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„Er starb mit dem Geruch der Schafe an ihm“: Der Papst arbeitete bis zum Tod – entgegen dem Rat seiner Ärzte
Hüfte, Knie, Darm und immer wieder die Lunge: Franziskus war schwer angeschlagen. Doch bis zu seinem Ableben am Ostermontag wollte er unbedingt seine Aufgabe erfüllen: den Schwächsten nah sein.
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Dass der Papst gesundheitlich schwer angeschlagen war, ist bekannt gewesen. Er erholte sich gerade von einer schweren Lungenentzündung, wegen der er mehrere Wochen im Krankenhaus war.
Dort war sein Zustand nach Angaben seiner Ärzte zwischenzeitlich so ernst, dass sein Tod befürchtet wurde. Am 23. März wurde Franziskus aus der Gemelli-Klinik entlassen. Die Mediziner hatten ihm zu einer mindestens zweimonatigen Schonzeit geraten.
Am Ostersonntag zeigte sich der 88-Jährige den Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom, spendete den Segen Urbi et Orbi. Später ließ er sich etwa eine Viertelstunde lang über den Petersplatz fahren, zahlreiche Menschen jubelten ihm zu, Kleinkinder wurden ihm zum Segnen ins Papamobil gereicht.
Absolute Ruhe ist keine Heilung.
Kardinal Michael Czerny
Die Meldung über seinen Tod nur einen Tag später kam daher für manche doch überraschend. „Hirnschlag, Koma, irreversibler Herzkreislauf-Zusammenbruch“, heißt es auf dem Totenschein. Am Samstag wird der Papst beigesetzt.
Franziskus gewährte am Ostersonntag vor seinem Auftritt auf dem Petersplatz dem US-Vizepräsidenten JD Vance mit Frau und dem kroatischen Ministerpräsidenten Andrej Plenkovic und dessen Familie Audienzen.
„Ich habe mich gefreut, ihn gestern zu sehen, obwohl er offensichtlich sehr krank war“, schrieb Vance am Montag in einem Beitrag auf X.
Die Treffen waren zwar nur kurz. Für jemanden, der sich nach einer langen Krankheit in der Rekonvaleszenz befand, hat Franziskus aber bereits wieder hart gearbeitet. Zu hart?
Biograf bezeichnet Franziskus als „Meister des Timings“
Kardinal Michael Czerny, ein hoher Beamter des Vatikans, der Franziskus nahe stand, sagte der Agentur Reuters, er glaube nicht, dass Franziskus sich unverantwortlich angestrengt habe.
„Absolute Ruhe ist keine Heilung“, sagte Czerny. „Er hat die Rekonvaleszenz mit seinem Dasein als Bischof von Rom in Einklang gebracht.“
Austen Ivereigh, ein Biograf von Franziskus, der auch ein Buch mit dem Papst im Jahr 2020 geschrieben hatte, sagte, der Pontifex „hörte sorgfältig auf den Rat seiner Ärzte, aber seine erste Priorität war seine Mission der Präsenz“. Franziskus, so Ivereigh, war „ein Meister des Timings“.
Der Biograf weiter: „Er sorgte dafür, dass wir zu Ostern einen Papst hatten und hielt seine Mission der Präsenz bis zum Schluss aufrecht.“
Teil des rechten Lungenflügels wurde Franziskus schon früh entfernt
Hüfte, Knie, Darm, Lunge – Franziskus kämpfte seit Jahren gegen zahlreiche Leiden. Wegen seiner nicht verheilenden Knieprobleme saß der Papst meist im Rollstuhl.
Das Knie und langjährige Hüftprobleme ließen ihn nur noch selten ein paar Schritte am Stock tun. Dass er dabei immer unsicherer wurde, zeigten zwei Stürze in seiner Wohnung im vatikanischen Gästehaus Santa Marta.
Bronchien und Lunge waren stets die Schwachstelle des gebürtigen Argentiniers, dem schon als junger Mann ein Teil des rechten Lungenflügels entfernt wurde, wie die Agentur KNA berichtet.
Die von den Ärzten angeordnete strikte Ruhe in der zweimonatigen Genesungsphase nach dem Klinikaufenthalt unterbrach er immer wieder.
Noch am Gründonnerstag besuchte er überraschend die große römische Haftanstalt „Regina Coeli“ und machte den Gefangenen dort Mut.
Bis zuletzt wollte er insbesondere benachteiligten und ausgegrenzten Menschen seine Nähe zeigen und für eine gerechtere Welt kämpfen.
Kardinal Czerny zitierte eine Anweisung, die Franziskus den katholischen Bischöfen oft gab, um sicherzustellen, dass sie ihren Schäfchen nahe waren: „Er starb mit dem Geruch der Schafe an ihm.“ (lem)
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