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Wahlurnen vor einer US-Flagge

© Getty Images/iStockphoto

Erster Stimmungstest für Trump: Das müssen Sie über die anstehende Wahlnacht in den USA wissen

Zwei Gouverneurs- und mehrere Bürgermeisterwahlen, dazu eine wichtige Abstimmung über Wahlkreise: An diesem Dienstag wird es spannend in den USA. Das Wichtigste im Überblick.

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Erst ein Jahr ist seit der Präsidentschaftswahl in den USA vergangen, neun Monate seit der Inauguration. Aber Donald Trump verändert das Land in seiner zweiten Amtszeit in einer Konsequenz und einem Tempo, dass man als Beobachter kaum hinterherkommt.

Ob Einwanderung, Zölle, Bundesbehörden oder Außenpolitik – als Präsident schneidet er fast alles auf sich zu, setzt sich zum Teil über Justiz und Kongress hinweg.

Die große Bewährungsprobe für die Politik des Republikaners steht im kommenden Jahr bei den Zwischenwahlen an, wenn unter anderem Repräsentantenhaus und Senat in weiten Teilen neu zusammengesetzt werden.

Doch einen kleineren Stimmungstest gibt es bereits an diesem Dienstag, traditionell ein Wahltag in den USA. Gouverneure und Bürgermeister werden neu bestimmt, zudem steht eine wichtige Entscheidung in Kalifornien an.

Die Abstimmungen gelten als erster Prüfstein für Trump, seine Politik und sein zunehmend autoritäres Auftreten.

Wo wird es besonders spannend, und was sollte man im Blick behalten?

1. Die Gouverneurswahlen

Während die meisten anderen erst im November 2026 dran sind, werden zwei der 50 US-Bundesstaaten bereits an diesem Dienstag ihre neuen Gouverneure wählen: Virginia und New Jersey.

Zwei Frauen treten in Virginia gegeneinander an

Im Commonwealth Virginia stehen sich zwei Frauen gegenüber: die Demokratin Abigail Spanberger und die Republikanerin Winsome Earle-Sears. Der republikanische Amtsinhaber Glenn Youngkin kann nicht noch einmal antreten, da die Verfassung des Bundesstaats aufeinanderfolgende Amtszeiten verbietet.

Die Demokratin Abigail Spanberger führt derzeit in den Umfragen.

© AFP/Getty Images/Win Mcnamee

Eigentlich scheint es entschieden: Die ehemalige Kongressabgeordnete Spanberger führt seit Beginn des Wahlkampfes in den Umfragen. Doch die angespannte politische Lage macht nationale Themen zum Teil der Debatte.

So geht es neben hohen Energiepreisen und Jobs vor allem um den Regierungsstillstand, den sogenannten „government shutdown“.

Republikanerin Winsome Earle-Sears will ihrem Parteikollegen Glenn Youngkin ins Gouverneursamt folgen.

© AFP/Getty Images/Anna Moneymaker

In Virginia hat das zur Folge, dass Tausende Bundesbedienstete freigestellt sind. Republikaner und Demokraten konnten sich im US-Kongress nicht auf einen Haushalt einigen, weshalb die Regierungsarbeit mangels Personal seit mehr als einem Monat teilweise liegen bleibt.

Die Frage wird in Virginia sein: Wem geben die Wähler die Schuld an dieser Situation – Trumps Republikanern oder den Demokraten?

Umkämpftes New Jersey

New Jersey ist noch umkämpfter. Hier treten die Demokratin Mikie Sherrill und der Republikaner Jack Ciattarelli gegeneinander an.

Zwar liegt Sherrill, eine ehemalige Helikopterpilotin der Navy, in den Umfragen vor ihrem Rivalen. Sollte sie gewinnen, wäre es seit 60 Jahren das erste Mal, dass in New Jersey dreimal in Folge ein Gouverneur derselben Partei gewählt würde.

New Jerseys demokratische Gouverneurskandidatin Mikie Sherrill führt knapp vor ihrem republikanischen Konkurrenten.

© dpa/Angelina Katsanis

Doch es ist extrem knapp, je nach Befragungsinstitut führt Sherrill nur mit einem einzigen Prozentpunkt. Entsprechend schickte die Partei prominente Demokraten wie den früheren Präsidenten Barack Obama oder Ex-Verkehrsminister Pete Buttigieg im Wahlkampf an ihre Seite.

Der derzeitige Gouverneur, Demokrat Phil Murphy, kann nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten. Eigentlich ist der an New York City angrenzende Staat fest in demokratischer Hand, seit 1992 bekam jeder Präsidentschaftskandidat der Partei hier die meisten Stimmen.

Auch bei der vergangenen Präsidentschaftswahl stimmte die Mehrheit hier für Kamala Harris. Doch die Demokratin und Vizepräsidentin unter Joe Biden gewann in New Jersey nur einstellig – Trump kam einem Sieg dort so nahe wie kein Republikaner seit 1992.

Der republikanische Kandidat Jack Ciattarelli hat Trumps Unterstützung.

© AFP/Getty Images/Andres Kudacki

Der US-Präsident hat eine Wahlempfehlung für seinen Parteikollegen Ciattarelli ausgesprochen – und die Republikaner hoffen, dadurch die Chancen für ihren Kandidaten erhöhen zu können.

Auch in New Jersey spielen nationale Themen eine Rolle, von denen die Demokraten wiederum hoffen, dass sie den Republikanern schaden.

