
© dpa/Hussein Malla
CNN muss Bericht aus Syrien korrigieren: Vermeintliches Opfer des Assad-Regimes war offenbar Geheimdienstmitarbeiter
Der US-Sender CNN begleitete politische Gefangene bei ihrer Befreiung aus einem syrischen Gefängnis. Ein Mann, um den sich eine Reporterin kümmerte, machte offenbar falsche Angaben zu seiner Identität.
Stand:
Seit der Machtübernahme in Syrien wurden Tausende Gefangene freigelassen. Bilder und Geschichten darüber gingen um die Welt. Die meisten der Freigelassenen gelten als politische Häftlinge, die dem Regime des früheren syrischen Machthabers Baschar al-Assad zum Opfer gefallen sind.
Auch der US-Nachrichtensender CNN berichtete vergangene Woche aus einem Gefängnis in Damaskus von einer solchen Freilassung. Das Video ging viral – nun gibt es allerdings erhebliche Zweifel an der Identität des mutmaßlichen Opfers.
In dem CNN-Video ist US-Reporterin Clarissa Ward zu sehen, wie sie zusammen mit einem Filmteam einen kargen Raum betritt und darin in einer Ecke eine am Boden liegende Person entdeckt. Das Team nähert sich und enthüllt die unter einer Decke liegende Person.
Darunter ist ein sichtbar verstörter und von der Aktion scheinbar überraschter Mann zu sehen, der sich als Adel Ghurbal aus Homs vorstellt. Ghurbal erzählt, er sei seit drei Monaten gefangen. Immer wieder sei er über „Terroristen“ ausgefragt worden.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
Während der Mann mit CNN spricht, zittert er und klammert sich an Wards Hand fest. Die Reporterin beschwichtigt den Mann wiederholt und reicht ihm Wasser. „Es ist okay, es ist okay“, sagt Ward. In einem anderen Video auf der Plattform X führt sie den Mann nach draußen und gibt ihm etwas Essen. Zudem berichtet Ward über den Sturz des Assad-Regimes.
„Ein besonderer Moment, als Clarissa Ward und ihr Team Zeugen werden, wie ein syrischer Gefangener aus einem Geheimgefängnis in Damaskus befreit wird“, schrieb CNN in den sozialen Medien. Tagelang sei der Mann ohne Essen, Wasser oder Licht gewesen und hätte daher nicht mitbekommen, dass das Assad-Regime gestürzt worden sein.
Mann soll beim Nachrichtendienst der Syrischen Luftwaffe gedient haben
Nun gibt es allerdings Zweifel an der Identität des Mannes. Grundlage dafür sind Recherchen des syrischen Investigativ-Kollektivs Verify-Sy, über die verschiedene US-Medien berichten. Diesen zufolge soll es sich bei dem Mann um einen Offizier namens Salama Mohammed Salama handeln.
Salama soll beim Nachrichtendienst der Syrischen Luftwaffe gedient haben. Wegen eines Streits mit seinen Kollegen über die Verteilung von Profiten aus Diebstählen und Erpressungen soll er vor einem Monat inhaftiert worden sein.
Auch CNN reagierte mittlerweile auf die Berichte. Der Fall werde weiter untersucht, auch dem Sender lägen inzwischen Berichte von Anwohnenden vor, dass es sich um den berüchtigten Offizier handeln könnte. Er soll für die Kontrollpunkte in Damaskus verantwortlich gewesen sein.
Auch Reporterin Clarissa Ward äußerte sich auf X: „Wir können bestätigen, dass es sich bei dem Mann aus unserem Bericht von vergangenem Mittwoch in Wahrheit um Salama Mohammed Salama handelt.“
Wo sich der Mann mittlerweile aufhält, ist CNN zufolge unklar. Die Rebellen hätten ihn dem Roten Halbmond übergeben. Die Organisation habe ihn wiederum an Verwandte in Damaskus weitervermittelt. Dort verliere sich seine Spur. (Tsp)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: