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„Er machte erniedrigende Fotos des Getöteten“: Finnland verurteilt Russen wegen Kriegsverbrechen in der Ukraine
Zum ersten Mal wird jemand in Finnland wegen Kriegsverbrechen in der Ukraine verurteilt. Die besagten Schandtaten liegen bereits mehr als zehn Jahre zurück.
Stand:
Ein russischer Rechtsextremist ist in Finnland wegen in der Ukraine begangener Kriegsverbrechen zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
Das Amtsgericht der finnischen Hauptstadt Helsinki sah es als erwiesen an, dass der Mann als Mitglied und stellvertretender Kommandeur der Nationalistenmiliz Rusitsch bei Kämpfen in der Ostukraine im Jahr 2014 an vier verschiedenen Kriegsverbrechen gegen ukrainische Soldaten beteiligt gewesen war. Ein fünfter Anklagepunkt wurde fallengelassen.
Er machte und verbreitete erniedrigende Fotos des gefallenen Soldaten.
Urteilsbegründung des Gerichts in Helsinki
Der Mann war bereits im Sommer 2023 in Finnland, das auf einer Länge von 1.340 Kilometern an Russland grenzt, festgenommen worden.
Wofür wurde Woislaw T. verurteilt?
In dem Fall geht es um einen bewaffneten Angriff auf Soldaten eines ukrainischen Bataillons in der Region Luhansk. Nach Angaben des Gerichts war der verurteilte Woislaw T., der früher Jan P. hieß, unter anderem an der Tötung eines Soldaten beteiligt.
Der Urteilsbegründung zufolge sei dieser Anklagepunkt als schwerste der vier Kriegsverbrechen zu werten, da es „aufgrund seiner brutalen und grausamen Art einem Mord gleichkam.“ Er machte dabei den Angaben zufolge außerdem erniedrigende Bilder des Toten, die er später auch weiterverbreitete.
„Er machte am Tatort erniedrigende Fotos des getöteten Soldaten und verkündete im Internet und in den sozialen Medien, dass die Gruppe Rusitsch keine Gnade gewähren werde“, hieß es in der Urteilsbegründung.
Darüber hinaus wurde Woislaw T. in einem Anklagepunkt für schuldig befunden, in dem es um „die Körperverletzung eines verwundeten Soldaten“ geht. Die Kämpfer schlitzten dem Ukrainer laut Gericht ein sogenanntes Kolowrat in die Wange. Das auch „Speichenrad“ genannte Emblem wird von ultranationalistischen Gruppen und Neonazis in Russland und Osteuropa benutzt. Der ukrainische Soldat starb an den Folgen seiner Verletzungen.
Anwalt von Woislaw T. will Berufung einlegen
Wie der finnische Rundfunksender Yle berichtete, stritt der heute 38 Jahre alte Angeklagte die Verbrechen vor Gericht ab. Sein Anwalt kündigte demnach an, gegen das Urteil in Berufung gehen zu wollen.
Nach Senderangaben handelt es sich um den ersten Fall, in dem ein finnisches Gericht jemanden für Kriegsverbrechen in der Ukraine verurteilt hat. (dpa, mira)
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