
© James Ross/AAP/dpa
Ermittler geben neue Details bekannt: Vater und Sohn haben Anschlag in Sydney über Monate akribisch geplant
Gut eine Woche nach den tödlichen Schüssen auf ein jüdisches Fest am Bondi Beach in Sydney werden weitere Erkenntnisse der Polizei bekannt. Demnach hatten die Täter für den Anschlag geübt.
Stand:
Die beiden mutmaßlichen Attentäter vom Bondi Beach im australischen Sydney, ein Vater und sein 24‑jähriger Sohn, haben ihren Terroranschlag auf ein jüdisches Fest nach Erkenntnissen der Ermittler über viele Monate hinweg sorgfältig vorbereitet.
Wie aus am Montag veröffentlichten Gerichtsunterlagen hervorgeht, kundschafteten die beiden Tatverdächtigen Sajid und Naveed Akram die Örtlichkeiten wenige Tage vor dem Angriff aus.
Demnach hielten sie „Schusswaffen-Trainings“ auf dem Land ab, vermutlich im australischen Bundesstaat New South Wales. Auf Bildern waren die beiden beim Abfeuern von Schrotflinten zu sehen. Dabei bewegten sie sich Behörden zufolge auf eine „taktische“ Weise.
Tätervideo im Stil des IS
Auf dem Mobiltelefon des Sohnes fand die Polizei ein im Oktober aufgenommenes Video: Darin sitzen beide Männer in schwarzen T‑Shirts vor einer IS‑Flagge, neben sich vier Langwaffen und Munition.
Der Sohn rezitiert auf Arabisch aus dem Koran. Anschließend sprechen beide auf Englisch über ihre Motivation und verurteilen unter anderem „Zionisten“. Die Behörden gehen davon aus, dass die Männer von der Ideologie der Terrormiliz Islamischer Staat beeinflusst waren.
Ablauf des Anschlags
Am 14. Dezember warfen der Vater und der Sohn bei ihrer Ankunft am Tatort vier selbstgebaute Sprengsätze in die Menschenmenge, die jedoch nicht detonierten. Weitere Sprengmittel wurden später in ihrem Auto gefunden, mit dem sie aus dem Vorort Campsie angereist waren.
Danach eröffneten sie das Feuer und töteten 15 Menschen. Der 50‑jährige Vater wurde von der Polizei erschossen, der Sohn schwer verletzt festgenommen.
Inzwischen hat man ihn vom Krankenhaus in eine Justizvollzugsanstalt im Osten Sydneys verlegt. Dort befindet sich auch das Long Bay Hospital, ein Hochsicherheitstrakt für medizinische und psychiatrische Fälle. Akram ist wegen 15-fachen Mordes und insgesamt 59 Straftaten angeklagt, darunter die Begehung eines Terrorakts.
Australiens Premier bittet jüdische Gemeinde um Verzeihung
Der australische Premier Anthony Albanese bat die jüdische Gemeinschaft in Australien unterdessen um Verzeihung. „Als Premierminister spüre ich die Last der Verantwortung für eine Gräueltat, die während meiner Amtszeit geschehen ist, und ich bedauere zutiefst, was die jüdische Gemeinschaft und unsere Nation insgesamt erlebt haben“, erklärte Albanese.

© dpa/Dominic Giannini
Seine Regierung werde sich „jeden Tag dafür einsetzen, die jüdischen Australier zu schützen, ihr Grundrecht als Australier zu schützen, stolz auf ihre Identität zu sein, ihren Glauben auszuüben, ihre Kinder zu erziehen und sich so umfassend wie möglich in die australische Gesellschaft einzubringen“.
Zudem kündigte Albanese härtere Gesetze gegen Volksverhetzung und Extremismus an. „Wir werden nicht zulassen, dass die vom IS inspirierten Terroristen gewinnen. Wir werden nicht zulassen, dass sie unsere Gesellschaft spalten, und wir werden das gemeinsam durchstehen“, sagte Albanese vor Journalisten.
Er forderte parteiübergreifende Unterstützung für die Einführung eines „verschärften Straftatbestands für Hasspredigten“ und weitere Gesetzesvorhaben.
Am Freitag hatte Albanese bereits eine Aktion zum Rückkauf von Waffen angekündigt. Australien werde Waffenbesitzer dafür bezahlen, dass sie „überschüssige, verbotene und illegale Schusswaffen“ abgeben, sagte Albanese.
Schusswaffenangriffe sind in Australien relativ selten. Automatische und halbautomatische Waffen sind dort verboten, seit ein Bewaffneter 1996 in Port Arthur auf der Insel Tasmanien 35 Menschen erschossen hatte. (dpa/AFP/Tsp)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: