
© IMAGO/Katie Godowski
Die Wut im Wahlkampf nutzen: „Da haben Mamdani und Trump manches gemeinsam“
Zohran Mamdani regiert jetzt New York – in den USA gilt es als schwierigstes Amt nach dem des Präsidenten. Der Politikwissenschaftler Costas Panagopoulos erklärt, was die Demokraten aus seinem Sieg lernen können.
Stand:
Costas Panagopoulos, Sie sind Politikwissenschaftler und Experte für Wahlkampagnen. Welche Schlüsse ziehen Sie aus dem Sieg von Zohran Mamdani, der vergangene Woche in New York zum neuen Bürgermeister gewählt wurde?
Das Entscheidende für mich ist: Das Wahlergebnis zeigt, wie frustriert viele Wählerinnen und Wähler mit dem Status quo in den USA sind. Sie haben genug von etablierten Politikern, bei denen sie das Gefühl haben, dass sie nicht auf ihre Probleme eingehen und auf das, was in ihrem Alltag am wichtigsten ist.
Mamdani und andere Politiker wie er nutzen diese Frustration und Wut erfolgreich, um gewählt zu werden.
Die Frustration der Wähler ausnutzen, klingt das nicht sehr nach der Taktik von Donald Trump?
Zum Teil stimmt das, da haben Mamdani und Trump manches gemeinsam. Beide traten als Außenseiter an. Auch Mamdani ist es gelungen, über die sozialen Medien und mit einer klaren Botschaft, an die er sich im Wahlkampf streng gehalten hat, eine Anhängerschaft aufzubauen. So konnten vor allem unzufriedene Wähler eingefangen werden, die man über klassische Wege kaum erreicht.
Also eine Art linker Populismus im Widerstand gegen Trump?
Das kann funktionieren. Aber die Demokraten müssen eine feine Linie wahren: zwischen dem, was mobilisiert, und dem Risiko, moderatere Wähler und jene der moderaten Mitte zu verprellen.
Es ist ein Balanceakt – so wie auch die Republikaner darauf achten müssen, nicht zu sehr den rechten Rand zu bedienen.
Erst wenn sich zeigt, dass seine Politik tatsächlich wirkt, kann man sagen, ob sie hilfreich und effektiv ist – oder nicht.
Costas Panagopoulos, Politikwissenschaftler, über die linke Agenda von Mamdani
Für New York ist genau das gelungen. Was können Demokraten aus dem Sieg lernen?
Das hängt davon ab, was jetzt passiert. Mamdanis Sieg ist auch ein Test: Viele Wähler hatten Bedenken wegen seiner linken Ideen. Erst wenn sich zeigt, dass seine Politik tatsächlich wirkt, kann man sagen, ob sie hilfreich und effektiv ist – oder nicht.
Woran werden wir erkennen, dass Mamdanis Sieg vielleicht tatsächlich ein Wendepunkt ist?
Hier müssen wir die Umfragen genau verfolgen. Wenn er nach seiner Amtseinführung beginnt, seine Politik umzusetzen – und seine Zustimmungswerte in New York steigen –, dann wäre das ein Zeichen. Wenn sie dagegen sinken oder stagnieren, wäre sein Modell kaum übertragbar.
Was würden Sie den Demokraten dann raten – mit Blick auf die Midterms?
Kampagnen sind keine Einheitsprodukte. Die Strategien müssen zu Kandidaten und Regionen passen. Mein Rat: Nicht nach einem Posterboy oder einer einheitlichen Botschaft für die ganze Partei suchen.
Was könnte die Botschaft sein?
Die Lage der Wirtschaft wird überall das zentrale Thema bleiben – das verbindet. Aber Lösungen für komplexe ökonomische Probleme sind schwer zu finden, und die Ansichten darüber sind regional sehr unterschiedlich.
Was wäre der größte Fehler, den die Demokraten jetzt machen könnten?
Die jüngsten Erfolge bei den Gouverneurs- und Bürgermeisterwahlen dürfen nicht als Selbstverständlichkeit hingenommen werden. Und sie dürfen nicht annehmen, dass historische Kräfte in Staaten, die gefühlt schon immer demokratisch regiert wurden, allein weitere Siege garantieren.
Sie müssen wachsam bleiben und weiterhin klare Alternativen zu Trump und den Republikanern bieten, die die Menschen wirklich überzeugen. Wenn sie dann noch Mamdanis Wahlkampfmethoden – eine klare Message und eine sehr gute, professionelle Social-Media-Arbeit, die „verlorene Wähler“ zu erreichen versucht – anwenden, dann wären sie auf einem guten Weg.
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