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„Das Resultat dieser Operation ist positiv“: Hauptverdächtiger äußert sich zur Nord-Stream-Sprengung
Roman Tscherwinskjy wird vorgeworfen, den Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines organisiert zu haben. Nun lobt er öffentlich die Operation.
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Einer der Hauptverdächtigen für den Anschlag auf die Nord-Stream-Gaspipelines im September 2022 hat sich öffentlich zu Wort gemeldet. „Ich denke, das Resultat dieser Operation ist positiv“, sagte Roman Tscherwinskyj der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Dem Bericht zufolge lobte der langjährige ukrainische Geheimdienstmann die Auswirkungen der Operation auf die Beziehungen zwischen Deutschland und der Ukraine. Für Russland sei die Sprengung hingegen schlecht gewesen. „Für die ganze zivilisierte Welt war es eine gute Sache“, wird er zitiert.
Erst durch die Sprengung habe man in Deutschland verstanden, dass es nichts bringe, über die Wiederöffnung der Röhren nachzudenken. „Das Land muss keine Erpressung durch Russland mehr fürchten“, so Tscherwinskyj. Im Gespräch mit der FAZ zeigte er sich davon überzeugt, dass Putin die Pipelines in der Ostsee anderenfalls weiter als Druckmittel benutzt hätte.
Demnach vergleicht er Deutschland, das mit Blick auf seine Energieversorgung lange abhängig von russischen Gaslieferungen war, mit einem todkranken Patienten. Immer wieder hätten die Ärzte es mit Gesprächen und Medikamenten versucht, aber das habe nichts gebracht. Die Sprengung der Gaspipeline, gewissermaßen eine OP, sei deshalb das letzte Mittel geblieben.
Er verwies darauf, dass durch die Sprengung niemand verletzt worden ist. Außerdem gingen mit dem Verlust der Pipelines für Russland Einbußen im Gasgeschäft in Milliardenhöhe einher, die nun die Kriegskasse schmälern würden.
Überdies, so Tscherwinskyj, laufe die Lieferung russischen Gases nach Europa weiter durch die Ukraine. Allein das halte Putin davon ab, auch die Gaspipelines der Ukraine zu zerstören. Zwar räumt er wirtschaftliche Nachteile für Deutschland ein. „Doch schauen Sie sich an, wie viele unserer Jungs täglich an der Front sterben müssen“, zitiert die FAZ ihn. Gemessen an den hohen Verlusten der Ukraine seien die Kosten für Deutschland unbedeutend.
Roman Tscherwinskyj wird eine Verstrickung in den Anschlag auf die Nord-Stream-Leitungen auf dem Grund der Ostsee im September 2022 vorgeworfen. Die Operation soll eine Gruppe von ukrainischen Tauchern von einer gemieteten Segeljacht aus verübt haben. Tscherwinskyj soll laut übereinstimmenden Medienberichten der „Koordinator“ der Operation gewesen sein.
Als die Beschuldigungen öffentlich wurden, saß Tscherwinskyj bereits wegen anderer Vorwürfe im Gefängnis. Im Juli dieses Jahres wurde er gegen Kaution in den Hausarrest entlassen. Seither trägt er eine elektronische Fußfessel. In der Ukraine gilt er als Geheimdienstlegende. Er soll an mehreren Spezialoperationen beteiligt gewesen sein. (cz)
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