
© Reuters/Evelyn Hockstein
Die Lehren aus dem Zollstreit: Europa muss sich auf weitere Eskapaden Trumps vorbereiten
Die EU und die USA haben ihren Handelsstreit beigelegt. Jetzt aber darf sich Europa von US-Präsident Trump nicht noch einmal überrumpeln lassen. Nur dann kann die EU gestärkt aus dem Streit hervorgehen.

Stand:
Der Zollstreit zwischen der EU und den USA hat endlich ein Ende. Vorerst zumindest, denn niemand weiß, ob Donald Trump in einigen Monaten eine neue „Unfairness“ gegenüber den USA im Welthandelssystem entdeckt.
Der US-Präsident hat bewiesen, dass er nicht davor zurückschreckt, die halbe Welt mit seinen Zolldrohungen zu terrorisieren. Sein abstruses Verhandlungsprinzip: Alles ist möglich, auch das Gegenteil.
Dass in diesem Spiel langfristig vor allem die USA zum Verlierer werden, interessiert ihn nicht, Trump sucht den schnellen, persönlichen Erfolg im Scheinwerferlicht.
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Wer hinter seinem Tun eine Logik sucht, wird enttäuscht. Brasilien wurde mit Zöllen belegt, weil gegen den Trump-Freund und Ex-Präsident Jair Bolsonaro ein Verfahren wegen eines Putschversuches läuft. Kanada kam auf die Liste, weil das Land in seinen Augen nicht entschlossen genug gegen den Drogenhandel vorging.
Und die EU wurde mit Zöllen belegt, weil Trump die Union, die nicht in sein Weltbild passt, schlicht zerstören will.
Europa muss in Zukunft seine Stärke als ökonomische Weltmacht gezielt einsetzen und auch bereit sein, geopolitisch zu denken und zu handeln.
Knut Krohn
Europa muss aus den ebenso turbulenten wie verwirrenden Monaten einige grundsätzliche Lehren ziehen. Deutlich wird, dass sich die EU nicht spalten lassen darf. Dieser Vorwurf geht auch an Deutschland.
Europa muss sich wehren
Bundeskanzler Friedrich Merz versuchte, sich als Trump-Versteher zu positionieren, kritisierte immer wieder die Verhandlungsführung der EU-Kommission und forderte einen schnellen Deal zum Vorteil der heimischen Industriebetriebe. Dieses egoistische Ausscheren sorgte für Ärger in Brüssel, was natürlich auch in Washington registriert wurde.
Zudem muss sich Europa auf weitere wirtschaftliche Eskapaden Donald Trumps vorbereiten. Die EU darf sich nicht noch einmal überrumpeln lassen, sie muss bereit und auch gewillt sein, sich sofort und hart zu wehren.
Zu lange hat die Union in diesem Zollstreit auf die Einhaltung des geltenden Rechts gepocht, obwohl klar war, dass Trump im Zweifel die internationale Ordnung nicht interessiert. Der US-Präsident muss wissen, dass bei einem zukünftigen Handelsstreit etwa die großen US-Digitalkonzerne von der EU nicht verschont werden.
Eine richtige Lehre hat Europa aus dem Zoll-Schock bereits gezogen. Brüssel knüpft verstärkt Verbindungen zu anderen Weltregionen und versucht – abseits der beschädigten Verbindungen zu den USA – eine Art alternativer, regelbasierter Handelsordnung aufzubauen. Darin liegt die Chance für Europa. Die EU kann sich als wirtschaftskräftiger und verlässlicher Partner profilieren.
Donald Trump hat in den ersten Monaten seiner Präsidentschaft viel Vertrauen in die USA als führende westliche Wirtschaftsmacht verspielt.
Europa muss in Zukunft seine Stärke als ökonomische Weltmacht gezielt einsetzen und auch bereit sein, geopolitisch zu denken und zu handeln.
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