Unter anderem geht es um die Entscheidung der Trump-Administration, die Gelder für das Hudson River Tunnel Project zurückzuhalten – ein wichtiges Infrastrukturvorhaben für alle Pendler im Bundesstaat. Auch in New Jersey stellt sich deshalb die Frage: Rechnen die Wähler mit Trumps bisheriger Politik ab?

2. Abstimmung über Kaliforniens Wahlkreise

Was zunächst sehr technisch klingt, ist eine der spannendsten Wahlen an diesem Dienstag. Denn bei der Entscheidung um den Zuschnitt der Wahlkreise in Kalifornien geht es nicht nur um den Widerstand gegen Trump. Sie ist auch ein erster Stimmungstest für einen der Topfavoriten der Demokratischen Partei für die Präsidentschaftskandidatur.

Gavin Newsom, Gouverneur von Kalifornien, hat sich in den vergangenen Monaten mit hartem Widerstand gegen Trump profiliert. Auch mit der jetzt anstehenden Abstimmung, die Newsom angesetzt hat.

Auslöser war der Druck Trumps auf republikanische Politiker in Texas: Auf Drängen des Präsidenten schnitt die dortige Legislative die Wahlkreise zu ihren Gunsten zu – ein Vorgang, der auch als „Gerrymandering“ bekannt ist. Die Republikaner wollen so bei der Wahl im November 2026 fünf zusätzliche Sitze im Repräsentantenhaus dazugewinnen.

Newsoms Reaktion folgte prompt: Man werde sich das nicht gefallen lassen – und im eigenen Staat ebenso verfahren.

Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom gilt als einer der Favoriten für die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten.

© AFP/Getty Images/Connelly

In Kalifornien ist das allerdings nicht so einfach. Unter dem ehemaligen Gouverneur Arnold Schwarzenegger wurde 2010 eine Kommission eingesetzt, die das parteiische Zuschneiden von Wahlkreisen verhindern soll. Sie ist zudem Teil der kalifornischen Verfassung. Auch deshalb ist der Vorschlag zeitlich auf fünf Jahre begrenzt, in denen Kalifornien für die Demokraten günstige Wahlkreise bekommen soll.

Die Kritik von republikanischer Seite ist erwartungsgemäß groß, doch auch eigentlich den Demokraten zugeneigte Politiker werfen Newsom vor, durch diesen Schritt zu viel Macht an sich reißen zu wollen.

Der Gouverneur gibt sich trotzdem unbeirrt. Es gehe hier nicht nur um Kalifornien oder Trump, sagte Newsom jüngst. „Es geht letztlich um die Zukunft unseres Landes.“

3. Die Bürgermeisterwahlen

Auch auf lokaler Ebene werden an diesem Dienstag viele Entscheidungen fallen. Die am meisten beachtete Wahl ist die in New York. Dort liegt der linke Demokrat Zohran Mamdani in Umfragen vorn. Doch nach den ersten Zahlen zur Wahlbeteiligung könnte es noch spannend werden.

Am Montag drohte Trump damit, der Stadt im Falle eines Siegs von Mamdani Gelder zu streichen, und rief dazu auf, den früheren Gouverneur Andrew Cuomo zu wählen. Eigentlich gehört der zu den Demokraten, tritt in New York aber als unabhängiger Kandidat an.

Aber nicht nur in New York wird ein neues Stadtoberhaupt gewählt. In mehr als 50 Städten im ganzen Land sind Amerikaner dazu aufgerufen, neue Bürgermeister oder lokale Parlamente zu bestimmen. In 32 von ihnen tritt ein Demokrat zur Wiederwahl an – so auch in den fünf größten Städten auf der Liste mit mehr als 500.000 Einwohnern: Charlotte, Seattle, Boston, Albuquerque und Atlanta.

Können die Demokraten ihre Posten verteidigen?

Große Überraschungen dürfte es dort nicht geben. In Boston (Massachusetts) etwa tritt die amtierende Bürgermeisterin Michelle Wu ohne Herausforderer an. Auch in anderen Städten sieht es so aus, als könnten die Demokraten ihre Posten verteidigen.

Worauf man trotzdem achten kann: Ein geringerer Vorsprung der Demokraten im Vergleich zum letzten Ergebnis spräche wohl für wachsende Unterstützung von Trumps Kurs. Ein Stimmenzuwachs hingegen ließe sich als Gegenreaktion auf dessen Politik lesen.

Trotz lokaler Eigenheiten spiegeln die Wahlkämpfe nationale Stimmungen wider. In Charlotte (North Carolina) etwa überlagert die Debatte um öffentliche Sicherheit viele andere Themen – ausgelöst durch die Tötung einer jungen Ukrainerin in der U-Bahn durch einen mehrfach verurteilten Straftäter.

Die Trump-Administration nutzte den Fall, um ihre Kritik an demokratisch regierten Städten zu verschärfen. Trump selbst forderte die Todesstrafe für den Täter. Für Bürgermeisterin Vi Lyles, die seit 2017 im Amt ist, blieb die Intervention des Weißen Hauses bisher folgenlos – sie gilt immer noch als klare Favoritin.

Auch in Cincinnati im Bundesstaat Ohio spielt die Regierung im Weißen Haus indirekt eine Rolle: Dort tritt der Halbbruder des Vizepräsidenten JD Vance, Cory Bowman, als Kandidat der Republikaner an. Chancen werden ihm allerdings kaum eingeräumt. Der Vizepräsident blieb sogar dem Wahlkampf fern.

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