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Ein russischer Soldat steht vor dem Kernkraftwerk Saporischschja Wache.

© REUTERS/ALEXANDER ERMOCHENKO

Diesel reicht für zehn Tage: Atombehörde sieht in AKW Saporischschja keine Gefahr – aber warnt vor Sicherheitslage

Das vom Stromnetz abgeschnittene AKW wird mithilfe dieselbetriebener Notstromgeneratoren am Laufen gehalten. Die Internationale Atomenergiebehörde hält die Sicherheitslage für „nicht tragbar“.

Stand:

In dem seit mehr als einer Woche vom Stromnetz getrennten ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja besteht nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) derzeit keine unmittelbare Gefahr.

Mit Dieselkraftstoff betriebene Notstromgeneratoren hielten das von russischen Truppen kontrollierte AKW derzeit am Laufen, erklärte IAEA-Chef Rafael Grossi in einer in der Nacht zum Mittwoch veröffentlichten Mitteilung. Es handle sich um die bisher längste Unterbrechung der Stromversorgung im größten Atomkraftwerk Europas, fügte Grossi an.

Die Generatoren sind nicht dafür ausgelegt, so lange in diesem Modus zu arbeiten.

Wolodymyr Selenskyj

Von der IAEA hieß es weiter, die Verwaltung des Kraftwerks habe sie darüber informiert, dass die derzeitigen Dieselreserven vor Ort noch für zehn weitere Tage reichen, durch „regelmäßige“ Treibstofflieferungen werde dieses Niveau aufrechterhalten.

Am 11. August 2024 geriet ein Kühlturm des russisch kontrollierten Kernkraftwerks Saporischschja in Brand.

© AFP/HANDOUT

„Das größte Atomkraftwerk Europas ist nun schon seit mehr als einer Woche ohne externe Stromversorgung, was bei weitem das längste derartige Ereignis in mehr als dreieinhalb Jahren Krieg ist“, betonte Grossi. „Der derzeitige Zustand der Reaktoreinheiten und der abgebrannten Brennelemente ist stabil, solange die Notstrom-Dieselgeneratoren ausreichend Strom zur Aufrechterhaltung der wesentlichen Sicherheitsfunktionen und der Kühlung liefern können“, fügte er hinzu.

Sicherheitslage im AKW Saporischschja „nicht tragbar“

Die Lage sei mit Blick auf die nukleare Sicherheit dennoch „eindeutig nicht tragbar“, betonte IAEA-Chef Grossi. Von einem Atomunfall würde keine der beiden Konfliktparteien profitieren. Grossi fügte an, er befinde sich im „ständigen Austausch“ mit beiden Konfliktparteien, mit dem Ziel, einen „raschen Wiederanschluss ans Stromnetz zu ermöglichen“. Eine Wiederherstellung der externen Stromversorgung sei in Anbetracht der Lage „äußerst wichtig“.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die Lage im Atomkraftwerk Saporischschja am Dienstagabend in seiner allabendlichen Videoansprache als „kritisch“ bezeichnet und von einer „Fehlfunktion“ eines der Notstromgeneratoren gesprochen.

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„Die Generatoren sind nicht dafür ausgelegt, so lange in diesem Modus zu arbeiten“, warnte der Ukrainer. „Wir haben bereits Informationen über den Ausfall eines Generators“, fuhr er fort. Die Sicherheitslage im Kernkraftwerk Saporischschja könne sich demnach zu einer „Bedrohung für alle“ entwickeln.

AKW Saporischschja ist größte Nuklearkraftwerk Europas

Das AKW Saporischschja ist seit Dienstag vergangener Woche von der Stromversorgung abgeschnitten. Der Betreiber der Anlage, welcher der russischen Atomenergiebehörde Rosatom untersteht, hatte die ukrainischen Truppen für die Trennung der Anlage vom Stromnetz verantwortlich gemacht.

Das Akw Saporischschja befindet sich im Süden der Ukraine rund 55 Kilometer von der gleichnamigen Stadt entfernt nahe der Stadt Enerhodar. Mit seinen sechs Reaktoren ist es das größte Nuklearkraftwerk Europas.

Stromversorgung verhindert Kernschmelze

Die russische Armee hatte das Akw bereits Anfang März 2022, also kurz nach Beginn ihrer Invasion in dem Nachbarland, unter ihre Kontrolle gebracht. Die sechs Reaktoren des Kraftwerks, die vor dem Krieg etwa ein Fünftel des Stroms der Ukraine produzierten, wurden nach der Übernahme durch Moskau abgeschaltet.

Die weiterhin von Russland besetzte Anlage liegt nahe der Frontl und wurde immer wieder beschossen, wofür sich Russland und die Ukraine gegenseitig verantwortlich machten.

Der Beschuss hat bereits mehrmals zu einer Abkopplung des Kraftwerks vom ukrainischen Stromnetz gesorgt – dann müssen Notgeneratoren einspringen. Für einen sicheren Betrieb der Anlage ist eine zuverlässige Versorgung mit Strom vonnöten. Damit werden die Kühl- und Sicherheitssysteme aufrechterhalten, die eine Kernschmelze verhindern. (AFP, mira, Reuters)

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