zum Hauptinhalt
Zohran Mamdani spricht zu seinen Unterstützern.

© REUTERS/JEENAH MOON

Update

Erdrutschsieg in New York: Linker Demokrat Mamdani wird erster muslimischer Bürgermeister – Schlappe für Trump

In seiner Siegesrede sagt Mamdani dem US-Präsidenten den Kampf an. Auch in anderen Staaten holen Demokraten wichtige Ämter. Für Trump ist die Bürgermeisterwahl ein deutliches Stimmungssignal.

Stand:

Es ist ein erster großer Stimmungstest für US-Präsident Donald Trump: In mehreren US-Bundesstaaten und Großstädten wurden am Dienstag (Ortszeit) Regierungsämter neu besetzt – und die Ergebnisse sind ein Rückschlag für die Republikaner.

Am deutlichsten zeigt sich das in New York. Dort wird der 34-jährige Zohran Mamdani als erster Muslim Bürgermeister der Millionenmetropole – und damit zu einem zentralen Gegenspieler Trumps. Nach Auszählung von mehr als 95 Prozent der Stimmen lag der linke Demokrat laut US-Medien uneinholbar vorne. Er setzte sich demnach mit rund zehn Prozentpunkten Vorsprung gegen den früheren Gouverneur Andrew Cuomo durch, der nach seiner Niederlage in der demokratischen Vorwahl als unabhängiger Kandidat angetreten war. Der republikanische Bewerber Curtis Sliwa landete abgeschlagen dahinter. Mehr als zwei Millionen Menschen gaben ihre Stimme ab – so viele wie seit 1969 nicht mehr.

Trump hatte noch kurz vor der Wahl zur Unterstützung Cuomos aufgerufen und im Falle eines Sieges Mamdanis gedroht, der Stadt sämtliche Bundesgelder zu streichen und die Nationalgarde zu entsenden.

In seiner Siegesrede suchte Mamdani dann sofort die offene Konfrontation. „In diesem Moment der politischen Dunkelheit wird New York das Licht sein“, sagte er am Abend vor jubelnden Anhängern in Brooklyn. Er wisse, dass Trump seine Rede verfolge, sagte Mamdani – und wandte sich direkt an den Präsidenten, dessen Regierung zuletzt scharf gegen Migranten vorgegangen war. New York werde eine Stadt der Einwanderer bleiben: „Um an einen von uns zu kommen, müssen Sie an allen von uns vorbei.“ Nach Auszählung von mehr als 97 Prozent der Stimmen galt Mamdanis Sieg als sicher; er dürfte damit zu einem der schärfsten progressiven Gegenspieler Trumps werden.

Mamdani galt als klarer Favorit

Der in Uganda geborene Sohn einer indischen Regisseurin und eines ugandischen Politikwissenschaftlers war politisch lange kaum bekannt. Mit einer stark digital ausgerichteten Kampagne und zehntausenden Freiwilligen gelang ihm jedoch ein rascher Aufstieg – besonders bei jungen Wählerinnen und Wählern sowie Menschen mit Einwanderungsgeschichte. Unterstützung erhielt er von linken Demokraten wie Bernie Sanders und Alexandria Ocasio-Cortez, während Teile des Partei-Establishments skeptisch blieben.

Der Wahlkampf war von scharfen persönlichen Angriffen geprägt. Trump nannte Mamdani einen „100 Prozent kommunistischen Irren“. Rechte Medien warfen ihm vor, radikale Positionen zu vertreten. Zudem sorgte Kritik Mamdanis an der israelischen Regierung für Spannungen, insbesondere bei jüdischen New Yorkerinnen und New Yorkern. Nach öffentlichem Druck betonte Mamdani das Existenzrecht Israels und verurteilte Antisemitismus. In New York lebt die größte jüdische Gemeinde außerhalb Israels.

Unter den Unterstützerinnen und Unterstützern von Mamdani in New York herrschte am Abend Freude.

© Getty Images via AFP/SPENCER PLATT

Mamdani finanzierte seinen Wahlkampf überwiegend durch Kleinspenden – ein bewusstes Signal gegen großen Geld- und Lobbyeinfluss. Sein Sieg gilt als Zäsur: Er könnte eine innerparteiliche Debatte unter Demokraten über den künftigen Kurs der Partei verschärfen. Mamdani und seine Verbündeten werten das Ergebnis als Beleg, dass linke Politik in den USA mehrheitsfähig ist.

Zwei demokratische Frauen siegen in Virginia und New Jersey

Auch jenseits von New York war der Wahlabend erfolgreich für die Demokraten. In New Jersey setzte sich laut Hochrechnungen die Demokratin Mikie Sherrill gegen den Republikaner Jack Ciattarelli durch.

Abigail Spanberger wird die erste Frau, die den US-Bundesstaat Virginia regieren wird.

© Getty Images via AFP/WIN MCNAMEE

In Virginia gewann die Demokratin Abigail Spanberger gegen die Republikanerin Winsome Earle-Sears – als erste Frau an der Spitze des Bundesstaates. In Pittsburgh holte Corey O’Connor laut US-Medienberichten das Bürgermeisteramt ebenfalls für die Demokraten.

Ein weiterer strategisch wichtiger Erfolg gelang der Partei in Kalifornien: In einer Sonderabstimmung votierte die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler für eine Reform der Wahlkreise. Mit dem neuen Zuschnitt der Bezirke hoffen die Demokraten, bei der Wahl zum US-Repräsentantenhaus im Jahr 2026 bis zu fünf zusätzliche Sitze zu gewinnen.

Der Vorstoß gilt als Reaktion auf republikanische Neuaufteilungen von Wahlkreisen in Staaten wie Texas, die von Präsident Donald Trump unterstützt werden. In Kalifornien war für die Änderung („Proposition 50“) ein Votum der Bürger nötig; bislang legt dort eine unabhängige Kommission die Wahlkreise fest. Das gezielte Neuzeichnen politischer Grenzen zur Sicherung von Mehrheiten ist in den USA unter dem Begriff „Gerrymandering“ bekannt und wird von beiden großen Parteien betrieben. (Tsp mit dpa/AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })