Platz für 1000 Gäste werde vollständig separat vom Weißen Haus entstehen. Der East Wing würde im Zuge dessen „modernisiert und schöner denn je“.
Der Ostflügel wurde 1902 erbaut und im Laufe der Jahre immer wieder renoviert, 1942 bekam er das zweite Stockwerk. Unter dem Gebäude befindet sich das Presidential Emergency Operations Center, ein Bunker und eine Kommunikationszentrale für den Präsidenten in Krisenfällen, im Zweiten Weltkrieg gebaut zum Schutz von Franklin D. Roosevelt.
Historiker sind erschüttert
Eine Reihe von Organisationen, die normalerweise bei Abrissplänen historischer Gebäude konsultiert werden, sind erschüttert.
Bereits im August hatte das American Institute of Architects eine Reihe von Maßnahmen gefordert, wie eine transparente Ausschreibung, um einen auf historische Umbauten qualifizierten Architekten zu finden, sowie die Veröffentlichung von Informationen zum Bauprozess und seiner Finanzierung.
Am Dienstag verlangte der National Trust for Historic Preservation, eine vom Kongress gegründete gemeinnützige Organisation, die sich für den Erhalt historischer Gebäude einsetzt, eine Unterbrechung des Abrisses. Denn die Regierung müsse „die gesetzlich vorgeschriebenen öffentlichen Überprüfungsverfahren“ durchführen und die Meinung der Öffentlichkeit einbeziehen.
Auch die Society of Architectural Historians äußerte letzte Woche „große Besorgnis“ über Trumps neuen Ballsaal und rief zu einem „rigoroseren und bewussteren Entwurfs- und Überprüfungsprozess“ auf.

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Trump schert sich darum freilich wenig. Vergangene Woche schwärmte er laut CNN davon, wie schnell sich Bauprojekte als Präsident umsetzen lassen. Zu seiner Zeit als Immobilienmogul in New York habe so etwas teilweise Jahre gedauert.
„Sie sagten: Sir, Sie können heute Abend anfangen […] Sie haben keine Bebauungsauflagen“, erzählte Trump demnach. „Sie sind der Präsident der Vereinigten Staaten, und Sie können tun, was Sie wollen.“
Machtzentrale der First Lady
Seit Jahrzehnten befinden sich im Ostflügel die Büros der First Lady und ihres Stabs. Michelle Obama, Jill Biden und viele ihrer Vorgängerinnen arbeiteten dort. Nur Hillary Clinton zog es vor, als Beraterin ihres Mannes Bill ein Büro im Westflügel zu beziehen. All das ist nun wohl Geschichte.
Die Räumlichkeiten der First Lady würden aufgrund der „Renovierungsarbeiten“ verlegt, hatte Trumps Sprecherin Karoline Leavitt noch am Anfang der Woche gesagt. Was Trumps Ehefrau Melania darüber denkt, ist nicht bekannt. Anders als andere First Ladys verbringt sie kaum Zeit in Washington.
Vorbild Mar-a-Lago
Der gut 8000 Quadratmeter große neue Ballsaal soll für Empfänge und Staatsbankette genutzt werden. Vorbild soll der Bankettsaal in seinem Golfclub Mar-a-Lago in Florida sein. Entwürfe zeigen den Festsaal im neoklassizistischen Stil mit vergoldeten korinthischen Säulen, Kristalllüstern und einem schwarz-weiß karierten Marmorboden. In seiner Pracht soll das neue Gebäude sogar die Residenz in den Schatten stellen.

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Die Kosten wurden zuletzt auf rund 250 Millionen US-Dollar geschätzt (etwa 215 Millionen Euro). Der Bau soll Trump zufolge ausschließlich über Spenden finanziert werden – durch „großzügige Patrioten, großartige amerikanische Unternehmen und mich selbst“, schrieb der Präsident.
Wie die „Washington Post“ berichtet, hat Trump vergangene Woche bei einem Abendessen mit Führungskräften aus der Technologie-, Finanz- und Rüstungsindustrie über die Finanzierung seines Ballsaals gesprochen. Demnach hat er 25 Millionen Dollar von Dutzenden Unternehmen erhalten, darunter Apple, Amazon, Lockheed Martin und Coinbase.
Trump widerspricht früheren Aussagen
Es handelt sich um die größte bauliche Veränderung auf dem Gelände im Herzen der US-Hauptstadt seit dem Anbau des Truman-Balkons mit Blick auf den South Lawn im Jahr 1948.
Erst am Montag sagte Trump, er erfülle mit dem Bau einen lang gehegten Wunsch vieler Präsidenten vor ihm: „Sie wollten seit 150 Jahren einen Ballsaal, und ich gebe dieser wunderbaren Stätte diese Ehre“. Kritiker des Projekts werfen dem Republikaner hingegen Geltungssucht vor.
Das Projekt ist Teil einer Reihe von Umbauten, mit denen Trump die Regierungszentrale nach seinem Geschmack umgestaltet – darunter große Flaggenmasten, ein neu gepflasterter Rosengarten und goldfarbene Dekorationen im Oval Office.
Die Arbeiten am Ballsaal sollen vor dem Ende der zweiten Amtszeit Trumps abgeschlossen sein, die bis Januar 2029 läuft. (mit dpa)
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