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„Der Kampf ist noch nicht vorbei“: RSF-Miliz will Gefechte um Präsidentenpalast im Sudan weiterführen
Fast zwei Jahre nach Beginn des blutigen Machtkampfs im Sudan hat die Regierung den Präsidentenpalast von der RSF-Miliz zurückerobert. Diese kündigt nur Stunden später weitere Kämpfe an – und meldet Tote.
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Im Sudan hat die RSF-Miliz nur Stunden nach der Rückeroberung des Präsidentenpalastes durch die Armee weitere Gefechte angekündigt. „Der Kampf um den Präsidentenpalast ist noch nicht vorbei“, erklärte die Miliz am Freitag im Onlinedienst Telegram. Weiter hieß es, die Kämpfer hätten „mehr als 89 feindliche Personen“ getötet und zahlreiche Militärfahrzeuge zerstört.
Die sudanesische Armee eroberte nach Regierungsangaben zuvor den Präsidentenpalast in Khartum von der RSF-Miliz zurück. „Die Fahne ist gehisst, der Palast ist zurückgekehrt“, schrieb der sudanesische Informationsminister Khaled al-Esir auf der Plattform Telegram. Ein Armeesprecher sprach am Freitagmorgen von einer „Krönung unserer Erfolge“.
Laut dem Sprecher wurden „Kämpfer und die Ausrüstung des Feindes vollständig vernichtet“. Auch mehrere Ministeriumsgebäude seien wieder unter Kontrolle der Armee. Die Miliz äußerte sich zunächst nicht dazu. Vorangegangen waren schwere Kämpfe in den vergangenen Tagen. Ein RSF-Sprecher sprach am Donnerstag von mehr als 600 Toten bei der Miliz.
Siegesfeiern in Khartum
Schon vor den offiziellen Mitteilungen waren in Khartum und angrenzenden Städten wie Omdurman spontane Siegesfeiern ausgebrochen, nachdem Soldaten und Augenzeugen in sozialen Medien Bilder und Videos vom Präsidentenpalast gepostet hatten. Trotz deutlicher Kampfspuren schwenkten jubelnde Soldaten dort sudanesische Flaggen und Gewehre.
Das sudanesische Militär hatte bereits vor Wochen eine große Offensive gestartet, um die RSF aus der Hauptstadt Khartum zurückzudrängen. Die Eroberung des Präsidentenpalastes ist ein Signal für Erfolge der Armee. Der Palast gilt als Symbol der Unabhängigkeit des Landes. Dass der Palast im muslimischen Fastenmonat Ramadan zurückerobert wurde, wurde nun besonders herausgestellt.
Millionen Menschen vertrieben
Im Sudan tobt seit bald zwei Jahren ein Machtkampf zwischen De-facto-Staatschef Abdel Fattah al-Burhan und dessen früherem Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo, dem Kommandeur der RSF (Rapid Support Forces). Nach UN-Angaben sind durch den Konflikt mittlerweile 12,9 Millionen Menschen vertrieben worden. Damit hat der Bürgerkrieg in dem nordostafrikanischen Land die weltweit größte Flüchtlingskrise ausgelöst. Zehntausende Menschen wurden nach UN-Angaben bei den Kämpfen bisher getötet.
Trotz der jüngsten Erfolge der Armee im Großraum Khartum sowie in dem als Kornkammer des Sudans geltenden Bundesstaat Al Dschasira ist ein Ende des Bürgerkriegs nicht abzusehen. Die Regierungstruppen haben im Osten des Landes strategisch wichtige Gebiete zurückgewonnen. Anders sieht es allerdings in den westlichen Landesteilen aus, insbesondere in der Region Darfur.
Seit bald einem Jahr wird dort um die Kontrolle der Stadt El Fascher gekämpft. Die Hauptstadt von Nord-Darfur ist die letzte Großstadt in Darfur, die noch unter Kontrolle der Regierungstruppen steht. Die andauernden Kämpfe und die Belagerung der Stadt haben auch schwere Auswirkungen auf das wenige Kilometer entfernte Flüchtlingslager Samsam, in dem Schätzungen zufolge 500.000 bis eine Million Menschen leben.
Die humanitäre Lage in dem Lager hat sich zuletzt weiter zugespitzt, da unter anderem das Welternährungsprogramm und Ärzte ohne Grenzen, einige der letzten internationalen Organisationen vor Ort, ihre Arbeit aus Sicherheitsgründen einstellen mussten. Beiden Seiten des Konflikts - aber insbesondere der RSF - werden schwere Menschenrechtsverletzungen, sexuelle Gewalt und willkürliche Erschießungen von Zivilisten vorgeworfen. Den RSF werden auch ethnische Vertreibungen in der Region Darfur zur Last gelegt.
Derzeit bemüht sich die RSF zusammen mit weiteren politischen und militärischen Gruppen um den Aufbau einer Gegenregierung in den von ihr eroberten Gebieten. Das Gründungstreffen für diese Parallelregierung hatte vor wenigen Wochen in der kenianischen Hauptstadt Nairobi stattgefunden. Die sudanesische Regierung warf dem ostafrikanischen Land daraufhin Unterstützung für die RSF vor und verbot die Einfuhr kenianischer Waren. (dpa, AFP)
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